Mit Elektromobilität gegen Versorgungsschwankungen
Lesen Sie hier wie Elektromobilität und Stromversorgung zusammenhängenLangsam erobern in den letzten Jahren Fahrzeuge mit Elektromotor Europas Straßen. Bisher handelt es sich zwar noch überwiegend um die derzeit boomenden Elektrofahrräder, um Leichtmobile und um Angebote des öffentlichen Verkehrs wie Taxis und Linienbusse. Doch in jüngster Zeit drängen auch immer häufiger reguläre Automodelle mit Elektromotor auf den Markt. Diese Entwicklung dürfte im Interesse aller Menschen liegen, die der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien positiv gegenüberstehen. Denn die Elektromobilität ist eine der Technologien, die die negativen Auswirkungen der Energiewende auf die Stabilität der Stromversorgung begrenzen können.
DSC00501 Berlin (Bild: Wolfgang Jung / Flickr)
Die Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie ist in hohem Maße von der Tages- und Jahreszeit abhängig. Bei steigenden Anteilen dieser beiden Energieformen kann es zu Engpässen kommen, wenn über längere Zeit weder der Wind weht noch die Sonne scheint. Andererseits kann es im gegenteiligen Szenario bei viel Wind und Sonne zu Überkapazitäten kommen, die ebenfalls die Netzstabilität gefährden können. Um diese Schwankungen auszugleichen, sind intelligente Konzepte zur Stromspeicherung gefragt. Die Verbindung von Elektromobilität mit einem engmaschigen Netz von Stromtankstellen und sogenannten intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) ist eines dieser Konzepte. Es wird unter dem Stichwort "Vehicle-to-Grid" diskutiert: Dabei sollen die Elektrofahrzeuge als Zwischenspeicher fungieren, die kurzfristige Schwankungen des Angebots im Stromnetz ausgleichen.
Fahrer von Elektroautos als Stromhändler
Smart Grids ermöglichen es auch dem Endkunden, von den Preisschwankungen durch erhöhte oder verminderte Stromproduktion zu profitieren. Der Preis für den Endkunden wird bei diesem Konzept kontinuierlich angepasst und die Stromzähler per Netzwerktechnik mit dem Energieversorger verbunden. Die Elektrofahrzeuge stellen in einem derartigen System einen großen Speicher dar: Die Akkus können bei einem großen Elektrizitätsangebot und folglich niedrigem Strompreis einen Teil der überschüssigen Energie speichern und in Zeiten mit einem geringeren Angebot und höherem Strompreis wieder ans Netz abgeben. Dies setzt voraus, dass flächendeckend intelligente Stromtankstellen an Parkplätzen vorhanden sind. Die Stromtankstellen müssten weiterhin mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet sein, damit der Besitzer eines Elektrofahrzeugs auch einen attraktiven Preis für den zwischengespeicherten Strom zurückerstattet bekommt. Sonst wäre der Anreiz zu niedrig, das eigene Auto auch in den Dienst der Versorgungssicherheit zu stellen. Elektroauto-Fahrer würden so zu Stromhändlern, die sich die Kapazität ihrer Akkumulatoren bezahlen lassen könnten.
Ein Pilotprojekt für diese "Vehicle-to-Grid"-Technik läuft zurzeit auf der dänischen Insel Bornholm. Das Edison-Projekt erforscht die stark schwankende Stromerzeugung durch die in Dänemark weit verbreiteten Windfarmen und die Wechselwirkungen mit der Elektromobilität. Auch im US-Staat Delaware wird an ähnlichen Konzepten gearbeitet und geforscht. Die Erkenntnisse dieser Projekte dürften die Marschroute für das weitere Vorgehen im Bereich Vehicle-to-Grid vorgeben.