Mitbewohner gesucht!

Bei mir lebt stets ein ganzer Teil Figuren, die kommen und gehen. Nicht immer so, wie ich sie gerade brauche. Aber immer faszinierend. Manche sind schon eine Weile da, manche haben sich ohne Einladung breitgemacht, manche zierten sich und mussten erst von der Wohngemeinschaft überzeugt werden. Alle bekommen eine Chance, in einem meiner Bücher aufzutreten. Wenn vielleicht auch nicht jeder in der Rolle, in der ich sie gerne gesehen hätte. Denn das Zusammenleben bringt wichtige Erkenntnisse darüber, ob sich der Charakter überhaupt für die Rolle eignet, die ich ihm zugedacht habe.

Wie soll mir das jetzt helfen?

Um einen Charakter in einer Geschichte glaubhaft rüberkommen zu lassen, musst du ihn und seine Motivation verstehen. Damit meine ich nicht, dass du weisst, ob er verheiratet ist oder blonde Haare und blaue Augen hat. Übrigens ist es hier wirklich sinnvoll, sich das aufzuschreiben. Nein, du solltest wissen, was ihn bewegt, wobei er sich gut fühlt, welche Marotten er hat und wie er sich in einzelnen Situationen verhält. Du lernst Menschen erst dann richtig kennen, wenn du Zeit mit ihnen verbringst. Und das kannst du ganz einfach, wenn du sie in deinen Alltag integrierst. Schließlich nehmen sie da nicht viel Platz weg.

Figuren mehr Tiefe geben durch eine Wohngemeinschaft

Lass dich von deinen Figuren durch den Tag begleiten. Am besten schon ab dem Aufstehen. Frage sie um Rat, lass sie untereinander diskutieren. Wer hilft beim Frühstück? Wer setzt sich nur hin und lässt sich bedienen? Wer sagt dir die Wahrheit, ob dir die neue Hose steht? Und wenn nicht, warum? Ist sie eifersüchtig? Neidisch? Na gut, kannst du verstehen, sie hat es in ihrem Leben nicht immer leicht gehabt. Aber ihr Freund ist wirklich ätzend. Machte am Anfang so einen guten Eindruck. Also doch nicht der Sunnyboy, für den du ihn gehalten hast. Jetzt kannst du auch verstehen, warum sie manchmal so mies drauf ist. Aber keiner kann sich auf Dauer von seiner besten Seite zeigen.

Dein Big Brother-Container für Romanfiguren

Du willst sie lieber nicht in deinem Haus haben? Dann begib dich in die Vogelperspektive. Sperre sie zusammen in eine kleine Wohnung und beobachte sie dabei, wie sie sich ans Leder gehen. Vielleicht bekommst du nach einer Woche ja trotzdem Lust, ihnen einen kleinen Besuch abzustatten und sich ihre Probleme anzuhören. Und wenn du dennoch gerne etwas aufschreiben würdest, dann mache aus ihrem Zusammenleben ein kleines Drehbuch, fernab von deiner eigentlichen Geschichte. Ich verspreche dir, dass bringt dich mit deinen Charakteren ein ganzes Stück weiter. Bei diesem Experiment kannst du gleich einen Charakterbogen ausfüllen.

 

Warum sich nicht von alten Mustern trennen? Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, wenn du nicht für jeden deiner Charaktere einen Figurenbogen angelegt hast. Denn du hast vor dem Schreiben schon viel Zeit mit ihnen verbracht und kennst sie mittlerweile in- und auswendig. Figuren mehr Tiefe geben - das ist nun kein Problem mehr für dich.

Laden ...
Fehler!