Bedeutung

Jedes Kloster hat eine bestimmte Bedeutung in der Geschichte und in der Politik. Rang und Stellung des Klosters spiegelte die politische Funktion desselben wieder, Klostervorsteher waren oft mit diplomatischen Missionen betraut. Kirchengeschichte entstand großteils in den Klöstern, viele Bischöfe und Metropoliten gingen daraus hervor. Als Klostergründer tauchten zumeist Äbte, Fürsten oder Metropoliten auf, Klostergründungen fanden sogar während der Tartarenherrschaft statt. Klöster sind diejenigen Zeitzeugen, die auch einige Katastrophen überdauern konnten, sofern sie aus Stein gebaut waren, beispielsweise konnten einige von ihnen den Bränden standhalten, von denen Moskau in seiner Geschichte so oft betroffen war.

Städteplanung

Klöster spielten auch eine bedeutende Rolle in der Städteplanung. Der Ivan-Velikij-Glockenturm im Kreml war der gemeinsame Fixpunkt, von ihm aus konnte man alle Klöster sehen. Auch konnte man von einem Kloster aus das nächste sehen. Alle Klöster der Stadt wurden so gebaut, dass sie von der Stadt und voneinander etwa gleich weit entfernt waren, höchstens fünf Kilometer. So entstanden Befestigungsringe rund um die Stadt. Die meisten Klöster waren Stifterklöster und hatten somit für den Stifter einen Zweck zu erfüllen. Dieser war meist nicht religiöser, sondern militärischer Art.

Das Verteidigungssystem war ausgeprägt, vor allem das des Simonov- und des Neujungfrauenklosters. Sie besaßen eine höher entwickelte Technik als viele andere Klöster. Einige Klöster dienten als Befestigungsvorposten: Das Danilov-, das Novospasskij-, das Simonov-, das Andronikov- sowie das Donkloster wurden so gebaut, dass sie leicht außerhalb des eigentlichen Befestigungsrings lagen.

Gründung und Besitz

Die Anordnung der einzelnen Elemente innerhalb der Klosteranlagen ist eher zufällig, es gibt nur wenige Gemeinsamkeiten. Dazu gehören die Hauptkirche in der Mitte, das Refektorium in deren Nähe sowie die Mönchszellen entlang der Mauer. Fast alle Klöster Moskaus wurden bis zum 15. Jahrhundert gegründet, im 16. Jahrhundert wurden sie beinahe alle umgebaut oder erweitert. Die einzigen Ausnahmen stellen das Neujungfrauenkloster und das Donkloster dar. Sie sind jüngeren Datums (1524 und 1591). Bis dahin gab es im Süden außer dem Danilovkloster kein bedeutendes Kloster. Gerade dort, wo man vor Tartareneinfällen nicht sicher war, gab es eine Lücke im Befestigungsring.

Bis auf das Donkloster wurden fast alle anderen Klöster noch im Großfürstentum Moskau gegründet, die wenigsten im Russischen Zarenreich und somit nach der Nikonchronik. Stadtpläne aus der Zeit um 1600 beinhalten keine oder spärliche Angaben über die Lage der Klöster. Im Plan des Architekten Ivan Miurin 1739 sind ein Großteil der Klöster verzeichnet. Das liegt möglicherweise in der veränderten Funktion der Klöster begründet. Es liegt die Vermutung nahe, dass man reine Wehranlagen vielleicht nicht in den Plan aufnehmen wollte, um Unbefugten so wenig Informationen wie möglich zu liefern.

Umbau

Ab dem 16. Jahrhundert wurden die vorherrschenden Holzbauten in Steinbauten umgewandelt, und zwar von innen nach außen. Als Erstes ersetzte man die Kirchen und Refektorien. Die Befestigungen waren anfangs weiterhin aus Holz, lediglich das Simonov-Kloster hatte steinerne Festungstürme. Ab dem 17. Jahrhundert wurden die restlichen Holzkonstruktionen ersetzt, die Klöster bekamen Steinmauern und Steintürme.

Zuerst war die Kathedrale das Zentrum, um die sich alles gruppierte, später vollzog sich ein Wandel in der architektonischen Gliederung. Durch den Verlust ihrer strategischen Bedeutung im 17. Jahrhundert verschob sich der Fokus der Klöster mehr auf den malerischen Aspekt. Beispielsweise wurde zum Schmuck weißer Stein verwendet. Die Glockentürme und die Ausgestaltung der ganzen Anlage gewannen an Bedeutung. Kleine Klöster wurden vielfach von Feudalherren oder durch kirchliche Einrichtungen finanziert.

Oft wurden sie später in Pfarreien umgewandelt oder verschwanden ganz.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es in Moskau etwa 20 Klöster, Ende des 17. Jahrhunderts bereits um die 50. Zur Zeit Peter I und noch extremer 1730-1740 unter Anna Iwanowna wurde das Mönchtum unterdrückt, da Mönche «fremde Arbeit verzehren». Es fand eine Eingliederung der Kirche in den Staat statt. Zur Zeit Katharinas II gab es nur noch 25 Klöster, zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa 20. Die Größenangaben der Klöster bemessen sich nach den Sloboden, also den Wohnsiedlungen der Klosterleute inkl. die der Bauern und Handwerker. Sie waren meist in der Nähe des Klosters angesiedelt.

Das Mönchtum

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Mönchtum einen starken Rückgang zu verzeichnen. Durch interne Streitigkeiten, Seuchen und Überalterung verringerte sich die Anzahl der Mönche erheblich. Auch fehlte der Nachwuchs.

Im 18. Jahrhundert fand eine Säkularisation des Klosterbesitzes aufgrund des Gesetzes von 1764 statt. Die Klöster wurden in verschiedene Klassen eingeteilt, die dann laut Zuordnung unterschiedliche Zuschüsse und Rechte erhielten. Zur ersten Klasse gehörten das Novospasskij-, das Simonov-, das Voznesenie- und das Neujungfrauenkloster. Der zweiten Klasse gehörten dann sieben Klöster an, der dritten Klasse acht. Alle anderen wurden keiner Klasse zugeordnet, waren damit außeretatmäßig und erhielten somit keinerlei Unterstützung. Die Klöster bekamen außerdem per Erlass von 1701 vom Staat Aufgaben zur Wohltätigkeit zugewiesen. Das erklärt auch, warum man neben den Klöstern oft Armenhäuser und Hospitäler findet. 1738 kamen die kirchlichen Güter unter staatliche Verwaltung, 1764 wurden sie staatliches Eigentum.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand das Mönchtum wieder mehr Zulauf. Das erklärt sich durch die Bevölkerungszunahme zu dieser Zeit, der verstärkten Zuwendung zur Religion sowie nach Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 der Freiheit, in ein Kloster eintreten zu können. In den Moskauer Klöstern wurde die Lebensform praktiziert, die ein gemeinsames Leben der Mönche vorsah, kein Privateigentum kannte und mit vorgeschriebenen Regeln bezüglich des Tagesablaufs. Doppelklöster, also gemischte Nonnen- und Mönchsklöster, wurden bereits Ende des 16. Jahrhunderts abgeschafft.

Sonja, am 15.03.2014
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Bildquelle:
Eigenes: Innenhof der Universität Krakau (Die Universität in Krakau)

Autor seit 13 Jahren
345 Seiten
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