Der Fischereisektor als wichtiger Global Player

Mit einem Jahresumsatz con 130 Milliarden Dollar gehören Fisch und Meeresfrüchte mit zu den meist gehandelten Gütern der Welt. Geschätzt 800 Millionen Menschen sind in der gesamten Fischereiindustrie tätig; das sind rund 11 Prozent der Weltbevölkerung.

Im Primärsektor Fischfang und Aquakultur arbeiten immerhin noch knapp 60 Millionen Menschen. Mit ihren 4,7 Millionen Fischfangbooten fischen sie jährlich 158 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, davon rund 91 Millionen aus Wildfang.

Es gilt, der Überfischung entgegen zu steuern, um Fisch auch für die Zukunft als wichtige Nahrungsquelle zu erhalten. Hier kommen die Umweltsiegel ins Spiel.

Fischerei-Produkte mit Umweltsiegel

Die bekanntesten Umweltsiegel auf Fischereiprodukten heißen MSC, Friend of the See (FOS), fair-fish und SAFE. MSC ist mit seinem Logo inzwischen das weltweit bekannteste ökologische Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm für nachhaltige Fischerei. MSC ist die Abkürzung für Marine Stewardship Council. MSC wurde 1997 von Unilever und dem WWF angeschoben und gegründet, um eine Lösung für das globale Problem der Überfischung zu bieten. Seit 1999 arbeitet MSC völlig unabhängig und finanziert sich durch Spenden und Lizenzverträge. Im Folgenden soll deshalb auf die Kriterien von MSC näher eingegangen werden.

Die Standards für nachhaltige Fischerei

Fischereiunternehmen können auf Antrag das Umweltsiegel für Fisch, der im Rahmen nachhaltiger Fischerei gefangen wurde, erhalten. Das MSC-Siegel wird vergeben, wenn diese Unternehmen folgende Standards einhalten:

  • Nachhaltigkeit, das heißt, es wird nur so viel Fisch gefangen wie auch wieder nachwächst.
  • Minimierung auch der sonstigen Auswirkungen der Fischerei auf die maritime Umwelt.
  • Vorhandensein eines effektiven Fischerei-Managementsystems, das auf eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen ausgerichtet ist und schnell auf Bestandsschwankungen reagiert.

Die Einhaltung der Standards wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen gemeinsam mit wissenschaftlichen Experten überprüft. Greenpeace kritisiert allerdings (zu Recht), dass MSC das Umweltsiegel auch für Fisch aus überfischten Regionen und für Schleppnetzfischerei vergibt. Andererseits kann nur da Fortschritt und nachhaltiger Fischfang erreicht werden, wo sinnvolle Schritte unternommen und auch neutral überprüft werden.

Wahrung eines Umweltstandards

Ein Umweltstandard wurde für nachhaltige Fischerei geschaffen, der die Einhaltung von drei Prinzipien garantiert:

Schutz der Fischbestände unter ständiger Beobachtung der Alters- und genetischen Struktur sowie der Geschlechterverteilung

Minimale Auswirkungen auf das Ökosystem. Hierunter versteht man die Minimierung der Auswirkungen auf das Ökosystem, Rücksicht auf andere Fischarten, Meeressäuger und Wasservögel, Beachtung des Beifangs und die Auswirkungen des Fanggerätes auf den Meeresboden sowie

Verantwortungsvolles und effektives Management, damit die Fischerei angemessen und schnell auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren kann. Sie hält relevante lokale und nationale Gesetze ein und hält sich an internationale Vereinbarungen.

Der Bewertungsprozess bei Wildfang und Fischzucht

Die Bewertung einer Fischerei nach MSC-Standard bedeutet die Einhaltung eines wissenschaftsbasierten Verfahrens, mit dem die Bestandssituation, die Auswirkungen der Fischerei auf das Ökosystem und das Management der Fischerei bewertet werden. Die Überprüfung aller wichtigen Punkte dauert über ein Jahr. Einmal pro Jahr gibt es Nachfolgeprüfungen, um sicherzustellen, dass die Fischerei den MSC-Anforderungen noch gerecht wird und/oder sich weiterhin verbessert. Nach fünf Jahren muss die Fischerei den gesamten Bewertungsprozess komplett neu durchlaufen, um erneut zertifiziert zu werden.

Die Bewertungskriterien des MSC-Programms waren ausschließlich für Fischereien auf Wildfisch erarbeitet worden; Aquakulturen können nach diesem Standard nicht bewertet werden.

Aquakulturen/Fischzuchten am Beispiel von Norwegens Küsten-Fischkulturen spielen jedoch eine immer wichtigere Rolle und müssen deshalb ebenfalls auf nachhaltige Weise durchgeführt werden. In Ergänzung zum MSC hat die Umweltorganisation WWF den ASC gegründet. Das Kürzel steht für "Aquaculture Stewardship Council". Sein Siegel zeichnet nachhaltig arbeitende Fischzuchten aus. Ähnlich wie der MSC ist der ASC eine Organisation, die auf Unabhängigkeit, Transparenz und Objektivität setzt.

Die Bedeutung von MSC-Fisch wächst immer mehr

Bereits 252 Fischereien sind MSC-zertifiziert, 99 Betriebe befinden sich in der Bewertungsphase und weitere rund 50 Betriebe in der Vorprüfungsphase.

Schon heute fangen die MSC-zertifizierten Fischereien über acht Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte. Zusammen fangen die Fischereien im MSC-Programm inklusive der Fischereien in Bewertung rund 10 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte oder rund 11 Prozent der gemeldeten Fischfangmenge weltweit. 

Auf den Fisch kommt es an

In Deutschland sind 6300 Produkte mit dem MSC-Siegel, in Österreich rund 1500 und in der Schweiz rund 1200 auf dem Markt. Weltweit sind als Kaufangebot an den Endverbraucher knapp 17.000 Produkte im Angebot, vom fertig zubereiteten Menü aus der Tiefkühltruhe bis hin zum frischen Fisch aus dem Fachgeschäft. In unterschiedlichen Produktvarianten sind mit dem MSC-Siegel fast alle Fischarten erhältlich. Dabei stehen bei deutschen Verbrauchern

Alaska SeelachsAlaska-Seelachs,

Wildlachs,

 

Eismeergarnele,Eismeergarnele (pandalus borealis)

 

 

 

Kabeljau/ DorschKabeljau/Dorsch,

 

 

HeringHering,

 

 

 

Scholle

 

Scholle,

Seelachs

 

Seelachs und

 

Weißer Thunfisch

weißer Thunfisch weit oben in der Beliebtheitsskala.(Fotos © MSC.org)

Das jüngste MSC-Siegel für die Ostsee-Heringsfischerei

Die Erzeugergemeinschaft Nord- und Ostseefischer ist die einzige MSC-zertifizierte Erzeugerorganisation in Deutschland. Nach Seelachs in der Nordsee und Dorsch in der östlichen Ostsee ist die Heringsfischerei die dritte MSC-zertifizierte Fischerei in dem Unternehmen. Die Ausrichtung auf ausschließlich bestandsschonenden und umweltgerechten Fischfang soll weiter vorangetrieben werden.

Hering ohne Nachhaltigkeitszertifikat hat sich für die Erzeugergemeinschaft immer schwerer vermarkten lassen. Die Prüfung dauerte sieben Jahre.

Kritik von Greenpeace

Dennoch erhielt das Siegel Kritik von Greenpeace, weil der laichfähige Heringsbestand in der westlichen Ostsee ist nur noch ein Drittel so groß wie vor 25 Jahren. Schuld daran sei laut Greenpeace die Fischerei, vor allen Dingen die Schleppnetzfischerei. "Deshalb ist", so Greenpeace, "die Vergabe des MSC-Siegels in diesem Fall ein irreführendes Signal an die Verbraucher und hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun." MSC aber will nach eigenen Angaben notwendige Änderungen im Management von Fischereien voranzubringen und Impulse für Fortschritte setzen. Es sollen nicht bestimmte Fischereitypen ausgeschlossen werden, sondern die Fischereien müssen gezielte Massnahmen umsetzen, um nach erfolgter Zertifizierung weiterhin das Siegel tragen zu können.

Laden ...
Fehler!