Update: die Musikalische Früherziehung in der Praxis:

Nachdem ich mir einige musikalische Früherziehungs-Kurse selber angesehen habe, fasse ich den tatsächlichen Ablauf bei der musikalischen Früherziehung so zusammen:

 

Hauptsächlich wird gesungen! Bei den 4-6-jährigen singen die Kinder (bei den ganz kleinen Kindern hauptsächlich die Erwachsenen).

Alle anderen hier aufgelisteten Aspekte der musikalischen Früherziehung werden nebenbei eingebaut: Das Instrumentenspiel beispielsweise, in dem kleine Rhythmusinstrumente an jedes Kind ausgeteilt werden und damit zu den Liedern gerasselt oder geklappert wird, idealerweise im richtigen Takt. Wenn man singt, hört man automatisch auch Musik, und vielleicht wird zwischendurch einmal auch Musik vorgespielt, zu der die Kinder nicht singen. Geschichten werden auch eingebaut, z.B. wird ausdrucksstark erzählt, dass der Frosch krank ist, und wie starke Magenschmerzen er hat, danach wird das Lied "der Frosch ist krank" gesungen. Auch Bewegung findet statt, indem man beim Singen im Kreis geht oder so ähnlich. Gegen Ende der musikalischen Früherziehung werden Orchesterinstrumente vorgestellt.

Den Unterschied zu "normalem" Singen in Krabbelgruppe und Kita sehe ich darin, dass die Leiterin garantiert musikalisch ist. Also selber die Töne richtig trifft und beurteilen kann, ob die Begleitgeräusche im Takt erfolgen.

 

Wenn die Kinder durch die musikalische Früherziehung lernen, in der richtigen Tonhöhe und im richtigen Takt zu singen und zu spielen, ist dies sehr gut – es hilft später auch sehr beim Erlernen eines Instruments, insbesondere der Streichinstrumente. Eine Theorie besagt auch, dass Kinder Tonhöhe und Rhythmus wie eine Sprache bis zum 6. Lebensjahr besonders gut lernen können. Nach einer Studie klappt allerdings nach Beendigung der musikalischen Früherziehung in der Regel nur das rhythmische Bewegen zu Musik gut. Das Rhythmus schlagen und das Singen in der richtigen Tonhöhe soll nur mittelgut gelernt werden. Entweder liegt es also doch am Talent, ob das klappt. Oder die Kurse sind nicht so gut. Möglicherweise lernen die Kinder allerdings in der Yamaha Music School besser richtig zu Singen; jedenfalls wird dort Solmisation (Singen von Tonstufen auf bestimmten Silben) praktiziert.

 

Videobeispiele von Kursen zur musikalischen Früherziehung finden Sie am Ende dieses Artikels ebenso wie Hilfsmittel zur "musikalischen Früherziehung" zu Hause.

Die Theorie

"Musikalische Früherziehung" im engeren Sinne, da sind sich alle einig - sind Kurse für ungefähr 4-6-jährige Kinder, die meist 2 Jahre dauern.

 

Aber auch für die musikalische Früherziehung für diese Altersgruppe ist eine vollständige ausführliche Definition gar nicht so einfach zu bekommen. Die beste allgemeine Definition, die ich gefunden habe ist, dass es sich um ein Unterrichtsfach handel, welches nicht nur die Liebe zur Musik wecken soll, sondern auch auf den späteren Gesangs- und Instrumentalunterricht vorbereitet. 

Es wurde sogar 1968 ein offizielles Unterrichtsprogramm des Verbandes deutscher Musikschulen erstellt, indem die Unterrichtsinhalte beschrieben sind. Die Unterrichtskonzepte und – schwerpunkte verändern sich allerdings immer mal wieder etwas. Als Bestandteile waren und sind jedenfalls vorgesehen die Ausbildung des Gehörs, die Beschäftigung mit Musikinstrumenten, das Singen, eine erste Notenkunde und Sonstiges wie Tanz.

1. Hören und musikalische Früherziehung

Hier also eine genauere Auflistung für die, die wissen wollen, was in so einem Kurs passiert.

Bei der musikalischen Früherziehung geht es zunächst um das Erkennen von Geräuschen und die Unterscheidung von hohen und tiefen Tönen.

Außerdem um das Thema Kennenlernen verschiedener Musikrichtungen - wie Musik anderer Kulturen. Vor allem aber um das Nahebringen klassischer Musik. Man geht davon aus, dass Kinder im Vorschulalter sich davon noch begeistern lassen, während sonst vielfach im Grundschulalter die Popmusik im Vordergrund steht und eine Heranführung an die klassische scheitert.

2. Musikinstrumente bei der musikalischen Früherziehung

Mit vier Jahren wird es zwar noch nichts mit Fagott spielen, aber eine Rassel schütteln oder auf eine Trommel oder ein Xylofon schlagen ist schon möglich. Dabei können die Kinder selber etwas tun, die Feinmotorik wird geschult. Sie lernen Tonabläufe kennen und schulen auch hier ihr Gehör.

Meist werden bei der musikalischen Früherziehung die Instrumente verwendet, die Carl Orff als Schul-Instrumentarium einführte. Er hat sich dazu Instrumente ausgesucht, die leicht zu bedienen, robust und preisgünstig sind. Es handelt sich dabei um solche, die man nur bewegen muss (Rasseln), auf die man mit der Hand oder einem Stab darauf schlägt (Trommeln, Xylofon und Triangel). Außerdem werden teilweise Melodicas und weitere Tasteninstrumente verwendet, seltener eine Blockflöte.

Auf diesen Instrumenten wird im allgemeinen nicht nur Herumgeschlagen, sondern es werden damit auch Instrumentalimprovisionen durchgeführt und Klanggeschichten gespielt.

Außerdem werden in der musikalischen Früherziehung Orchesterinstrumente vorgeführt, damit das Kind sein Lieblingsinstrument finden kann. Die Kinder lernen den Klang, die Funktionsweise und das Aussehen verschiedener Instrumente kennen, die gleich - oder einige Zeit nach - der Früherziehung erlernt werden können. Dazu gehören beispielsweise Streichinstrumente (Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass), Blasinstrumente (Blockflöten, Querflöte, Oboe, Klarinette, Saxofon, Fagott, Trompete, Horn, Posaune), Tasteninstrumente wie Klavier und Akkordeon und Zupfinstrumente wie Gitarre und Harfe.

Spielerisch werden die Musikinstrumente mit dem unten abgebildeten tiptoi-Buch dargestellt.

3. Singen

Zum Singen ist es notwendig, sprechen zu können. Beginn und Verlauf des Erwerbs der Redefähigkeiten sind bei Kindern sehr unterschiedlich, manche starten mit einem Jahr mit den ersten Worten, ungefähr mit 3 Jahren sprechen viele Mehrwortsätze, zwischen 4 und 6 Jahren klappen komplizierte Sätze.

Bei der musikalischen Früherziehung ist das Ziel die Entwicklung der Kinderstimme und der Aufbau eines Liedrepertoires.

 

Außerdem ist der Aufbau eines Empfindens für rhythmische Abläufe in der Sprache (neben der Rhythmik im Instrumentenspiel und in der Bewegung).

Ein Thema kann auch die Solmisation sein. Dabei werden Tonstufen auf bestimmten Silben wie Do Re Mi Fa gesungen, damit man ihren Ort im Tonsystem erkennt. Zusätzlich werden auch noch für jede Tonstufe andere Handzeichen verwendet.

Für die Solmisation wird das Keyboard benutzt. (Bild: Hans / Pixabay)

In Deutschland ist die Solmisation noch nicht so verbreitet, in vielen Kursen zur musikalischen Früherziehung wird sie daher nicht praktiziert. Das liegt sicher auch daran, dass die Solmisation einen hohen Abstraktionsgrad beinhaltet. In vielen anderen Ländern ist diese Technik dagegen sehr verbreitet, und sie soll beim Musizieren enorm helfen.

4. Elementare Notenlehre

Zunächst werden Bewegungsabläufe eingeführt, dann Symbolbilder und schließlich normale Noten. Anschließend werden die Unterschiede zwischen Viertel, Halben und Ganzen Noten gezeigt.

5. Sonstiges mit geringerem Musikbezug

Es wird getanzt, zum Erhalt der kindlichen Freude an der Bewegung zur Musik. Zum Erhalt der kindlichen Fantasie werden Theaterexperimente durchgeführt. Gelernt werden soll auch Integration, Kommunikation und es fänden soziale Reifeprozesse statt, was jedoch auch in den Kitas vermittelt wird.

Kurse zur musikalischen Früherziehung

Der Charakter der musikalischen Früherziehung für 4-6-jährige hängt stark vom Anbieter ab. Einen Eindruck vermitteln die unten aufgeführten Beispiele mit Ausschnitten aus dem Programm einer staatlichen Musikschule, einer kleineren privaten Musikschule und der Yamaha Music School (die bereits sehr lange musikalische Früherziehungskurse veranstaltet):

Staatliche Musikschule des Landkreises Meissen: Man sieht bei den Kindern im Wesentlichen Singen mit rhythmischem Klatschen.

Private Musikschule "Fasola" im Kindergarten: Der Leiter spielt Gitarre und singt, die Kinder tanzen dazu. Außerdem malen die Kinder abhängig von der Geschwindigkeit der Musik.

Private Musikschule "Yamaha", "Junior Music Course": Die Kinder sitzen vor Keybords, die Eltern dahinter. Die Kinder singen, machen Bewegungen mit den Armen und spielen teilweise auf dem Keyboard.

Junior Music Course der Yamaha Music School Erfahrungsbericht:

 

Ich war jetzt bei einer Probestunde und habe den Eindruck, dass er anders ist als nach meinem Eindruck nach dem Lesen der Internetbeschreibung: Er besteht letztendlich zu einem großen Teil aus einem Klavier-Gruppenkurs für Kleinkinder. Mir war zwar klar, dass das Keybord/Klavier bei dieser Firma eine große Rolle spielt. Jedoch nicht, dass nur das erste Halbjahr viel gesungen wird, zum Eingewöhnen sozusagen. Nebenbei werden auch einfache Melodien mit der rechten Hand gespielt. Im zweiten Halbjahr ist das zweihändige Spielen dran, im dritten Akkorde und im vierten das Spielen mit Ausdruck. Idealerweise sollte jeden Tag kurz geübt werden, neben einem Keybord wird am Anfang ein Heft/CD/Magnettafel Notenset für 120 Euro erworben, jedes weitere Halbjahr Materialien für gut 60 Euro.

 

Wenn das frühe Klavierspielen Ziel ist sowie das Musizieren in der Gruppe mit nebenbei etwas Singen und Musiktheorie, dann ist der Kurs sicherlich genau richtig. Ich würde eine Veranstaltung bevorzugen, die nicht so auf ein Instrument festgelegt ist. Soll es später Klavier sein, würde ich im Übrigen (mit der Erfahrung von 8 Jahren Klavierunterricht) zum Einzelunterricht neigen. Daher werden wir versuchen, möglichst lange im Kurs "Kraki Plus" derselben Musikschule zu bleiben, den ich sehr empfehlen kann. Dort wird im Kreis gesungen und oft gemeinsam ein großes Tuch im Rhythmus der Musik geschwungen. Es werden einfache Instrumente wie Rasseleier und Trommeln benutzt, das Keybord wird kurz zur Einübung eines Tons verwendet und die Kinder dürfen am Schluss immer über eine Gitarre streichen.

Musikalische Früherziehung selber machen

Besonders für Kinde geeignete klassische Musik. Musikinstrumente zum Hören und Klanggeschichten. Gehör- und Rhythmusschulungen.

Wieso überhaupt musikalisch Früherziehung?

Die frühzeitige Beschäftigung mit der Musik soll nicht nur Freude an der Musik bringen. Sondern sie hat auch weitere Vorteile für die Entwicklung des Kindes. Sie soll bewirken, dass im Gehirn Verknüpfungen entstehen, die sonst nicht vorhanden wären. Dadurch sollen die Kinder in die Lage versetzt werden, differenzierter wahrzunehmen, assoziativer zu denken und es schult die Konzentration.

 

So wurde zumindest in einem aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht repräsentativen Versuch wurde gezeigt, dass sich die Gedächtnisleistung bei Kindern in Lesen, Schreiben, Mathe und räumlichem Denken verbessert, wenn sie ein Vierteljahr lang Musikunterricht hatten. An dem Versuch nahmen 12 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren teil. Eine Hälfte hatte Musikunterricht, die andere nicht. Der Versuch wurde 2006 von dem Neurowissenschaftler Laurel Trainor von der kanadischen McMaster Universität durchgeführt.

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