Eine Tellerwäscher-Geschichte für Kreative

Der Begriff "National" trifft längst nicht mehr zu. Chris Baty aus dem San Francisco Bay Area rief diesen Internet-Wettbewerb im Jahr 1999 lediglich für seinen Freundes- und Bekanntenkreis ins Leben. Ähnlich wie in Mitteleuropa bot das schlechte Wetter eine gute Gelegenheit, an der eigenen Kreativität zu arbeiten. Bereits im Jahr 2000 waren aus den 21 Teilnehmern des Vorjahres mittlerweile 140 schöpferische Menschen geworden, die sich der Herausforderung stellen wollten. Mit dem heutigen Tag sind es über 119.000 Schreiber auf der ganzen Welt, deren Spannung während der letzten Oktobertage stetig zunimmt.

NaNoWriMo

NaNoWriMo (Bild: NaNoWriMo)

Die Regeln von NaNoWriMo

Schnell zu einem internationalen Ereignis geworden, mussten nun doch einige Regeln eingeführt werden. Die Vorbereitung für das schöpferische Produkt sollte bereits im Vorfeld erfolgen, damit die Schreiber am 1. November um 00:01 Uhr ihrer jeweiligen Ortszeit direkt loslegen können.

Täglich tragen die Autoren die Anzahl der an diesem Tag geschriebenen Wörter in ein Feld ein. Am folgenden Tag addieren sie die Wörter des aktuellen Tages dazu und schreiben das Gesamtergebnis in das entsprechende Tagesfeld ein und so weiter. So wird für sie selbst und die anderen Teilnehmer der Fortschritt illustriert und damit gut sichtbar.

Illustration ist ein gutes Stichwort, um auf die wenigen Beschränkungen einzugehen: Comics sind nicht erlaubt, ebenso wie Drehbücher. Weiterhin ist die Arbeit mehrerer Autoren an einem Produkt ein Tabu, denn so könnten sich drei oder vier Leute gegenseitig motivieren, was dem Prinzip "Den eigenen inneren Schweinehund überwinden" widerspricht. Allerdings bietet die Internetseite NaNoWriMo.org viele Foren zur Kommunikation mit anderen Teilnehmern. So tauschen sich die Kreativen weltweit über ihre bisherige Arbeit in Regionalgruppen aus, egal ob in Berlin, Kenia, Hong Kong, Brisbane, Manhattan oder auf den Bahamas. Gleichermaßen motivieren sich Frühaufsteher und Nachtarbeiter gegenseitig – und wer lieber in seiner Altersgruppe bleiben will, findet dazu ebenfalls das passende Forum.

Welcher Schreibtyp auch immer, fest steht: Bis zum 30. November muss das Werk auf der NaNoWriMo-Internetseite eingepflegt werden – nicht für jeden sichtbar, sondern allein zur Überprüfung der Wortanzahl durch die NaNoWriMo's.

Gemeinnützig im wahrsten Sinne des Wortes

Der Inhalt des Romans wird weder bewertet noch lektoriert. In der Vergangenheit gab es jedoch etliche Teilnehmer, die durchaus Erfolgt hatten mit ihrem Produkt aus NaNoWriMo. Dies alles ist nachzulesen auf der Webseite. An dieser Stelle nur so viel: Es gibt einen Icon und eine Teilnahmeurkunde als materiellen Gewinn. Warum dennoch in jedem Jahr Hunderte von Menschen hinzukommen, um aktiv mitzumachen, liegt wohl an der Freiwilligkeit und der uneingeschränkten Achtung, die ihnen von Machern und Mitmachern des NaNoWriMo gezollt wird (auch wenn der eine oder die andere mal ein Jahr oder mehrere ausgesetzt haben oder kurzfristig das Projekt abbrechen müssen, weil zum Beispiel ein neuer Job oder ein Umzug ansteht). Nicht zuletzt spielt hier der gute Zweck eine wichtige Rolle: Alle Teilnehmer können spenden, was sehr viele gern machen. Aus diesen nicht unerheblichen Summen wurden Bibliotheken in Ländern wie beispielsweise Kambodscha oder Laos gebaut.

Mit welcher Intention auch immer: Die Teilnehmerzahl ist in diesem Jahr erneut gestiegen, erste Regionalgrüppchen haben sich bereits live und in Farbe getroffen... Für passionierte Schreiber steht vor Weihnachten und Jahreswechsel nun erst einmal NaNoWriMo 2013 vor der Tür.

Der Nutzen für professionelle Schreiber

Jenseits davon kann NaNoWriMo für Berufsschreiber zusätzliche Erfahrungen bringen, die im Arbeitsalltag bei Zeitung und Fernseh- oder Radiosender oftmals verloren gehen.

Den meisten Redaktionsleitern gelingt es selbst bei allerbestem Willen und Können nicht, in der derzeitigen Situation ihre Journalisten zu motivieren. Zu sehr verändert sich die Medienlandschaft. Das Damoklesschwert des Abgabetermins wirkt zwar, doch die allgemeine Motivation sinkt.

Im Schreibmonat nutzen viele professionelle Autoren die Gelegenheit, sich sowohl ihre täglichen Termine und/oder Wortanzahl als auch das Thema selbst zu setzen. Kaum ein Journalist, der nicht von einem eigenen Buch träumt – da bietet sich diese Form der Selbstdisziplinierung in einer internationalen Gemeinschaft mit vielen Gleichgesinnten an.

Viele Berufsschreiber gingen wesentlich frischer und motivierter aus dem National Novel Writing Month heraus und nutzten ihre Handwerkskenntnisse, um ihren dort endlich geschriebenen Roman zu bügeln, wie es so schön in der Fachsprache heißt, und anschließend damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Mit welcher Intention auch immer, die Teilnehmerzahl ist auch in diesem Jahr wieder gestiegen, erste Regionalgrüppchen haben sich bereits live und in Farbe getroffen... Für passionierte Schreiber steht vor Weihnachten und Jahreswechsel nun erst einmal NaNoWriMo 2013 vor der Tür.

Kati, am 21.10.2013
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Bildquelle:
von Kerstin Schuster (Schreibwettbewerbe 2012 - aktuelle Wettbewerbe für Autoren und Hobb...)

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