Die Nationalhymne von Andorra: Ein Tribut an Karl den Großen

Am deutlichsten wird dies am Text der andorranischen Nationalhymne. Sie trägt den Titel "El Gran Carlemany" (Karl der Große) und wurde 1914 zur offiziellen Hymne des Landes. "Ich bin die einzig übrig gebliebene Tochter des karolingischen Reiches...", heißt es unter anderem darin. Angespielt wird mit dieser Textzeile auf den Umstand, dass Karl der Große das aus Bergen und Flusstälern bestehende Gebiet inmitten der Pyrenäen einst von den Sarazenen befreite. Die andorranische Nationalhymne wurde von Enric Marfany Bons (1871-1942) komponiert. Der Text stammt von Joan Benloch i Vivo (1864-1926). Letzterer war ein Kirchenmann, weshalb auch die Erwähnung der Heiligen Jungfrau von Meritxell im Lied nicht weiter verwunderlich sein dürfte. Sie ist die religiöse Schutzpatronin des Landes.

Zwei Nationalfeiertage: Der religiöse und der politische Gedenktag Andorras

Bei der Heiligen Jungfrau von Meritxell handelt es sich der Legende nach um eine Marien-Statue himmlischen Ursprungs, welche im 13. Jahrhundert unter einem Gebüsch aufgefunden wurde. Sie wird in dem stark katholisch geprägten Fürstentum auch anderweitig verehrt. Ihr Gedenktag, der 8. September, ist gleichzeitig der Nationalfeiertag Andorras. Am 8. September wurde 1914 auch erstmals die Nationalhymne des Landes offiziell gespielt. Als Andorra eine schriftliche Verfassung erhielt, gesellte sich zum religiösen Nationalfeiertag jedoch noch ein weltlicher hinzu: Der Tag der Verfassung. Er wird jeweils am 14. März begangen, dem Tag, an welchem 1993 eine Volksabstimmung den Verfassungsentwurf billigte.

Der offizielle Name Andorras

Die Bezeichnungen für Andorras Staatsform können schnell verwirren. Der offizielle Name des Landes lautet "Fürstentum Andorra". Tatsächlich handelt es sich heute jedoch um eine parlamentarische Regierungsform. Gelegentlich wird daher von einem konstitutionellen Fürstentum gesprochen. Doch auch einen rein nominellen Fürsten gibt es in Andorra nicht. Stattdessen verfügt das Land außerhalb seiner Grenzen gleich über zwei offizielle Staatsoberhäupter, weshalb Andorra eigentlich ein Co-Fürstentum ist...

Die verwirrende Namensgebung hat ihren Ursprung im Hochmittelalter. Zunächst befand sich Andorra unter der Lehnsherrschaft der spanischen Bischöfe von Seo de Urgel. Von französischer Seite aus wurde dieser Anspruch durch den Grafen von Foix jedoch bestritten. 1278 einigten sich beide Seiten auf eine gemeinsame Herrschaft. Seitdem wird das Fürstentum durch zwei Machthaber, beziehungsweise deren Vertreter, regiert: Einerseits durch den Bischof von Urgel, welcher allerdings immer ein Spanier sein muss. Andererseits durch einen französischen Herrscher, dessen Rechtsnachfolger der heutige Präsident Frankreichs ist. Inzwischen ist die Machtausübung der Co-Regenten natürlich rein repräsentativ. Spanien und Frankreich erheben keine konkreten Ansprüche auf das Fürstentum.

Flagge und Wappen Andorras: Sinnbilder der Landesgeschichte

Ihren Niederschlag findet diese komplizierte Konstellation auch in Flagge und Wappen Andorras. Die Nationalfahne übernimmt mit ihren senkrechten Streifen die Anordnung der französischen Trikolore. Diese sogenannten Balken sind in Blau, Gelb und Rot gehalten. Sie beinhalten somit zu gleichen Teilen die französischen und spanischen Farben. Im mittleren (gelben) Balken befindet sich, zentriert angeordnet, das Wappen des Fürstentums. Seine vier Felder symbolisieren das Gebiet Seo de Urgel, die Grafschaft Foix, die katalanischen Herrscherhäuser (Katalanisch ist die Landessprache) sowie die Burggrafschaft von Bearn. Letztere gehörte zeitweise ebenfalls zum Gebiet der Grafen von Foix und war gleichermaßen den Begehrlichkeiten Frankreichs und Spaniens ausgesetzt.

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