Odenwald - Burgen, Römer und Nibelungen
Wer von Frankfurt nach Süden fährt, der lässt den Odenwald gerne links liegen. Imposant ragt er auf, neben der Autobahn A5. Ein Abstecher in den Naturpark lohnt sich.Bewegte Geschichte im Süden Hessens
Schon an der Bergstraße fallen die Burgen und Ruinen auf. Fast jeder Ort hat eine eigene Burg, hoch erhoben, mit weitem Blick hinaus auf die Rheinebene bis hin zum Pfälzer Wald. Nur die Wachenburg bei Weinheim ist eine Ausnahme, sie stammt erst aus der neueren Zeit. Studentenverbindungen haben sie erbaut. Dringt man weiter in das Mittelgebirge vor, trifft man schnell auf die Spuren römischer Besiedlung. Im Felsenmeer bei Reichenbach liegt aus dieser Zeit noch eine behauene Steinsäule, sie sollte nach Köln gebracht werden.
Von der rund zweihundert Jahre andauernden römischen Besatzung stammen auch die Überreste ihres Befestigungswalls, dem Limes. Schon lange vor den Römern war die Gegend besiedelt, bereits aus der Vorgeschichte finden sich Spuren. Aus der Steinzeit, dann der Bronze- und Eisenzeit finden sich aber weitaus mehr Hinweise auf die Bevölkerung. Die Kelten waren hier zu Hause, bis die Römer kamen und das Land einnahmen.
Umliegende Klöster gewannen ab dem Mittelalter an Einfluss und sorgten für die Besiedlung des Odenwaldes. Amorbach, Fulda sowie Lorsch und Worms waren die aktivsten Klöster der Umgebung und prägten diese Zeit. Burgunder und Karolinger siedelten sich an. Auf Schritt und Tritt stolpert man über die steinernen Zeugen jener wilden Zeiten. Ruinen, Kreuze, Grenzsteine, die meisten stammen aus dieser Epoche.
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Die Nibelungen, das mörderische Epos
Der Odenwald und die Nibelungensage sind untrennbar verwoben. Sagenhaftes berichten die Schreiber jener bewegten Tage. Von Siegfried, der hinterrücks von Hagen ermordet wurde, von den Intrigen um Brunhild, Krimhild und Gunther. Von bewegten Zeiten berichtet das Nibelungenlied. Kaum eine Region ist dadurch so bekannt wie der Odenwald geworden. Obwohl sich immer noch mehrere Gemeinden um den wirklichen Tatort, den Siegfriedsbrunnen, streiten. So geheimnisvoll und verklärt wie in der Sage, so spannend und schön sind auch die Landschaft und Natur.
Der Odenwald und die UNESCO
Gerade die Vielfalt der Landschaft, die Geologie und die spannende Geschichte des Odenwalds haben dafür gesorgt, dass die UNESCO den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald geschaffen hat. Die Kommunen haben sich zusammengeschlossen und bilden eine wahre Fundgrube an Informationen zu der Region. Führer begleiten Wandergruppen, Referate und Veranstaltungen vieler Art sollen helfen, den Odenwald besser kennenzulernen und zu schützen. Auf 3200 qkm erstreckt sich der Geopark, über hundert Gemeinden sind daran beteiligt.
Wandern auf weiten Wegen durch den Geopark
Ein ausgezeichnetes Wegenetz, gepflegt vom Odenwaldklub, erstreckt sich durch den gesamten Odenwald, verbindet alle Sehenswürdigkeiten und historische Plätze. Weithin bekannt das Rathaus in Michelstadt, der Galgen in Beerfelden oder die Grube Messel.
Die neueste Errungenschaft der aktiven Region ist der Nibelungensteig. Ein Weitwanderweg von Zwingenberg an der Bergstraße bis nach Grasellenbach. Vierzig Kilometer und viele Höhenmeter führen den Wanderer in das Herz des Odenwalds, immer auf den Spuren Siegfrieds. Durch dunkle Wälder, aber auch zu überraschend schönen Aussichtspunkten, führt der ganz neu markierte Weg. Rainer Türk, der Initiator, gilt als einer der besten Kenner der geschichtsträchtigen Region. Gerne gibt er sein Wissen bei geführten Wanderungen auch weiter.
Abbiegen in den Odenwald
Jedem, der sonst immer in den Taunus oder in die Rhön fährt, kann man nur empfehlen, auch einmal nach Süden zu fahren. Aber nicht vorbei am Odenwald, sondern einmal abzuzweigen. Auf eine der gut ausgebauten Straßen, die mitten hinein führen in die sagenhafte Region. Auch kulinarisch wird der Gast gut versorgt, ob rustikal mit Bauernbrot, Kochkäse und Apfelwein, oder süß verführt von Bernd Siefert, in der Konditorei des Weltmeisters der Branche in Michelstadt. Sicherlich war das nicht der letzte Abstecher in den Odenwald, dessen geschützte Landschaft immer wieder einlädt, neue Geheimnisse zu entdecken.
weitere Informationen:
Geonaturpark Bergstraße-Odenwald
Bücher:
Otmar A. Geiger, Sagenhafter Odenwald, Diesbach Medien; Auflage: 1 (22. März 2005) 221 Seiten als Taschenbuch. ISBN 3936468257 11,80 Euro.
Bildquelle:
a.sansone
(Die Kuh am Wanderweg - ein Problem?)