Von Künstler angefertigt

Orgelprospekte gibt es in verschiedenen Stilen und Typen. Der Aufbau einer Orgel spiegelt sich oft im Prospekt, aber auch kulturlandschaftliche Unterschiede können beobachtet werden. Der Prospekt ist in fast allen Fällen symmetrisch gestaltet, um ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu erhalten. Orgelprospekte wurden bis etwa ins 19. Jahrhundert von Künstlern angefertigt. Heute wird der Prospekt in der Regel durch die Orgelbaufirma realisiert. Im modernen Kirchenbau werden Orgelprospekte auch entworfen vom Architekten des gesamten Bauensembles.

architektonische Gesamtbild

architektonische Gesamtbild (Bild: Andre Dierick)

Stumme Pfeifen

Im Prospekt befindet sich meist nur ein kleiner Bruchteil des wirklichen Pfeifenbestandes.  Die Aufstellung der Pfeifen ist fast immer durch mehrere, einander ähnliche, Pfeifen gegliedert. In einem Prospekt können sich auch sogenannte stumme Pfeifen befinden. Stumme Pfeifen sind Pfeifen die nur die Optik dienen und keinen Ton erzeugen. Meist sind die Pfeifen im Prospekt Metallpfeifen aber es gibt auch Holzpfeifen.

Gotik

Ursprünglich diente das Orgelgehäuse vor allem zum Schutz der Instrumente. Oft hatten die Instrumente Flügeltüren, die einerseits dienten zum Schutz des Inneren der Orgel und andererseits wäre der Klang leiser, wenn mit geschlossenen Türen gespielt wurde. In der Karwoche wurden die Türen geschlossen um das Schweigen der Orgel symbolisch darzustellen.

einfach - Olang

einfach - Olang (Bild: Andre Dierick)

Renaissance

Orgelgehäuse orientieren sich oft am Möbelbau der damaligen Zeiten. In der Renaissance waren die Grundelemente symmetrisch aneinandergereihte Kästen. Wie ihre gotischen Vorgänger wurden die Orgeln, in der Frührenaissance, oft mit Flügeltüren ausgestattet. In der Renaissance wurden die Prospekte immer mehr mit Verzierungen versehen wie Ornamentschnitzwerk, Skulpturen, Vergoldung und Gemälden.

Barock

Der barocke Prospektbau, mit strenger Symmetrie, unterschied sich regional sehr stark. Zum Beispiel konnten norddeutsche Hansestädte sich größere Orgelwerke leisten als im südlicheren Deutschland. Norddeutsche Prospekte wurden oft äußerst prächtig verziert mit Engeln, Goldleisten und vergoldeten Schleierbrettern, ebenfalls mit Säulen und Ornamenten. In Süddeutschland gab es Holz als Marmor bemalt. In architektonischer Hinsicht waren die Prospekte, in der Barockzeit, ein zusätzliches Ausstattungsstück an den gegebenen Raumbedingungen angepasst.

Barock - Alkmaar (Bild: Andre Dierick)

Barock - Breda (Bild: Andre Dierick)

Klassizismus

Im Klassizismus wurde das Orgelgehäuse zu einem einzigen Gehäuse, statt einer Auf- und Nebeneinanderstellung der einzelnen Teilwerke. Es gab auch kaum noch Rundtürme und Spitztürme wie in der Barock. Die Prospekte waren oftmals nur mit größeren Pfeifen bestückt und daneben wurden stumme Pfeifen verwendet. Die stumme Pfeife konnte hergestellt werden ohne bestimmte Längenverhältnisse zu berücksichtigen. Die Prospekte waren in ihrer künstlerischen Gestaltung auch schlichter ohne vergoldete Verzierungen und hatten weniger und einfachere Anwendung von Schleierbrettern und Figuren.

Holz - Burgeis

Holz - Burgeis (Bild: Andre Dierick)

Romantik

In der Romantik wurden zahlreiche neue Kirchengebäude im neogotischen Stil errichtet. Auch die Prospektgestaltung in der Romantik entsprach immer öfter dem neogotischen Stil. Sie waren oftmals gefertigt aus dunklem Holz und verziert mit Schnitzereien. In der Romantik hat die Entwicklung zum Freipfeifenprospekt angefangen.

Moderne

Aus Stilen wie Jugendstil, Impressionismus und Art Deco haben sich keine neuen Prospekttypen entwickelt. Große Orgelbaufirmen hatten eigene Maßstäbe. Eine neue Entwicklung war nur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, der sogenannte Freipfeifenprospekt, der in der Romantik angefangen hat. Es gibt dabei keine Gehäuse aber die Pfeifen stehen völlig frei im Raum. Der moderne Prospekt wurde oft als fantasielos bezeichnet wegen der kalten Erscheinung und fehlender Ornamentik.

dreiteilig - Meran

dreiteilig - Meran (Bild: Andre Dierick)

Gegenwart

Heutzutage gibt es Orgeln deren Prospekt bewusst extrem schlicht und unauffällig gehalten ist, oder andersherum, die in ihrem Aussehen bewusst sehr auffallend gestaltet worden sind. Einerseits um in architektonisch bedeutsamen Kirchengebäuden unauffällig zu sein und anderseits um, in einem schlichten Gebäude, einen Akzent zu setzen.

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