Osterhasen im Film
Sie färben und verstecken nicht nur Ostereier, sondern tauchen mitunter sogar in Spielfilmen auf: Unsere plüschigen Freunde, die Osterhasen!Mein Freund Harvey
Harvey, der unsichtbare Hase, führt allesamt rum an der Nase
Elwood P. Dowds (James Stewart) bester Freund ist zwei Meter groß, unsichtbar und ein Hase. Kein Wunder, dass die meisten Menschen den stets freundlichen Elwood für einen liebenswerten Spinner halten.
Seine Schwester Veta, die mit dem eingefleischten Junggesellen in einer gemeinsamen Wohnung lebt, kann mit dem "Wahnsinn" ihres Bruders schließlich nicht mehr umgehen und beschließt, ihn in die Klapse einliefern zu lassen. Doch Vetas Plan geht nicht ganz auf und plötzlich sieht sie sich selbst als unfreiwillige Patientin in der Nervenheilanstalt gefangen gehalten, während Elwood wieder nach Hause fährt, um mit Harvey "einen zu lüpfen" …
Der vom gebürtigen Deutschen Henry Koster inszenierte Film "Mein Freund Harvey" nach dem gleichnamigen Theaterstück von Mary Chase zählt zu den beliebtesten Komödien überhaupt. Ob der unsichtbare Riesenhase existiert oder nicht, ist völlig nebensächlich. Denn tatsächlich handeln sowohl das Stück, als auch der Film vom Umgang mit "verrückten" Menschen. Dies beginnt bereits bei der Frage, ob Elwood als verrückt zu bezeichnen ist. Er schadet oder gefährdet niemanden, ist ganz im Gegenteil ein Muster an Freundlichkeit und Anstand. Lediglich seine Schwester fühlt sich von den "Wahnvorstellungen" ihres Bruders genervt. Reicht dies, um seine Einweisung in eine Anstalt zu rechtfertigen?
"Mein Freund Harvey" entpuppt sich als Plädoyer für Toleranz und das Recht auf Andersartigkeit, das selbst viele Jahrzehnte später nichts an Witz, Charme und vor allem Aktualität eingebüßt hat. Ganz zu schweigen von den sensationellen Schauspielkünsten der Titelfigur, die unverständlicherweise keinen "Oscar" erhielt …
Donnie Darko
Kryptischer Osterhase
Zugegeben: Im Regiedebüt des damals erst 26-jährigen Richard Kelly tritt der Osterhase lediglich als Kostüm auf, in welchem ein Mensch steckt. Trotzdem zählen die surreal verfremdeten Dialogszenen zwischen Donnie Darko (Jake Gyllenhaal in seiner ersten größeren Rolle) und dem bizarren Osterhasen zu den Höhepunkten dieses Films. Szenen, die in ihrer alptraumhaften Qualität hervorragend mit dem komplexen Inhalt harmonieren.
"Donnie Darko" in wenigen Worten zu beschreiben, ist schlichtweg unmöglich. Zu komplex, versponnen und philosophisch ist die Handlung, die mit Zeitreisen flirtet und doch auf den ersten Blick wie eine Teenie-Tragödie erscheint. Damit würde man dem Debütwerk von Richard Kelly freilich nicht gerecht. Aufgeschlossene Zuschauer werden förmlich in das Geschehen hineingesogen, wobei die fehlenden Antworten nach rund zwei Stunden Laufzeit seltsamerweise nicht weiter stören. Im Gegenteil, laden sie zum Nachdenken und Tüfteln ein.
In einer gerechten Welt wäre "Donnie Darko" veritabler Erfolg in den Kinos gegönnt gewesen. Tatsächlich aber floppte der Film bei seinem Kinoeinsatz und avancierte erst mittels Zweitauswertung zum Kultstreifen. Woran natürlich der nicht ganz echte Osterhase wesentlichen Anteil trägt, wiewohl er anstatt bunten Eiern kryptische Botschaften schenkt.
Night of the Lepus
Unartige Osterhasen!
Kaninchen zählen seit jeher nicht zu jenen Tiergattungen, vor denen Menschen Angst zeigen. Schon gar nicht, da der liebenswerte Osterhase uns jährlich aufs Neue beschenkt. Doch in den 1970er-Jahren mutierte in Hollywood so gut wie jede Spezies zu potenziellen Menschenkillern.
Ein gewisser William F. Claxton inszenierte 1972 den berüchtigten "Night of the Lepus", einen Tierhorrorfilm, von dem noch heute so manche Filmfans glauben, dass es sich lediglich um einen Mythos handle. Ein schwerlich von der Hand zu weisender Gedanke: Wer würde ernsthaft riesenhafte Vettern des Osterhasen als menschenfressende Monster in einem Film vermuten?
Nichtsdestotrotz existiert "Night of the Lepus" und hat inzwischen sogar so etwas wie einen Kultstatus entwickelt. Dabei klingt der Plot natürlich vertraut: Die böse Technik – hier: Hormone – pfuscht Mütterchen Natur ins Handwerk und pumpt putzige Karnickel zu Elefantengröße auf. Im Zuge ihres Größenwahns stellen die flauschigen Tierchen auch ihre Nahrung um: Menschen statt Möhren, Blut statt Blumenkohl. Da kann nur einer helfen: DeForest Kelley, bekannt als jener Schiffsarzt aus "Raumschiff Enterprise", der meistens den Tod seiner Patienten verkündete, ohne Verdacht zu erregen.
Klingt bizarr? Ist es auch! Ganz gewöhnliche Häschen hüpfen durch Spielzeugsets und verwüsten auf diese Weise ganze Farmen. Die weibliche Hauptrolle übernahm Janet Leigh, die rund ein Jahrzehnt zuvor noch durch eine Duschszene in "Psycho" weltberühmt geworden war. Dass sie einige Jahre später beim Anblick riesiger Killerhäschen kreischen würde, hätte sie sich damals wohl auch nicht alpträumen lassen.
"Night of the Lepus" ist lupenreiner Trash: Ernstgemeint, aber dermaßen lausig und bizarr umgesetzt, dass man darüber einfach lachen muss. Wer weiß, wie die Kinogeschichte verlaufen wäre, hätten die Besucher die Lichtspielhäuser gestürmt. Vielleicht hätte Steven Spielberg drei Jahre später keinen Hai, sondern einen riesigen Guppy auf arglose Schwimmer und Taucher gehetzt …
Santa and the Ice Cream Bunny
Weihnachtsmann und Osterhase in Florida
Leider muss der Artikelautor beschämt zugeben, dieses Meisterwerk atemberaubender Trashkunst noch nie gesehen zu haben. In seiner Eigenschaft als Internetausdrucker der späten Stunde ist es jedoch möglich, dass er - also ich - diesen sagenhaften Streifen lediglich übersehen hat. Wie ein Blick auf IMDB beweist, existiert "Santa and the Ice Cream Bunny" tatsächlich und ist keine alkoholgeschwängerte Phantasmagorie eines durchgeknallten Cinematographen nach einer Überdosis "Star Trek".
Vielleicht ist es ja sogar zum Wohle der Menschheit, dass "Santa and the Ice Cream Bunny" zu den unentdeckten, sagenhaften Perlen der Trashkunst zählt und nicht in den Mittelpunkt des weltweiten, filmischen Interesses rückte. Andererseits: Wäre es nicht an der Zeit, über ein Remake nachzudenken? Bestimmt existiert irgendwo in den USA eine Comicserie über einen ganz normalen jungen Mann, der nach dem Biss eines Osterhasen zum Super-Weihnachtsmann heranwächst...
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Bildquelle:
Kerstin Schuster
(Weihnachten Dresden besinnlich - Die schoenste Weihnachtsstadt Europas)
Heimo Cörlin
(Frohes Fest: Texte für Weihnachtskarten)