Pädagogische Beratung - heute wichtiger denn je

Warum ist pädagogische Beratung so wichtig?

Pädagogische Beratung wird immer bedeutender - sowohl für Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene. Grund dafür sind der rasante Wandel der Zeit, die Pluralisierung des Angebotes sowie dessen Unübersichtlichkeit. 

Pädagogische Beratung und ihre Ziele

Welches Ziel verfolgt pädagogische Beratung?

Ziel der pädagogischen Beratung ist es, die daraus entstehende Unsicherheit und Kontingenz im Handeln zu kompensieren. Letztendlich ist pädagogische Beratung dazu da, Möglichkeiten aufzuzeigen und eine Entscheidungshilfe für die richtige Aus- und Weiterbildung zu geben. Des Weiteren will sie Chancenungleichheit reduzieren beziehungsweise wenn möglich, ganz ausschalten. Vor allem verfolgt sie auch die Aufgabe, Unterschiede zwischen Geschlechtern zu minimieren. Niemals versucht pädagogische Beratung, den Ratsuchenden zu manipulieren und ihm eine Entscheidung aufzuzwingen. Vielmehr geht es ihr darum, die Ressourcen des Individuums zu aktivieren oder sie zu stärken. Man könnte pädagogische Beratung auch als Hilfe zu Selbsthilfe bezeichnen. Interaktion sowie Kommunikation spielen im pädagogischen Beratungsprozess eine entscheidende Rolle. Die Honorare eines Beraters sind häufig nicht gerade niedrig, aber guter Rat ist bekanntlich nun einmal teuer. Mollenhauer war der Ansicht, pädagogische Beratung müsse das Ziel verfolgen, Menschen kritisch aufzuklären. Damit habe sie seiner Meinung nach auch die Aufgabe, Ratsuchende von Abhängigkeiten und Zwängen zu befreien. Er betrachtete pädagogische Beratung als "Praktik der Freiheit". 

 

Pädagogische Beratung und ihre Formen

Pädagogische Beratung unterscheidet im Allgemeinen zwischen der Informations- sowie der Problemberatung. Des Weiteren ist die direktive Beratung (für diese hat eine schnelle Lösung höchste Priorität) klar von der kooperativen Beratung (im Fokus steht die Hilfe zur Selbsthilfe) sowie von der nicht-direktiven Beratung (die Hilfe zur Selbsthilfe erfolgt durch Prozesse der Selbstfindung) abzugrenzen. 

Was pädagogische Beratung mit Autonomie, Mündigkeit und Aufklärung zu tun hat

Immanuel Kant beschrieb das Phänomen Aufklärung im Jahr 1784 mit dem "Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit". Zu Mündigkeit kann ein Mensch nur dann gelangen, wenn er sich dafür anstrengt. Wer erwartet, stillschweigend und automatisch ein aufgeklärter Mensch zu werden, wird ewig warten müssen. Grundlegende Bedingung, um Aufklärung zu erlangen, ist, ein Verhältnis zu sich selbst herzustellen beziehungsweise sich zu sich selbst verhalten zu können. Bereits Kant wusste, dass Menschen ihre Vernunft am besten dadurch einsetzen können, indem sie pädagogische Beratung selbst durchführen. Damals sollten sie ihre Mitmenschen über Fragen des Öffentlichen sowie bei Problemen im zwischenmenschlichen Bereich beraten. Im Fokus standen die Fragen: "Was kann der Mensch wissen?", "Was soll er tun?", "Was darf er hoffen?" und "Was ist der Mensch?" Am Ende - so Kant - entscheidet das, was wir sind, darüber, wie wir unsere Mitmenschen behandeln sollten. Mündigkeit steht immer in Verbindung mit Normen und Werten. Unter dem Begriff der Erwachsenenbildung ist beispielsweise eine mündige Lebensführung beziehungsweise die Regierung seiner selbst, zu verstehen. Die Gefahr, wieder zurück in die Vormundschaft und Abhängigkeit anderer zu fallen, ist stets vorhanden. Gegebene Normen sollten daher immer wieder neu dahingehend überprüft werden, ob sie auch immer noch allgemein gültige Normen sein sollten. Wenn nicht, sollte man sie modifizieren. Nur wer den Mut mitbringt, Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen und sich selbst zu regieren, kann ein aufgeklärter und mündiger Mensch werden. Mündigkeit kann also auch als reflexive Haltung gegenüber dem eigenen Leben verstanden werden. All das kann pädagogische Beratung herbeiführen. Sie gilt als eine Art Selbstsorge des Menschen. 

Pädagogische Beratung - eine Beratung zweiter Ordnung

Für die pädagogische Beratung ist das Trio "Ethos" (Redende), "Pathos" (Hörende) und "Logos" (Gegenstand, Thema, Sache) von großer Bedeutung. Sie soll das Richtige beziehungsweise das dem Wahren Ähnlichste zum Vorschein treten lassen. Aristoteles zufolge kann sich pädagogische Beratung immer nur auf jene Themenbereiche beziehen, die durch den Menschen selbst gestaltbar und veränderbar sind. Was von Natur aus gegeben und unveränderlich ist, ist niemals Gegenstand der Beratung. Er bezeichnete die Beratung als "bouleusthai" was nichts anderes bedeutet, als sich beraten beziehungsweise mit sich zu Rate gehen. Ziel des Beraters ist es immer, etwas zunächst Unsichtbares für den Ratsuchenden sichtbar zu machen und Pro- sowie Contra-Argumente für eine Sache aufzuzeigen. Die pädagogische Beratung ist deshalb eine Beratung zweiter Ordnung, weil sie meist erst aufgrund krisenhafter Situationen aufgesucht wird. Der Mensch wird von pädagogischen Beratern als ein Wesen betrachtet, das dazu in der Lage ist, frei zu handeln und zu Mündigkeit zu gelangen. 

Pädagogische Beratung - mein Fazit

Pädagogische Beratung zielt meiner Ansicht nach stets auf Möglichkeiten - meistens jedoch nicht auf Wirklichkeiten - ab. Sie will einen Handlungsspielraum eröffnen, indem sie dem Ratsuchenden seine Möglichkeiten aufzeigt. Sie hat stets die Frage "Was könnte noch sein, außer dem, was gerade ist?". Demzufolge rät pädagogische Beratung stets dazu, die momentane Situation nicht über zu bewerten, sondern das, was künftig sein könnte, als genauso wichtig zu betrachten. Pädagogische Beratung bedeutet für mich das Suchen nach neuen Möglichkeiten, um seine Zukunft in die richtige Bahnen zu lenken. Meiner Ansicht nach ist pädagogische Beratung durchaus sinnvoll, wenn der Berater gut ausgebildet ist und seine Aufgabe gewissenhaft ausübt. Allerdings gibt es auch hier schwarze Schafe, die ihre Klienten manipulieren und ihre Möglichkeiten einschränken, anstatt sie zu erweitern. Davor sollten Sie sich in Acht nehmen.

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