Parasiten im Altertum

Aristoteles (384 v. Chr.) gehört zu den bekanntesten Philosophen der Geschichte und beschrieb Lebewesen, die auf der Zunge von Schweinen lebten, eingeschlossen in harte Zysten. Im alten Ägypten und in China wurden Kräuter gegen Würmer im Darm konsumiert und der Koran verbietet den Verzehr von Schweinefleisch und das Baden in stehenden Gewässern. Beides in tropischen Gefilden grandiose Quellen für Parasiten. 

Im Nachhinein betrachtet könnten sich die in der  Bibel erwähnten "zuckenden Fleischschnüre" Medinawürmer herausstellen, der Plage der in Vorderasien im Altertum lebenden Völker. Es handelt sich um etwa 1 Meter lange Würmer, die sich über die gesamte Länge der Beine erstrecken. Seit damals wurden, und werden Medinawürmer an ihrem Austrittsort am Fuß, über mehrere Tage auf ein Hölzchen aufgewickelt und so entfernt. Sofern der Wurm dabei zerreist, macht das einen chirurgischen Eingriff notwendig.

Aufwicklung des Medinawurms

Aufwicklung des Medinawurms (Bild: Wikipedia.de)

Äsculapstab

Äsculapstab (Bild: Wikipedia.de)

Es wird vermutet, dass das Aufwickeln des Wurmes im sog. Äsculap-Stab dargestellt ist.

Interessant auch die Strategie dieser Würmer, ihre Eier ablegen zu können. Sie benötigen dazu Wasser (eine Oase) und schaffen, es in ihrem Wirt Durstgefühle zu erzeugen, um ihn so an ein Gewässer zu bringen. Weiter bildet sich am Fußrücken eine Geschwulst mit unerträglichem Juckreiz, der sich nur im Wasser lindern lässt. Unter dieser Geschwulst verbirgt sich das eierlegende Ende des Medinawurms.   

Parasiten manipulieren auch Menschen

Überwiegend werden von Parasiten manipulierte Tiere in der Literatur beschrieben. Da ist von Parasiten die Rede, die das Gehirn von Fischen derart manipulieren, dass sie die sie schützende Tiefe verlassen und an der Wasseroberfläche auffällige Pirouetten vollführen. Sinn dieser Aktionen ist Vögel auf sich aufmerksam zu machen um gefressen zu werden. Vorteile von derartigen Aktionen hat nur der Parasit, der durch das Gefressen werden des Fisches einen Wirtswechsel, der zu seiner weiteren Entwicklung notwendig ist, vornehmen kann.

Weiteres Beispiel, ein die Ameisen befallender Parasit. Auch der manipuliert das Gehirn seiner Opfer und schickt sie während des Tages auf die Spitze von Grashalmen. Die Nacht dürfen die infizierten Ameisen in der Gesellschaft ihrer Artgenossen verbringen, doch am nächsten Tag klettert sie wieder auf einen Grashalm. Der Sinn der Aktion ergibt sich aus der Zielsetzung des Parasiten, von einer Kuh gefressen zu werden, um so zu einem Wirtswechsel zu kommen.

Derartige Beispiele, die sich auf Tiere beziehen, lassen sich in der Fachliteratur vielfach finden, dass davon aber auch Menschen betroffen sein können, seltener. Da kann einmal der bereits erwähnte Medinawurm Beispiel sein: Er erzeugt beim Menschen nicht nur Durstgefühle, sondern enormen Juckreiz am Fuß. Das um ihm sein Ziel, die Eiablage zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang muss die Toxoplasmose genannt werden.

Die Toxoplasmose

Die Toxoplasmose ist eine häufig bei Katzen auftretende Infektionskrankheit. Der Erreger ist der Parasit Toxoplasma gondii. Bei Erstinfektionen scheiden Katzen große Mengen von den Eiern des Parasiten mit ihrem Kot aus und vergraben ihn. Damit ist sichergestellt, dass die Eier mit Mäusen und Ratten in Kontakt kommen. Nur so kann der Parasit einen Wirtswechsel mit der Zielsetzung wieder in eine Katze zu gelangen, vornehmen. Dabei verlässt sich der Toxoplasma gondii nicht nur auf den Umstand, dass Katzen Mäuse und Ratten fressen, sondern manipuliert die von ihm infizierten Tiere kräftig.

Um diese Manipulation belegen zu können, haben Forscher in großräumigen Rattengehegen, einige Flächen mit Katzenurin besprüht. Gesunde Ratten, ebenso wie Mäuse, vermeiden es strikt diese Flächen zu betreten. Im Gegensatz dazu suchen die von der Toxoplasmose infizierten Tiere diese Stellen sehr oft auf, mit der Zielsetzung bevorzugt gefressen zu werden.

Verbreitungssystematik (Bild: Wikipedia.de)

Die Toxoplasmose und der Mensch

Studien über menschliche Verhaltensänderungen sind selten. Im Fall der Toxoplasmose wurden sie vorgenommen. Es zeigte sich, dass infizierte Männer einerseits introvertierter aber andererseits auch misstrauischer sind. Dazu kommt, dass sie risikofreudiger und dazu neigen Regeln, zu missachten. Die Meinung anderer wird von ihnen kategorisch abgelehnt und ignoriert.

Frauen mit Toxoplasmose erwiesen sich dagegen vertrauensseliger, deutlich mehr um ihr Image besorgt und regelbefolgender als ihre nicht infizierten Geschlechtsgenossinnen der nicht infizierten Kontrollgruppe.

Der Gotthardttunnel und die Parasiten

Trotz der Auffälligkeit der Manipulationen des Menschen durch das Toxoplasma gondii, existieren keine weiteren bekannten Arbeiten zu diesem Thema. Als Forschungsprojekt ist das Thema uninteressant, da sich für Medikamentenhersteller daraus kaum Gewinnsteigerungen ergeben.

Larve des Hakenwurmes

Larve des Hakenwurmes (Bild: Wikipedia.de)

Unabhängig davon können die wirtschaftlichen Folgen parasitärer Infektionen gravierend sein. Das hat sich bereits beim Bau des Gotthardtunnels (1872-1882) gezeigt. Unter den Arbeitern grassierte eine ausgeprägte Anämie (Blutarmut), die zu zahlreichen Todesfällen führte und die den projektierten Fertigstellungstermin gefährdete. Bei der Obduktion eines Bauarbeiters wurden in dessen Dünndarm mehrere Zehntausende von Hakenwürmern (Ancylostoma duodenalegefunden und erwachsene Würmer ernähren sich von 20 bis 30 Mikroliter Blut täglich. Das bedeutet bei 10.000 Würmern einen täglichen Blutverlust von durchschnittlich einem Viertelliter. Das Ende ist, bei der Gesamtmenge von Blut in unserem Körper von etwa 5 Litern, trotz seiner ständigen Nachbildung, absehbar.

Hakenwürmer wühlen sich mit aufsehend erregender Geschwindigkeit meist im Fußbereich in den Körper ein. Sie erreichen mit dem Blutstrom die Lunge, verursachen dort unterschwellige Entzündungen mit der Folge einer Schleim bildenden Bronchitis, nicht rückgängig machenden Lungenschädigungen im Sinn einer COPD und akuter Atemnot. 

Hakenwürmer scheiden ihre Eier mit dem Stuhlgang aus, die den Nächsten, der damit in Berührung kommt, befallen. Sie nötigen dazu ein konstant warmes Klima, wie es mindestens in den Subtropen und auch in Bergwerken, sowie beim Tunnelbau angetroffen wird. Bergbauarbeiter und Tunnelbauer verrichten ihre Notdurft in der Nähe ihres Arbeitsplatzes und ihr nächster Kollege, der diese Örtlichkeit zum gleichen Zweck nutzt, wird dann ebenfalls infiziert.

Eine häufige Variante sind Hundehakenwürmer, die zwar nur ausnahmsweise die Lunge erreichen, sich aber durch unerträglichen Juckreiz und mit Hauterscheinungen von unter der Haut kriechenden Würmern, bemerkbar machen.

Der erwachsene Hakenwurm im Dünndarm (Bild: Wikipedia)

Parasitäre Infektionen werden kaum ernst genommen

Das nach dem Motto: "Wir leben in einem sauberen Land, indem es keine Parasiten geben kann und darf. "Hier kann vom Fußboden gegessen werden!" Nicht bedacht wird dabei, dass Hunderttausende von Zuwanderern aus subtropischen oder tropischen Ländern hier eine neue Heimat gefunden haben. Emigranten, die ihre heimischen Parasiten als "Blinde Passagiere" mit sich führen und sie freigiebig verteilen. Dazu kommt mindestens die gleiche Anzahl Ferntouristen (die Tropen beginnen in Italien!), die ihre Reisesouvenire  unerkannt an ihre Umgebung weitergeben.

Zum Nachweis derartiger Beeinträchtigungen werden Stuhluntersuchungen und spezielle Bluttests vorgenommen. Bei Stuhluntersuchungen wird ein etwa bohnengroßes Stück Kot in spezieller Verpackung per Post an ein Labor geschickt. Wenn nach längerer Zeit die Probe dort ankommt, herrscht in ihr "Grabesstille" und das Resultat muss deshalb zwangsläufig falsch negativ sein.

Bei den als geeignet angesehenen Bluttests werden einmal die eosinophilen Granulozyten beurteilt. Ihre Erhöhung kann auf einen parasitären Befall hinweisen. Ja, kann aber nicht muss, denn beispielsweise werden von Darmparasiten (Amöben und auch Bakterien) orthopädische Krankheitsbilder, bis hin zu Bandscheibenvorfällen, ausgelöst. Diese werden relativ häufig mit Cortison behandelt, das dann  für niedrige Werte, die auf den ersten Blick gegen einen parasitären Befall sprechen, verantwortlich zu machen sind.

Weitere Hinweise sollen aus Untersuchungen des Blutserums, beispielsweise mit dem Ig-E-Test zu erhalten sein. Leider ist erfahrungsgemäß auch dieser Test häufig nicht aussagekräftig. Parasiten verstehen es vorzüglich sich zu verstecken und deshalb fallen auch diese Tests, trotz anderweitig bewiesener parasitärer Infektionen ebenfalls falsch negativ aus. 

Patienten, die diese Prozeduren ergebnislos durchlaufen haben, werden deshalb für psychisch krank erklärt und an entsprechende Fachärzte und Kliniken überwiesen. Der Verordnung von gewinnbringenden Psychopharmaka steht dann nichts mehr entgegen.

Klaus_Radloff, am 02.02.2013
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