Pestizide – chemischer Pflanzenschutz

Pestizide im weiteren Sinn sind alle chemischen Pflanzenschutzmittel, die zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Alle wirken gegen Leben in irgendeiner Form. Je nach Zielorganismen, die damit bekämpft werden, spricht man zum Beispiel von Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden, Rondentizide, Molluskizide und weiteren. Viele von ihnen sind gesundheitsgefährdend und stellen eine große Gefahr für Menschen, Haustiere und Umwelt dar.

Mit Herbiziden gegen Unkraut

Chemische Unkrautvernichtungsmittel greifen in den Stoffwechsel von Pflanzen ein und bringen diese zum Absterben. Die Wirkmechanismen sind unterschiedlich. Es gibt zum Beispiel Mittel, die die Photosynthese unterbinden oder Mittel die in die Zellteilung eingreifen. Die Bildung von Resistenzen nach langer Anwendung ist möglich. Es gibt selektiv wirkende Herbizide oder Totalherbizide, die gegen alle Pflanzen wirken. Das Totalherbizid "Agent Orange" wurde während des Vietnam-Krieges von der US-Armee als Entlaubungsmittel eingesetzt. Durch den Dioxin-Gehalt des Mittels erkrankten die lokale Bevölkerung und über 200.000 US-Soldaten.

In Österreich sind derzeit noch etwa 250 Herbizide zugelassen, 218 davon werden als umweltgefährlich eingestuft. Viele der chemischen Bestandteile sind schädlich für Wasser- und Bodenorganismen. Einige stehen sogar in Verdacht krebserregend oder hormonell wirksam zu sein. Atrazin, das in der EU mittlerweile verboten wurde, führt beispielsweise zur Verweiblichung von Fischen und Fröschen. Es ist nach wie vor in Hausbrunnen und Grundwasser nachweisbar.

Bild: Schönes Unkraut, www.pixelio.de

Herbizide sind im Garten verzichtbar

Im Garten kann man auf den Einsatz von Herbiziden leicht verzichten: mechanische Entfernung von unerwünschten Pflanzen und Mulchen regelmäßiges Mähen und kurz halten von Wiese, Konkurrenzpflanzung (z.B. Pflanzung von Bodendeckern)

Vorsicht ist bei Düngeprodukten geboten: Manche Rasendünger enthalten nämlich auch gleichzeitig Herbizide gegen Moos. Moos lässt sich durch ausrechnen oder vertikutieren leicht dezimieren. Einer Studie der österreichischen Umweltberatung zur Folge, werden geschätzte 11,6 kg Moosvernichtungsmittel pro Jahr und Garten in Österreich ausgebracht.

Insektizide und Akarizide gegen Insekten, Spinnen und Milben

Kaum eine der in Insektiziden oder Akariziden verwendeten Substanzen ist für Menschen und Haustiere unbedenklich. Meist werden diese Gifte als Fraß-, Kontakt- oder Atemgift eingesetzt. In dieser Weise aufgenommen sind sie auch für Menschen und Tiere ein Gesundheitsrisiko. Insektizide sollen nur gegen Schadinsekten, wie Milben, Läuse, Kartoffelkäfer, Zecken oder ähnliche wirken. Bienen, Marienkäfer oder andere Nützlinge sollen geschont werden. Dass genau dem nicht so ist, zeigt das Bienensterben, das höchstvermutlich auf eine Gruppe von Insektiziden zurückzuführen ist.

Aus Chrysanthemen wird Pyrethrum gewonnen, das zum Beispiel in Insektensprays gegen Ameisen, Blattläuse und Asseln eingesetzt wird. Durch das Einatmen beim Versprühen können natürliches Pyrethrum oder synthetisch hergestellte Pyrethroide beim Menschen Vergiftungserscheinungen und Allergien auslösen. Die Gruppen der Organophosphate und Carbamate zählen zu den Nervengiften und können Husten, Kopfschmerzen, Schwindel, Depressionen und Lähmungserscheinungen auslösen. Außerdem sind diese Wirkstoffe umweltgefährlich, weil sie auch für Säugetiere, Vögel und Wasserlebewesen giftig sich. Das Kontaktgift Fipronil steht unter Verdacht  krebserregend zu sein. Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide, die vor allem zum Beizen von Saatgut verwendet werden, stehen in begründetem Verdacht das große Bienensterben zu verursachen. Clothianidin, ein Maisbeizmittel wurde in Deutschland daher bereits verboten und ist in Österreich bisher noch immer erlaubt.

Im Garten Nützlinge fördern und Pflanzentees statt Gift sprühen

Im eigenen Garten macht es Sinn, aufgrund der Giftigkeit der Substanzen und der Gefahr für die eigene Gesundheit und die Umwelt, auf Insektizide komplett zu verzichten. Mit selbst gemachten Jauchen oder Pflanzentees kann man biologisch und umweltschonend gegen Insekten vorgehen.

Durch die gezielte Förderung von Nützlingen, das sind Insekten, die Schadinsekten auf dem Speiseplan haben, dezimiert sich die Läuseplage in von selbst. Ameisen und Spinnen haben eine überaus nützliche Funktion in natürlichen Ökosystemen und sollten ohnedies nur in Ausnahmefällen bekämpft werden.

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