Schnäppchenjagd mit üblen Folgen

Vor einiger Zeit fand ich ganz zufällig in der Ecke eines überfüllten Küchenschrankfaches einen Pizzaschneider. Ich war wirklich überrascht, denn ich hatte gerade vorgehabt, mir einen zu kaufen, und war etwas ärgerlich, dass ich das zeitlich befristete Sonderangebot beim Discounter um die Ecke verpasst hatte. Wie lange dieser noch originalverpackte Pizzaschneider schon in meinem Küchenschrank gelegen hatte, weiß ich nicht. Offenbar hatte ich ihn noch nie vermisst.

Hingegen weiß ich ganz genau, wie lange mir der ebenso praktische wie unentbehrliche Ananasschneider schon den Platz wegnimmt, nämlich seit meinem Entschluss, einige Jahre als Deutschlehrerin in Indien zu verbringen. Indien – Ananas – die Assoziation ist doch naheliegend, oder nicht? Ratet mal, wie oft ich diesen praktischen Ananasschneider schon benutzt habe! Richtig, noch nie. Das Problem liegt einfach darin, dass man mit dem Ananasschneider immer gleich die ganze Ananas zerschneiden muss, mein Appetit als Single aber noch nie für eine ganze Ananas auf einmal ausgereicht hat. Da schneide ich lieber ganz konventionell mit einem Messer ein bis zwei Scheiben ab und stelle den Rest, gut geschützt in der eigenen Schale, zurück in den Kühlschrank.

Von Messern und Diamanten

Reicht ein einziger Messerschleifer?

Aus dem elterlichen Haushalt habe ich einen kleinen Messerschleifer geerbt. Das sind zwei kleine längliche gegeneinander versetzte Metallplatten mit einem rot-weiß marmorierten Griff. Funktionell, unspektakulär, Fünfzigerjahrecharme. Für die paar Mal, die meine Messer bisher einen Schliff nötig hatten, reichte der vollkommen aus, und er verrichtet seine Arbeit noch immer zufriedenstellend. Dennoch konnte ich nicht widerstehen, als ich in irgendeinem Wühlkorb wieder einmal so ein praktisches kleines Ding für einen Euro entdeckte. Der sah ganz anders aus als meiner und sprach meine wissenschaftliche Neugier auf seine Funktionsweise an. Vielleicht habe ich ihn sogar schon einmal ausprobiert, erinnern kann ich mich daran leider nicht mehr. Aber ich weiß ungefähr, wo ich suchen muss, falls ich ihn einmal vermisse.

Auch Werkzeuge müssen scharf sein

Mit Messerschleifern lassen sich natürlich nur Messer schleifen, keine Werkzeuge. Aber dafür habe ich ja meinen Diamant-Wetzstab, der immer noch originalverpackt in meinem Werkzeugkasten schlummert. Es muss wohl der Name gewesen sein, der dieses Teil für mich unwiderstehlich machte, ein konkreter Bedarf war jedenfalls nicht vorhanden.

Zeit sparen beim Bügeln

Da ich vorhin die Erbschaft angesprochen habe: Schon meine Mutter konnte vermeintlichen Schnäppchen nicht widerstehen. Und so habe ich von ihr auch einen superpraktischen Bügelautomaten übernommen, der nach ein paar Testrunden in irgendeiner Ecke hinter dem Kleiderschrank verstaubte. Das sind im Prinzip zwei Platten, die zusammengepresst werden und das dazwischen befindliche Wäschestück glätten sollen. Selbst bei Bettbezügen erfordert das korrekte Auflegen einige Zeit und Geschicklichkeit, damit keine Falten hineingebügelt werden. Bei komplizierteren Teilen wie etwa Blusen ist die Vorbereitung so aufwendig und hakelig, dass man in derselben Zeit drei Blusen bügeln könnte.

Und dann war da noch …

  • die Stahlseife, die gegen unangenehme Gerüche helfen soll, wie sie etwa beim Zwiebelschneiden entstehen. Pech nur, dass ich kaum jemals Zwiebeln schneide.
  • die Klebepistole, die nur bei hitzeunempfindlichen Materialien eingesetzt werden kann und vor dem Einsatz mit Kleberollen bestückt und aufgeheizt werden muss. Bis dahin hab ich mein kaputtes Teil doch längst zusammengepappt!
  • das Laminiergerät, das während meiner letzten Lehrtätigkeit im Fach Deutsch als Fremdsprache eine kurze Glanzzeit erlebte und seitdem ein Drittel des unteren Schreibtischfaches blockiert.
  • der Keramiksparschäler, den ich ebenso wie das superschicke Messer aus demselben Material unbedingt haben musste, den ich aber aus lauter Angst, ihn zu beschädigen, nie benutze.
  • der Milchaufschäumer, den ich zur Zubereitung von japanischem Matcha-Tee anschaffte, weil es mit dem Quirlen per Hand nicht so recht klappen wollte. (Milch trinke ich nie, schon gar nicht aufgeschäumt, und Matcha-Tee auch höchst selten.)
  • der praktische Patentdosenöffner, bei dem ich jedes Mal neu herausfinden muss, wie er eigentlich funktioniert.
  • der dekorative Verschlussstöpsel für geöffnete Weinflaschen. (Wein trinke ich alle paar Jahre mal. So lange hält er sich dann doch nicht, dass man die Flasche in der Zwischenzeit damit verschließen könnte.)
  • das dreiteilige Käsemesser-Set mit den Kugelgriffen aus poliertem Holz, das leider nicht in die Besteckschublade passt und den Käse auch nicht besser schneidet als jedes x-beliebige Messer, aber sicher viel hermachen würde, falls ich mal jemanden zum Käseessen einladen sollte.
  • das sechsteilige elektrische Maniküre-Set aus derselben Quelle, das nach einiger Zeit der Einarbeitung bestimmt zufriedenstellende Ergebnisse liefern würde. Bis ich mal dazu komme, mich näher damit zu beschäftigen, nehme ich meine uralte Nagelfeile, die den Job in kurzer Zeit perfekt erledigt. (Und wenn mir das zu langweilig wird, probiere ich eine der pastellfarbenen neuen Nagelfeilen aus Spezialglas, Keramik oder Mineraliengestein aus, nur um festzustellen, dass es mit der alten doch besser geht.)
  • mindestens ein Dutzend Buchstützen, die keinen Platz und keine Funktion mehr haben, seit meine Bücherregale überquellen.

Übrigens:

Den Pizzaschneider benutze ich inzwischen regelmäßig, wenn es mal Pizza bei mir gibt, was nicht allzu oft vorkommt. Wirklich praktisch, das Teil! Nur etwas umständlich zu spülen.

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