Eine einmalige, markante Stimme ist für immer verstummt

Joseph Dehler schreibt über Hans Hartz, der im November 2013 70 Jahre alt geworden wäre, nur in warmen, herzlich zugewandten Worten. So im Prolog: "Jedenfalls hat seine einmalige, markante Stimme, mit der er die Menschen in zugleich mahnenden wie auch Mut machenden Liedern wachrüttelte, schon heute in den Herzen vieler Menschen einen beständigen Platz gefunden. Umso mehr ist er es wert, als ein streitbarer und geradliniger Mensch ins Gedächtnis gerufen zu werden. Nicht zuletzt, weil er mit seinen Liedern und seinem persönlichen Engagement für Umwelt und Gesellschaft stets das friedliche und von Liebe geprägte Zusammenleben der Generationen im Blick hatte."

Bandmitglieder, Freunde und Fans kommen zu Wort

Auf 172 Seiten kommen nun ehemalige Bandmitglieder, Freunde, Fans, die Lebensgefährtin, die Familie zu Wort. So schreibt zum Beispiel Petra über den Beginn seiner Karriere: "Er rauschte mit vollen Segeln durchs Vorabitur und von der Schule. Den Ausschlag gab die Benotung seines Vaters, des Physiklehrers Dr. Hartz. ‚Bewundernswert und gerecht‘ sagt Hans rückblickend. ‚Ich habe ihm das nie nachgetragen‘." So war das eben im März 1962, da wurde nicht lange gefackelt mit den intelligenten und sensiblen jungen Menschen, die andere Vorstellungen vom Leben hatten, als die Eltern.

"Sie können wählen zwischen Musikmachen und einem langen Leben."

In dieser von der "wilden" Musik geprägten Zeit ist das Interesse von Hans Hartz klar: Musik machen, selber mit einer Band Erfolg haben. Es allen zu zeigen: Der Familie, den Lehrern und den Freunden. Im selben Monat eröffnet Manfred Weißleder in Hamburg den "Starclub", genau gegenüber vom "Kaiserkeller". Hans Hartz zieht es schon zu dieser Zeit wie magisch dorthin. Drei Jahre später tritt er selber dort auf, mit seiner Band "The Avalons". Doch das Ganze hat auch einen Preis. Schon im Jahre 1963 spricht sein Arzt in einer Gesprächsnotiz von "Überlastung" und sagt dazu weiter sinngemäß: "Es besteht die Gefahr, dass Sie eines Tages auf der Bühne zusammenbrechen. …Sie können wählen zwischen Musikmachen und einem langen Leben."Wie treffend diese Diagnose ist, sieht man an den vielen Musikern, die schon alle nicht mehr unter uns sind und kaum die sechzig Jahre erreicht haben: Es beginnt in dieser Zeit ein Leben auf der Überholspur, das nicht ohne Folgen bleiben kann. Detailliert folgt nun der Autor den Spuren dieser Zeit, er scheut sich nicht, auch die negativen Seiten des Erfolgs zu benennen.

Was hat den Autor bewogen, diese Fleißarbeit auf sich zu nehmen?

Eine Frage bleibt nun noch offen: Was hat den Autor bewogen, diese umfangreiche Fleißarbeit auf sich zu nehmen? Er sagt es selber mehr als deutlich: "So bleibt an dieser Stelle nur noch die Frage zu klären, was mich als Autor zu dem vorliegenden Portrait über Hans Hartz bewogen hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es in der Musikszene Verwunderung auslösen, dass das vorliegende Portrait über Hans Hartz ‚Auf ein Wort‘ nicht auf einem anspruchsvollen musiktheoretischen Interesse beruht, sondern vor allem eine Angelegenheit des persönlichen Empfindens Hans Hartz gegenüber; man könnte sagen, eine des Herzens ist.

Bereits kurz nach seinem plötzlichen Tod verspürte ich das Bedürfnis, einen eigenen Beitrag zur fortwährenden Erinnerung an Hans Hartz zu leisten. Dieses Anliegen wurde auch dadurch verstärkt, dass ich den Eindruck hatte, dass Hans, gemessen an seinen Leistungen zu Lebenszeiten, nach seinem Tod nicht hinreichend gewürdigt wurde. Doch ist damit noch nicht die Frage beantwortet, in welcher Beziehung ich zu Hans Hartz stand. Hierzu ist zu sagen, im eigentlichen Sinne war und bin ich letztlich nichts anderes als einer seiner vielen Fans.

Abgesehen vom Sinngehalt seiner Lieder und eingehenden Stimme bei ansonsten nicht vorhandenen persönlichen Verbindungen zu ihm, stellte ich mir Hans Hartz seit seinem wohl bekanntesten Lied ‚Die weißen Tauben sind müde‘ stets als einen aufrichtigen, offenen, nachdenklichen, aber auch sensiblen Menschen vor. Er begeisterte mich als sozial-, umwelt- und friedensbewegten Menschen zutiefst, denn seine Lieder hatten die Wirklichkeit, ihre Brüche wie die Zukunft gleichermaßen zum Thema. So ist Hans Hartz für mich bis heute nicht wegzudenken. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen entdecke ich in seinen Liedern immer noch neue Gedanken, Akzente und Stimmfeinheiten. Sie sind für mich nicht selten immer wieder Anlass, über Umwelt, Mitwelt und Nachwelt kritisch nachzudenken. Kein Wunder, könnte man sagen, denn sein Leben wie seine Musik wurden ganz wesentlich durch den BLUES und den daraus entstandenen Musikformen wie den Rock und Soul geprägt, und zwar in seinem Herzen und in seiner Stimme."

 

"HANS HARTZ AUF EIN WORT" von Prof. Joseph Dehler ist erschienen in der Edition Bodoni, ISBN 978-3-940781-47-5 und es kostet 22 Euro.

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