1:12 - ein kleiner Maßstab

In Puppenzimmern mit einer durchschnittlichen Raumhöhe von 22 cm wohnen Puppen die maßstabsgetreu um die 14 cm groß sind. Die Puppenmöbel kommen über 5 bis 6 cm Tischhöhe nicht hinaus. Selbst ein Kleiderschrank ist nicht viel höher als 18 cm. Messer und Gabel messen gerade einmal 2 cm. Noch kleiner sind Gegenstände wie Weingläser (Höhe 1 cm), Äpfel (5 mm), Fingerhüte (2 mm)....

Der Maßstab 1zu12, oder auch 1 inch-scale (aus dem englischen Sprachraum, wo dieses Hobby besonders boomt) hat sich international durchgesetzt. Andere Maßstäbe wie z.B. 1:144, 1:10 oder 1:24 besetzen lediglich Nischenplätze am Markt.

Barbie-Puppen mit ihren Accessoires, Häusern, Autos und Puppen-Männern entsprechen am ehesten dem Maßstab 1:33.

Bilder: Monika Unger

Das Miniatur-Hobby mit dem großen Markt

Das Geschäft mit diesem Modellbau-Hobby boomt, wie die zahlreichen realen und virtuellen Shops, Messen und Börsen, Internetplattformen, Sammlerclubs und Museen beweisen.

Von kommerziellen Firmen wird so ziemlich alles angeboten, was das Herz des Miniaturbaumeisters begehrt – von ganzen Haus-Bausätzen, Möbeln, Accessoires, Puppen bis zu komplizierter Elektrik, damit dem Puppenhaus auch ein Licht aufgeht. Der Phantasie sind lediglich finanzielle Grenzen gesetzt. Die Hersteller unterscheiden sich oft sehr stark in Preis und Qualität. Das Spektrum reicht von billiger Massenware Made in China bis zu qualitativ hochwertigen Stücken, die ihren originalen Vorbildern an Detailtreue und Preis um nichts nachstehen.

Jede Menge kreative Künstler und Handwerker bemühen sich individuelle Objekte herzustellen, die jedes Haus und jede Miniatur-Szene zum Unikat werden lassen. Diesen kleinen Kreativen steht mit dem Internet ein weltweiter Absatzmarkt zur Verfügung.

einige Impressionen meiner selbst gemachten Puppenzimmer

frisch gedeckt... (Bild: Monika Unger)

Verwendete Materialien

Baustoff Nummer eins für die Puppenhäuser ist Holz. Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bei der Fassade erwecken die Illusion von Ziegelbau, Fachwerk, Holz, Stein oder Putz. Puppen können aus Porzellan oder ofenhärtender Modelliermasse wie z.B. Cernit oder Fimo gefertigt werden. Bei den Accessoires sind sowohl Holz, Papier, Textilien, PolyResin-Modelliermassen, Metall oder Kunststoff als Materialien vertreten. Möbel hingegen sind zumeist auch im kleinen Maßstab nur aus Holz.

Dem Erfindungsreichtum und der Phantasie sind beim Einsatz der Materialien natürlich keine Grenzen gesetzt: Schlagobers aus Acrylpaste, Lebensmittel aus Fimo, Puppenschmuck aus goldfarbigem Basteldraht sind nur einige Beispiele.  Auch moderne Computertechnologie kann im Puppenhaus zum Einsatz kommen. So können echte Klimts und Picassos auf den richtigen Maßstab verkleinert die Wände zieren und echte Buchrücken die Bibliotheken füllen.

Das Puppenhaus– Modellbau- und Sammelhobby ist nicht erst eine Erfindung unserer modernen Zeit.

Queen Mary’s Dollhouse

Queen Mary's Dollhouse in Windsor ist wohl das berühmteste Puppenhaus der Welt. Es wurde von 1920 bis 1924 im Maßstab 1:12 gebaut. Über 1.500 Einzelpersonen – vom Architekten Edwin Lutyens bis zum einfachen Handwerker – waren in den Bau involviert. In den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem ersten Weltkrieg war das Haus ein Geschenk des Britischen Volkes an seine Königin. Es war jedoch  nie zu Spielzwecken gedacht. Es ist ein historisches Monument des Lebensstils in dieser Epoche.

Der Miniatur-Palast ist luxuriös ausgestattet. Die königlichen Püppchen könnten in echtem Wasser baden, da das Haus mit Wasserleitungen ausgestattet ist. Auch die Toilettenspülung und der Lift zwischen den Stockwerken sind funktionsfähig. Teppiche, Gemälde und Möbel sind maßstabsgetreue Kopien der Originale. Die Weinflaschen im Weinkeller sind sogar mit echtem Wein gefüllt. Die Garage beherbergt originalgetreue Modelle des königlichen Fuhrparks.

Das Puppenhaus gehört heute Queen Elizabeth II, Queen Mary's Enkelin und ist in Schloss Windsor für Besucher zu besichtigen.

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