Ratten und ihr schlechter Ruf

 

Ganz besonders in der westlichen Kultur genießen frei lebende Ratten einen überaus schlechten Ruf. Nicht nur, weil sie aufgrund der zahlreichen Krankheitsüberträger für Angst und Schrecken sorgen, sondern auch, weil ihnen nachgesagt wird, dass sie verschlagen und hinterhältig sind und das große Übel stets im Gefolge haben. In vielen Büchern und Filmen werden Ratten als gefährliche Biester gezeigt. Wanderratten jagen in der Meute, beißen Menschen zu Tode, zerfressen und zerstören alles, vergiften das Trinkwasser und verseuchen die Luft.

Wanderratten als Krankheitsüberträger

Die in freier Natur lebenden Ratten / Wanderratten - Rattus norvegicus - gelten als Überträger gefährlicher Krankheiten. Krankheiten können im Prinzip jedoch alle frei in der Natur lebenden Tiere übertragen.

Der Rattenfloh gilt ebenfalls als keineswegs ungefährlich für den Menschen. Ein Biss reicht aus, um mit dem Yersinia pestis Erreger infiziert zu werden, welcher die Lungen- oder Beulenpest zur Folge hat. Somit können Ratten tatsächlich zum Vektor (Krankheitsüberträger) der Pest werden.

Ratten und ihr guter Ruf

Ratten haben durchaus ihre guten Seiten. So gelten diese Nagetiere ebenso als besonders gelehrig, possierlich und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Diese positiven Eigenschaften waren es, welche die Wanderratte plötzlich in einem anderen Licht erscheinen und die Ratte zum neuen Haustier "aufsteigen" ließ. Hausratten sind gesellige Tiere, sie werden sehr zahm und "hören" sogar auf ihre/n Menschen. 

 

Fellnasen als Haustiere
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Hausratten - Farbratten

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnten sich die Ratten immer mehr in die Herzen der Tierliebhaber schleichen. So zum Beispiel die niedlichen Farbratten. Die Farbratte wird auch als Großmaus bezeichnet. Sie stammt natürlich von der Wanderratte ab, welche im Gefolge der Menschen lebt. Jedoch wurde die Farbratte dementsprechend gezüchtet, um sich ganz individuell an die Bedürfnisse des Menschen anzupassen.

Zuerst hatten die Hausratten das Herz der Punks im Sturm erobert, wurden sozusagen zu ihrem Markenzeichen. Unterdessen gibt es in vielen Haushalten Farbratten. Die zahmen Hausratten - Rattus rattus - werden ebenso liebevoll gehegt und gepflegt als auch geliebt, wie Vogel, Hund, Katze, Meerschein und jedes andere Haustier auch.

Zuchtformen der Hausratten

Die Zuchtformen der Hausratten haben in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Hierbei wird jedoch unterschieden zwischen "harmlosen" Züchtungen und "Qualzuchten". Letztere Methode ist sehr umstritten und wird daher heftig debattiert. In der Bundesrepublik Deutschland sind Qualzuchten verboten. Dies geht aus dem deutschen Tierschutzgesetz - TschG § 11 b - hervor. Rex-Ratten, Nacktratten, schwanzlose Ratten, Dumbo-Ratten aber auch Patchwork-Ratten und Satin-Ratten zählen zu den Rattenarten, die unter die Rubrik Qualzuchten fallen.

In den USA erfreuen sich vor allem die Nacktratten besonders großer Beliebtheit, denn diesen Hausratten wird ein sehr freundliches Wesen nachgesagt. Nacktratten sind überdies sehr anhänglich und suchen gerne die Nähe zum Menschen. Allerdings sind Nacktratten auch sehr anfällig für starke Temperaturunterschiede. So dürfen Nacktratten keineswegs viel Sonne ausgesetzt werden, da sie aufgrund des fehlenden Fells sehr schnell einen Sonnenbrand erleiden können. Kälte vertragen Nacktratten ebenso wenig und lichtempfindlich sind die Nager gleichermaßen.

Jede Ratte, die aus einer so genannten "Qualzucht" stammt, hat diverse "Behinderungen", welche durch die jeweiligen Zuchtformen hervorgerufen werden und nicht zwangsläufig als solche betrachtet wird. Die schwanzlosen Ratten entstammen ebenfalls der "Qualzucht". Schwanzlose Rattenweibchen sind oftmals unfruchtbar. Werden die schwanzlosen Rättinen hingegen tatsächlich tragend, gibt es bei der Geburt oft große Komplikationen. Diesbezüglich verenden die Nager qualvoll, wenn der Tierhalter während der Geburt nicht zugegen bzw. kein Tierarzt anwesend ist, der einen Kaiserschnitt durchführen könnte. In manchen Fällen ist es auch so, dass die tragenden schwanzlosen Rättinnen eingeschläfert werden müssen.

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Die Anschaffung einer Farbratte

Wer sich eine Farbratte als Hausratte zulegen möchte, sollte sich vorher ganz genau über die Haltung der possierlichen Nager informieren. Denn auch Hausratten - speziell Farbratten - bedürfen einer artgerechten Haltung. Zudem sollten die kleinen Nager nur bei einem seriösen Züchter gekauft werden oder in der Tierhandlung.

Wie bei der Anschaffung jeden anderen Haustieres auch, sollte der Kauf einer Farbratte wohl überlegt werden. Daher empfiehlt es sich ohnehin, bereits im Vorfeld zahlreiche Informationen einzuholen und sich eventuell auch im Tierfachhandel bzw. in der Zoohandlung beraten zu lassen. Da Hausratten in der Regel nich älter als maximal 3 Jahre werden, mitunter aber auch schon viel früher sterben - und manchmals sogar sehr schnell, ohne Vorwarnung - sollte über die Anschaffung einer Ratte genau nachgedacht werden. Sehr schnell gewöhnt man sich an diese überaus klugen, witzigen und niedlichen (ja, das sind sie durchaus) Farbratten und schließt sie ins Herz wie jedes andere Haustier auch. Aus Erfahrung weiß ich, wie traurig es ist, wenn man nach kurzer Zeit wieder Abschied von dem lieb gewonnenen Nager nehmen muss.

Junge Farbratte männlich

Farbratte männlich (Bild: Privataufnahme Kerstin Schuster)

KreativeSchreibfee, am 16.04.2011
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Bildquelle:
Fotgrafie Kerstin Schuster (Fiebermessen bei Haustieren - wie und wo wird Fieber bei Tieren ric...)
Kerstin Schuster (Wenn Haustiere sterben - letzte Ruhestätte für Haustiere)

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