Resturlaub: Komödie nach Tommy Jaud
Raus aus dem spießigen Bamberg, ab ins feurige Buenos Aires!. Aber dort ist nicht alles besser ... Durchwachsene Verfilmung von Tommy Jauds Bestseller "Resturlaub"Im Resturlaub "Out of Bamberg"!
Pitschi ist geschockt - und nachdem er sich auf Arnes Hochzeit gründlich daneben benommen hat beschließt er, gleich während seines Resturlaubs aus dem drohenden Spießerdasein auszubrechen: Auf dem Flughafen täuscht er einen Raubüberfall vor und lässt Bine und ihre Freunde alleine nach Mallorca aufbrechen. Er selbst kauft sich ein One-Way-Ticket "möglichst weit weg von hier", was in diesem Fall Buenos Aires bedeutet.
Dort angekommen wird er bereits beim Verlassen des Flughafens mit der harten Realität konfrontiert. Während in Europa Hochsommer herrscht, ist es in Argentinien empfindlich kalt, worauf der in T-Shirts gekleidete Bamberger nicht vorbereitet war. Überhaupt erweist sich das vorgeblich so entspannte und einfache Leben in Südamerika als desillusionierend. Einziger Lichtblick: Die schöne Sprachlehrerin Luna (Melanie Winiger), die zu Pitschis Verblüffung an ihm Gefallen findet. Wenn da nur nicht die ständigen Anrufe von Bine wären, der er vorspielen muss, immer noch in Deutschland zu sein...
Drehbuch zu "Resturlaub" von Tommy Jaud
In der Midlife Crisis
"Wenn das kein Beweis ist für die Midlife Crisis", heißt es in einem Song von Reinhard Fendrich. Faktisch basiert Tommy Jauds "Resturlaub" auf eben jener "Midlife Crisis" eines in die Jahre kommenden Junggesellen in der biederen deutschen Provinz. 2006 erschien der Bestseller und stürmte sofort die Bestsellerlisten, obwohl er weitaus ernsthafter als Jauds Debütroman "Vollidiot" angelegt war. Auch wenn sich der Leser nicht mit dem Protagonisten Pitschi identifizieren konnte: Verständlich waren seine verzweifelten Ausbruchsversuche aus dem grauen Alltag auf jeden Fall, und über seine tollpatschigen Eskapaden konnte man herzhaft lachen. Eine solche literarische Vorlage schien wie geschaffen für eine Verfilmung.
Autor Jaud, der unter anderem Gagschreiber für Anke Engelkes "Ladykracher" war, verfasste das Drehbuch, mit Gregor Schnitzler ("Soloalbum", mehrere "Tatort"-Folgen) konnte ein namhafter Regisseur verpflichtet werden und der bayerische "Tatort"-Kommissar Maximilian Brückner sollte die Hauptrolle übernehmen. Doch wie bereits die Leinwandadaption "Vollidiot" zuvor laboriert auch "Resturlaub" an der nicht geglückten filmischen Umsetzung der locker-leichten Vorlage.
Restgags in "Resturlaub"
Kinofilme funktionieren nun einmal nicht wie TV-Produktionen, in denen ein paar lose Gag-Abfolgen von Werbung unterbrochen und danach wieder fortgesetzt werden. Der Zuschauer verlangt ein stimmiges Gesamtpaket über eineinhalb Stunden, was bei "Resturlaub" leider nicht der Fall ist. Zwar finden sich die wichtigsten Schlüsselstationen- und Situationen aus dem Roman im Film wieder. Meist wirken diese aber aufgesetzt oder werden überhastet auf die Leinwand geklatscht und erweisen sich als störende Fremdkörper. Der Versuch, möglichst viel vom Buch in die Komödie hinüberzuretten, misslingt.
Eher TV-Produktion, als Kinofilm
Einige amüsante Szenen bietet "Resturlaub" natürlich trotzdem, etwa Pitschis peinliche Hochzeitsansprache. Allerdings fallen auch hierbei viele Gags aus der Vorlage weg, da die komplette Vorgeschichte, wie es eigentlich dazu kommt, dass er einen ganzen Schwall Unsinn vom Stapel lässt, wegfällt. Dafür wurden einige Passagen aus dem Roman stark verändert, etwa Pitschis unheimliche Begegnung mit einer nervtötenden Bambergerin in Buenos Aires, die sich wie eine Klette an ihn hängt.
Freilich: Gagschreiber Jaud kann der Versuchung nicht widerstehen, aus der Nervensäge eine dicke Blondine zu machen, die nach einem Besäufnis mit dem Landsmann in der Kiste landet, woraufhin diesem nach der Ernüchterung am nächsten Morgen fast das Frühstück hochkommt. Derlei Gags mit dem Dampfhammer finden sich leider immer wieder und überdecken die wenigen feinen Humorspitzen.
Über die Besetzung der Hauptrolle kann man sich streiten: Maximilian Brückner ist ein völlig anderer Typus Schauspieler als Selbstdarsteller Oliver Pocher in "Vollidiot". Der "Tatort"-Kommissar setzt weniger auf das Schneiden von Grimassen, sondern überzeugt mit seinem fein nuancierten Schauspiel, das in "Resturlaub" viel zu wenig gefragt ist. In klamaukigen Szenen wie dem inszenierten Raubüberfall im Flughafen-WC vermag er deshalb nicht zu überzeugen. Der restliche Cast wird nicht sonderlich gefordert: Mira Bartuschek als Freundin "Bienchen" darf entweder zuckersüß oder zickig sein, Sprachlehrerin Melanie Winigers Präsenz ist rein körperlicher Natur und Stephan Luca wirkt als Arnes Freund seltsam steif.
Durchwachsene Komödie "Resturlaub"
Knapp zwei Stunden lang müht sich Brückner redlich ab, dem schwachen Drehbuch wenigstens ein paar Lacher abzugewinnen. Über das Niveau einer typischen TV-Komödie gelangt "Resturlaub" aber nicht hinaus. Schade, denn die Vorlage hätte Raum für zahlreiche Gags geboten, die im Bemühen, möglichst viele Plotelemente des Romans im Streifen zu integrieren untergehen. Völlig missraten ist der Schluss: Was im Buch nur wenige Seiten einnimmt und trotzdem zu selben Ergebnis führt, wird in der Leinwandversion unnötig ausgewälzt und mit nerviger Pseudo-Dramatik gewürzt.
Fazit: Halbgare Komödie, die im Fernsehen oder auf DVD deutlich besser aufgehoben wäre als im Kino. An die Qualität und Gagdichte des Buches kommt "Resturlaub" nicht im Entferntesten heran, weshalb die Lektüre ausdrücklich empfohlen sei.
Originaltitel: "Resturlaub"
Regie: Gregor Schnitzler
Produktionsland und -jahr: D 2011
Filmlänge: ca. 101 Minuten
Verleih: Sony Pictures Home Entertainment
Deutscher Kinostart: 11. August 2011
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren