Rezension -Kann KI die Natur retten?
Im Buch: "Kann KI die Natur retten?" von Frauke Fischer und Hilke Oberhansberg beleuchten die Autorinnen, die Chancen und Grenzen der künstlicher Intelligenz im Naturschutz.Zwischen Technik und Verantwortung
"Die menschliche Intelligenz hat uns an den Rand des sechsten Massenaussterbens geführt. Kann künstliche Intelligenz uns helfen, dessen Eintreten noch zu verhindern?"
Mit dieser Feststellung und der anschließenden provokanten Frage steigen die Autorinnen in ihr Buch ein – und treffen damit den Nerv der Zeit, denn während unsere technologische Entwicklung die Biosphäre und Atmosphäre dramatisch verändert hat, wächst zwar gleichzeitig unser Wissen über Ökosysteme und ihre Bedeutung, doch die Lücke zwischen Problem und Lösung wird immer größer.
"Effektiver globaler Naturschutz benötigt die beste verfügbare High-Tech." – so Professor Dr. Martin Wikelski
KI im Dienst der Natur
Im zweiten Teil des Buches zeigen Fischer und Oberhansberg, wie KI bereits heute, zur Analyse von Tierstimmen, zur Erkennung von Umweltveränderungen oder zur Überwachung von Schutzgebieten, im Naturschutz eingesetzt wird: Die Beispiele reichen vom Austausch und der Übertragung von Informationen bis zur Vorhersage von Wildererbewegungen.
"Das Wissen der Menschheit steckt in Köpfen, Büchern, Datenbanken – das der Natur in Genen, Arten, Ökosystemen."Doch Technik allein reicht nicht um die Bedürfnisse der Natur, sinnvoll beim Menschen ankommen zu lassen.
Die Autorinnen mahnen zur Vorsicht:
"Dabei dürfen wir nicht in Fallen treten, die die Probleme – absichtlich oder unabsichtlich – sogar noch verschärfen."
Die Genialität der Natur
Das Buch ist, genau genommen, nicht nur eine abschließende Stellungnahme für kluge Technik, sondern zusätzlich eine Liebeserklärung an die Evolution.
Die Autorinnen zeigen, wie Zeit und Zufall über Milliarden Jahre hinweg eine atemberaubende Vielfalt von menschlichen, tierischen und pflanzlichen Arten hervorgebracht hat. Darum schlussfolgern sie:
"Kein Schöpfer, sondern Zufall formte diesen Körper" und geben Antwort auf die Frage,:warum Biodiversität unsere Lebensversicherung ist. Sie ziehen ihr persönliches Fazit:
"Je vielfältiger die genetische Ausstattung einer Art, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Individuen gibt, die mit der neuen Situation umgehen können."
Mein persönliches Fazit
Weil ich mich schon seit meiner Kindheit mit der Frage beschäftige, wie Technik und Natur zusammenspielen, sprach mich der Titel des Buches besonders an. Die Autorinnen schaffen es, komplexe Zusammenhänge verständlich und mit einer guten Portion Humor zu vermitteln.
Ihr Buch ist ein inspirierender Beitrag zur Debatte um Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Mir gefiel der Ausspruch von Dr. Eckart von Hirschhausen "Welche Kombination von Intelligenz brauchen wir jetzt zum Überleben?"
Meiner Meinung nach beinhaltet es, dass weder ein übertriebener ökologischer Artenschutz noch Technik alleine die Menschheit in Harmonie mit der Ökologie bringt.
Wer Natur liebt und Technik nicht fürchtet, sollte dieses Buch lesen. Es regt zum Nachdenken an – über unsere Rolle als Menschen, über die Möglichkeiten von KI und darüber, wie wir beides klug kombinieren können, um die biologische Vielfalt zu bewahren.
Die Autorinnen

Die Biologin Dr.Frauke Fischer gründete 2003 die Agentur »auf!«, Deutschlands erste Beratungsagentur zum Schwerpunkt Biodiversität. Sie bearbeitet dieses Thema seit über 30 Jahren als Wissenschaftlerin, Beraterin und Unternehmerin.
Für ihre Arbeit wurde sie vielfach international ausgezeichnet und in zahlreiche Gremien berufen. (© Frauke Fischer)
Dr.Hilke Oberhansberg ist Wirtschafts- und Umweltwissenschaftlerin und arbeitet, nach vielen Jahren in internationalen Konzernen, nun im Bereich Umweltbildung und -beratung. Im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit interessiert sie insbesondere der Mensch innerhalb und außerhalb von Organisationen, in seinem Tun und seinen Rollen als Mitarbeiter, Konsument und Akteur. (© Hilke Oberhansberg)
Weitere Veröffentlichung der Autorinnen im oekom verlag:
»Was hat die Mücke je für uns getan?«, »Wal macht Wetter« und »Der Palmöl-Kompass«.
Frauke Fischer, Hilke Oberhansberg: »Kann KI die Natur retten?«; 216 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-98726-163-3, Print 26,00 € / 26,80 € (AT), eBook 20,99 € / 21,99 € (AT)
Bildquelle:
Patrick Pollmeier, FH Bielefeld
(Stromschwankungen mit Künstlicher Intelligenz und Edge Computing au...)

