Ein Riesenspaß...

Als Kinder hatten die meisten von uns großen Spaß auf Rolltreppen. Rückwärts hinauf, gegen die Fahrtrichtung anrennen, Wettrennen auf parallel verlaufenden veranstalten oder gegen einen daneben laufenden Treppensteiger antreten, das kennen bestimmt viele von sich selbst oder ihren Sprösslingen.

Allerdings waren die ersten Rolltreppen nicht ganz unproblematisch. Wobei der Prototyp nicht einmal eine Treppe im eigentlichen Sinn darstellte. Der Amerikaner Jesse W. Reno entwickelte 1891 ein schräges, endlos verlaufendes Personenförderband, das in einem 25 bis 30°-Winkel aufwärts verlief.

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Weltausstellung "La Grande Lunette", 1900 (Bild: Jean-Baptiste Leroux)

Das erste dieser Bänder wurde zwei Jahre später in New Yorker Cortland-Street-Bahnhof installiert. Rolltreppen, wie sie uns heute in unveränderter Form begegnen, wurden 1911 entwickelt.

Weltweit bekannt wurde die Rolltreppe bzw. das Personenförderband durch die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Dort kam es aufgrund der ungewohnten Fortbewegungsart schnell zu Schwindelanfällen der darauf fahrenden Personen und hin und wieder sogar zu kleinen Unfällen.

Rolltreppen in Kaufhäusern - Platzsparend und profitabel.

Eine wichtige Bedeutung haben Rolltreppen besonders dort, wo konsumiert wird. Mit Rolltreppen ließen sich wesentlich mehr Kunden von Etage zu Etage transportieren als in herkömmlichen Aufzügen. Zudem konnten die Warenhäuser ihre Verkaufsfläche platzsparend erweitern. In den USA erlebte die Rolltreppe daher kurz nach ihrer Erfindung bereits einen Boom, und das berühmte "Harrod's" in London ließ bereits 1898 ihre Kunden von Stockwerk zu Stockwerk "schweben". Die Rechnung ging auf: außer dem Spaßfaktor, von dem die Konsumenten begeistert waren, ging es für Kaufhäuser mit Rolltreppen auch wirtschaftlich aufwärts.

Wie Rolltreppen funktionieren...

Das Prinzip ist so simpel wie genial: Auf elektrisch betriebene Endlosbänder sind Platten montiert, auf die man steht. Am sichtbaren "Ende" der Rolltreppe befindet sich oben und unten aus Sicherheitsgründen ein "Kamm", der Fremdkörper (u.a auch die Personen darauf) von der Lauffläche entfernt. Eine Rolltreppe kann pro Stunde ca. 4000 Menschen befördern; in der gleichen Zeit schafft ein durchschnittlich konstruierter Aufzug gerade mal 440 Personen.

Die Laufrichtung konnte bereits bei den ganz frühen Modellen geändert werden. So war es üblich, dass die Rolltreppen tagsüber nach oben führten. Hinunter gelangten Kunden dann entweder durch Aufzüge oder herkömmliche Treppen. Kurz vor Geschäftsschluss wurde die Richtung gewechselt, so dass dem Kunden nichts anderes übrig blieb, als das Kaufhaus zu verlassen.

Die erste Rolltreppe in Deutschland...

Seit 1925 kamen auch die deutschen Kunden in den Genuss der rollenden Bänder. Die erste Rollltreppe fand im Nobelkaufhaus Tietz Verwendung. Trotz der unwiderlegbaren Vorteile und Berichten aus dem Ausland blieben Rolltreppen bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eine Rarität.

Erst 1952 setzte sie sich endgültig durch, und sorgte selbst nach ihrer Einführung noch lange für Heiterkeit und/oder Unverständnis unter den Kunden, die dieses Transportmittel abfällig ausschließlich "für Fußkranke" konzipiert hielten.

Die Rolltreppe (Bild: Scott Mutter)

In den 1970er Jahren wurde die Rolltreppe weiterentwickelt bzw. fand zum Prototyp von Jesse W. Reno zurück: Flughäfen, Bahnhöfen und Messehallen sind heute ohne Personenfahrbänder, den sogenannten Fahrsteigen, undenkbar.

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