Rückenbeschwerden und was man dagegen tun kann
Rückenbeschwerden gehören zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Was kann man prophylaktisch und therapeutisch gegen Rückenschmerzen tun?Bedeutung und Häufigkeit von Rückenbeschwerden
Muskel-Skelett-Erkrankungen sind nach Statistiken der Krankenkassen die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit und verursachen über alle Branchen hinweg zwischen 19 und 28 Prozent der Fehltage. Die Diagnose Rückenschmerzen stellt dabei mit 7 Prozent die häufigste Einzeldiagnose dar (Quelle: Fehlzeiten-Report 2006, auf Basis von Daten der AOK). Muskel-Skelett-Erkrankungen nehmen mit dem Alter kontinuierlich zu, sind aber nur zu einem geringen Teil auf normale Abnutzungserscheinungen zurückzuführen. Eine wichtige Ursache spielen Fehlbelastung aber auch ein Mangel an Bewegung. Rückenprobleme betreffen dabei nicht nur Menschen mit schwerer körperlicher Belastung (z.B. Heben und Tragen in Pflegeberufen), sondern auch Arbeitende, die überwiegend sitzend tätig sind. Daher sind auch Menschen in eigentlich "leichten Büro-Jobs" davon betroffen.
Prophylaxe von Rückenschmerzen
Am sinnvollsten und auch am günstigsten sind immer die Maßnahmen, welche bereits im Vorfeld dafür sorgen, dass bestimmte Probleme gar nicht erst auftreten. Im Kontext von Arbeit und Beruf unterscheidet man dabei Maßnahmen der Verhältnisprävention und Maßnahmen der Verhaltensprävention.
Verhältnisprävention meint eine Verbesserung der Situation, d.h. eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung. Das beinhaltet z.B. das Verfügbarmachen technischer Hilfen für das Heben und Tragen schwerer Lasten und die ergonomische Gestaltung von Arbeitsmitteln wie etwa Sitzmöbeln. Aber auch die Gestaltung abwechslungsreicher Tätigkeiten gehört dazu. Zur Vermeidung von Rückenbeschwerden sollte viel Abwechslung bei Bewegung und Körperhaltung und auch die Möglichkeit bestehen, bestimmte Aufgaben im Sitzen oder im Stehen auszuführen!
Verhaltensprävention umfasst alle Maßnahmen, die dem Menschen selbst eine Anweisung geben, wie er sich verhalten soll, um bestimmte Beschwerden zu vermeiden. Zur Prophylaxe von Rückenbeschwerden hat sich dabei die sogenannte "Rückenschule" bewährt. Diese Maßnahme wird auch von den Krankenkassen bezuschusst.
Wichtige Empfehlungen der Rückenschule sind:
- Man sollte sich viel und abwechslungsreich bewegen, um seine Muskulatur zu trainieren.
- Beim Stehen sollte man eine aufrechte Körperhaltung anstreben, allerdings auch häufig die Haltung wechseln.
- Beim Sitzen sollte man ebenfalls eine aufrechte Körperhaltung anstreben, aber auch häufig die Haltung wechseln. Die Oberschenkel sollten leicht nach vorn abfallen. Die Schultern sollten locker und entspannt sein.
- Beim Tragen sollte man insbesondere schwere Gegenstände nah an sich heranziehen, in die Knie oder Hocke gehen, sich etwas breitbeinig aufstellen und den Rücken möglichst gerade halten.
Zur Prophylaxe sind des weiteren sanfte und auf Ausdauer abzielende Bewegungsarten zu empfehlen, z.B. Yoga, Tai Chi, Gymnastik, Spazieren, Wandern, Radfahren, Schwimmen. Beim Radfahren ist wichtig, dass das Rad an die Größe des Fahrers/der Fahrerin angepasst ist, so dass man beim Fahren entspannt aufrecht sitzen kann. Hierzu ist es sinnvoll, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.
Vor allem dann, wenn man überwiegend einseitiger Belastung ausgesetzt ist, kommt es auf ein regelmäßiges Training an.
Die beste Prophylaxe gegen Rückenbeschwerden sind trainierte Muskeln, die der vorhandenen Belastung gewachsen sind und sich aber auch immer wieder entspannen können!
Was tun bei "normalen" Rückenbeschwerden?
Die meisten Rückenschmerzen, die im jungen und mittleren Lebensalter auftreten, sind nicht auf den Verschleiß von Knochen und Gelenken zurückzuführen, sondern resultieren aus Muskelverspannungen. (Natürlich sollte man immer zunächst organische Ursachen und möglichen Verschleiß abklären!)
Solche Schmerzen resultieren aus einem Mangel an Bewegung, untrainierten und schwachen Muskeln, die bei Belastung verspannen und sich nachfolgend nicht wieder ausreichend entspannen können.
Dementsprechend sollte sich der/die Betroffene auf keinen Fall schonen, sondern im Gegenteil sanfte Bewegung wie etwa Yoga, Rückengymnastik, Spazieren anstreben!
Zur Behandlung akuter Beschwerden können unterstützend schmerzstillende Salben sowie Behandlung mit Wärme oder Kälte (z.B. Gelkissen, die in der Mikrowelle oder im Wasserbad aufgewärmt oder im Kühlfach gekühlt werden) zum Einsatz kommen. Hier muss jeder selbst für sich ausprobieren, was jeweils als hilfreich erlebt wird.
Ausführliche Tipps zur Behandlung von Verspannungen in Schulter und Nacken liefert dieser Artikel.
Was tun bei Bandscheibenvorfall?
Eine Besonderheit ist der Bandscheibenvorfall. Dabei treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal (den Raum, in dem das Rückenmark liegt) vor. Ein Bandscheibenvorfall kann auf vorgeschädigte Bandscheiben zurückzuführen sein, aber auch ohne äußeren Anlass auftreten.
Bei dieser Form von Rückenproblem fällt auf, dass Schmerzen und andere Beschwerden nicht am eigentlichen Ort des Geschehens erlebt werden, sondern in anderen Körperregionen. Die Ursache dafür sind entzündungsbedingte Schwellungen, die auf Nervenbahnen drücken und dadurch Schmerz, Taubheitsgefühle oder auch Lähmungen verursachen. Auf diese Weise kann es passieren, dass der/die Betroffene Schmerzen in den Armen oder Beinen hat oder plötzlich seine Hände nicht mehr fühlen kann.
Ein Bandscheibenvorfall erfordert dringend eine medizinische Behandlung. Allerdings sollte dabei die von vielen erwartete und befürchtete Operation erst an letzter Stelle stehen. Lediglich bei Lähmungserscheinungen infolge abgeklemmter Nervenbahnen kann eine Operation sehr schnell notwendig werden. Ansonsten sollte man sich Sorgen machen, wenn ein Arzt gleich eine Operation vorschlägt!
In den meisten Fällen reichen medikamentöse und physiotherapeutische Maßnahmen völlig aus und lassen die Beschwerden innerhalb weniger Monate abklingen. Eine medikamentöse Behandlung mittels Spritzen zielt darauf ab, die Schwellung des Gewebes zurückgehen zu lassen, so dass die Nervenbahnen nicht mehr abgedrückt werden. Des weiteren kommt eine spezielle Krankengymnastik zum Einsatz.
Ein Arzt sollte eine Operation erst als letzte Möglichkeit in Erwägung ziehen, da ein nicht unerhebliches Operationsrisiko besteht. Zumindest können sich infolge der Operation Narben bilden, die nachfolgend immer wieder zu Schmerzen führen.
Für die Ruhelage ist folgende Stellung zur Entspannung der Rückenmuskulatur zu empfehlen: Rückenlage, Oberschenkel und Unterschenkel jeweils zu 90 Grad voneinander anwinkeln, dabei zur Stütze einen gepolsterten Gegenstand unter die Unterschenkel legen. Dazu können z.B. mehrere zusammengewickelte Decken verwendet werden.
Was tun bei chronischem Schmerz?
Wenn Schmerz sehr lange andauert, so kann es passieren, dass sich das Schmerzerleben quasi "verselbständigt". Das bedeutet: Aus dem medizinisch-organischen Befund allein lässt sich der erlebte Schmerz nicht mehr erklären. Die organische Ursache für einen Schmerz ist möglicherweise gar nicht mehr vorhanden, durch einen Kreislauf von ständiger Anspannung von Muskeln, Selbstbeobachtung und Interpretation von Wahrnehmungen treten dennoch immer wieder Schmerzen in das Bewusstsein. Auch die sogenannte "Wetterfühligkeit" lässt sich hier einordnen. Des weiteren können auch psychische Belastungen und Stress zu entsprechenden Verspannungen führen und sich in Form körperlicher Schmerzen äußern.
Zur Therapie chronischer Schmerzen ist es sinnvoll, das Augenmerk auf psychotherapeutische Maßnahmen zu richten. Dabei geht es darum, sich mit dem Schmerzerleben auseinanderzusetzen, die Ursachen für Verspannungen zu analysieren, sich zu entspannen und sich durch Fokus auf angenehme Erlebnisse und Aktivitäten von dem Schmerz abzulenken. Des weiteren haben sich zur Behandlung chronischer Schmerzen auch Physiotherapie und Akupunktur bewährt (womit dann allerdings keine evtl. zugrunde liegenden psychischen Probleme behandelt werden können).