Auf Salina nicht nur Kapern und Malvasia

Vor allem auf Salina, dem Hauptdrehort im Jahr 1994, sind die Arbeiten zu dem Streifen und der Film selbst unvergessen. Die Insel, ansonsten vorzugsweise bekannt durch ihre Kapern und den hervorragenden Südwein "Malvasia", schmückt sich mit Troisi und jener Geschichte, die um den vor den Faschisten ins Exil geflüchteten chilenischen Dichter Neruda (im Film Philippe Noiret) und eine zarte Freundschaft zu seinem Briefträger, dem postino, rankt. Und weil dies einerseits so ist, weil andererseits Tourismus aber mehr bringt als einzig sentimentale Erinnerungen oder eine Auszeichnung als "Kulturerbe der UNESCO", haben immer wieder mafiose Geschäftemacher versucht, das Heft in die Hand zu nehmen. Troisis Erbe und die Insel sollten auf Teufel komm raus touristisch vermarktet werden. Notfalls auch mit Gewalt .

Hausbesitzer zusammengeschlagen

Die hatte im Sommer 2009 der damalige Besitzer jenes Hauses erfahren, das seinerzeit im Film Exil-Heimat des chilenischen Dichters Neruda gewesen war. Es ist erhalten, wie es sich 1994 im Film dargestellt hat. Hoch über dem Meer, mit einem weiten Blick zu den Inseln Filicudi und Alicudi, mit grün gestrichenen Türen und weit heruntergezogenen Fenstern, mit den rostroten Wänden innen und den Steinbänken, die belegt sind mit den sizilianischen Kacheln in weiß-blauen Mustern und Ornamenten. Pippo Cafarella hieß der Besitzer, Maler und Poet, und er hatte Verkaufsangebote von ein paar hunderttausend Euro ausgeschlagen. Dann haben sie zugeschlagen. Der Hausbesitzer war zunächst anonym bedroht, dann überfallen und schließlich körperlich schwer misshandelt worden. Frei nach dem auch heute gültigen Motto: Und bist Du nicht willig, dann brauch ich Gewalt. Doch Pippo war an die Öffentlichkeit gegangen.

Die Mafia hatte ihre Hand ausgestreckt

Das Haus, hatten clevere Unternehmer geplant, sollte/soll Zentrum eines Refugiums für VIPs werden. In einer Mischung aus cineastischer Erinnerung und dolce vita des 21. Jahrhunderts. Mit einer Panoramastraße, die den Segen der kommunalen wie der provinzialen sizilianischen Behörden erhalten hatte (Salina gehört zur Provinz Messina) sind die zum Meer abfallenden Felsen und Uferwände bereits verschandelt; in die Wege zu den uralten Grotten am Meer, wo die Fischer früher ihre Boote liegen hatten, sind von unbekannter Hand Stufen für die Touristen geschlagen worden. Das alles hat dazu geführt, dass die Insel Gefahr läuft, den Status des Weltkulturerbes zu verlieren. Doch das juckt die Drahtzieher wenig. Sie haben ihre Hände auf Salina und die Eolischen Inseln gelegt, die einmal Paradiese waren. "Le mani sulle isole" heißt das auf Italienisch. Und das hat immer nur eine Bedeutung: Mafia. Es ist alles nur noch eine Frage der Zeit. Das Haus bleibt unterdessen geschlossen.

 

Autor seit 9 Jahren
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