Stichwort im Text Person (Gäste) Ort Aktion
Kapitän Bräutigam Bühne um eigenen Stuhl laufen
Kompass Braut Bühne stehen und sich drehen
Backbord Verwandtschaft Braut am Platz aufstehen, linke Hand fasst linkes Ohr
Steuerbord Verwandtschaft Bräutigam am Platz aufstehen, rechte Hand fasst rechtes Ohr
Segelschiff Eltern Braut und Bräutigam Bühne aufstehen, Tuch schwenken
Erster Offizier Trauzeuge Bräutigam Bühne um eigenen Stuhl laufen
Zweiter Offizier Trauzeuge Braut Bühne um eigenen Stuhl laufen
Möwen Geschwister des Brautpaares Bühne aufstehen, Flügelschlag
Die Wellen alle Frauen im Saal am Platz aufstehen, La-Ola-Bewegung
Der Wind alle Männer im Saal am Platz aufstehen, kurzer Pfiff

Die Schiffsreise - Der Text des Spiels

Es war der dritte Tag einer langen Seereise. Das stolze Segelschiff hatte den sicheren Hafen verlassen. Tagein, tagaus trotzte das Segelschiff Wind und Wellen. Dem Kapitän standen sein treuer Erster Offizier und sein tüchtiger Zweiter Offizier bei jeder Schwierigkeit zur Seite. Gemeinsam führten sie das Segelschiff und seine Mannschaft, ständig begleitet von einer Schar kreischender Möwen.

An der Backbord-Seite des Segelschiffes hing der Kompass des Kapitäns an einem Haken, an Steuerbord gab es einen solchen Haken nicht, denn der Kapitän stand nun einmal am liebsten auf der Backbord-Seite, lauschte Wind und Wellen und hatte von dort aus alles wichtige im Blick: Seine Mannschaft, seinen Kompass, seinen Ersten Offizier und seinen Zweiten Offizier. Und ab und zu auch die Möwen, wenn sie von Steuerbord über Backbord oder von Backbord über Steuerbord das Schiff überflogen. Und das taten sie oft, die Möwen. Immer waren sie dabei auf der Suche nach etwas Essbarem.

 

Bisher gab es gutes Wetter, doch je weiter das Segelschiff auf das offene Meer hinausfuhr, desto dicker wurden die Wolken am Himmel. Die anfangs kleinen Wellen waren zu großen Wellen geworden und auch der Wind blies immer stärker. Der Wind war bald kein Wind mehr, der Wind wurde zum Orkan.

Das Segelschiff wurde vom Unwetter stark gebeutelt. Mal drohte es Steuerbord zu kentern, dann wieder ergossen sich riesige Wellen von Backbord über das Deck des Segelschiffes. Der Erste Offizier und der Zweite Offizier hatten alle Hände voll zu tun, um die Befehle des Kapitäns an die Besatzung weiterzugeben.

Auf jeden Regen folgt auch wieder Sonnenschein. Und so kam es, dass die Wellen sich legten. Nur ein ganz leichter Wind umschmeichelte die Möwen, die jetzt zum ersten Mal nach dem Unwetter wieder zu sehen waren.

 

Der Kapitän machte gerade einen Rundgang von Steuerbord nach Backbord und von Backbord nach Steuerbord, um sein Schiff zu begutachten, da zerriss das Geschrei des Ersten Offiziers die Ruhe auf dem stolzen Segelschiff: "Käptn, Käptn!", schrie der Erste Offizier dem Kapitän entgegen: "Käptn, der Kompass! Wo ist der Kompass? Der Kompass ist nicht an seinem Platz! Kapitän, ich kann den Kompass nicht finden."

Der Kapitän runzelte die Stirn über dieses Geschrei an Bord des Segelschiffes und fragte seinen Zweiten Offizier: "Mein lieber Zweiter Offizier, was sagst du zu der Meldung des Ersten Offiziers?"

"Käptn!", sprach der Zweite Offizier, "Ich wollte ebenfalls gerade Meldung machen! Der Kompass ist weg! Auch ich habe den Kompass nicht gefunden! Der Kompass ist nicht an seinem Platz!"

"Und nun, mein lieber Erster Offizier, mein lieber Zweiter Offizier", sprach der Kapitän. "Was schlagt ihr mir vor: Was ist mit dem Kompass geschehen? Wo ist der Kompass? Wie bekommen wir den Kompass zurück?"

Der Zweite Offizier begann hastig zu sprechen: "Käptn! Die Möwen! Bestimmt haben die Möwen den Kompass gestohlen."

 

"Nein, mein lieber Zweiter Offizier", sprach der Kapitän zum Ersten Offizier und zum Zweiten Offizier. "Die Möwen sind erst jetzt wieder über unserem Segelschiff zu sehen. Wegen dem starken Wind und den tosenden Wellen waren die Möwen lange nicht bei uns."

"Ich habs!", schrie der Erste Offizier, "Käptn! Der Wind und die Wellen! Bei dem Unwetter hat das Meer bestimmt in einer großen Welle den Kompass von Bord unseres Segelschiffes gespült. Und wenn es nicht das Meer war, dann hat bestimmt der Wind mit einer starken Böe unseren Kompass mit sich gerissen. Mein Kapitän, wenn wir Glück haben, dann hat sich der Kompass nur durch Wind und Wellen gelöst und ist noch irgendwo auf dem Segelschiff zu finden!"

"Wenn du meinst, mein Erster Offizier", sprach der Kapitän zum Ersten Offizier und zum Zweiten Offizier, "dann durchsuche du dieses Segelschiff auf Steuerbord."

"Und du, Zweiter Offizier", fuhr der Kapitän fort, "durchsuchst das Segelschiff auf Backbord!"

 

Der Erste Offizier durchsuchte mit seinen Leuten Steuerbord und der Zweite Offizier durchsuchte mit seinem Teil der Mannschaft die Seite des Segelschiffes auf Backbord. Doch sie fanden keinen Kompass. Die Möwen kreischten im Wind und die Wellen wogten sanft.

Dann tauschten sie: Der Zweite Offizier durchsuchte mit seinen Leuten Steuerbord und der Erste Offizier nahm sich die Seite des Segelschiffes auf Backbord vor. Die Wellen wogten sanft und die Möwen kreischten im Wind.

Der Erste Offizier machte dem Kapitän Meldung: "Käptn, wir haben das ganze Segelschiff durchsucht. Von Steuerbord nach Backbord und von Backbord nach Steuerbord. Doch vom Kompass fehlt jede spur! Jetzt wissen nur noch die Wellen und der Wind, wo unser Kompass steckt Wir sind verloren!"

Doch der Kapitän zog den Kompass, den alle gesucht hatten, aus der Tasche seiner Uniform: "treue Mannschaft, verehrter Erster Offizier, verehrter Zweiter Offizier. Lasst euch nach der langen und beschwerlichen Suche nach dem Kompass dieses eine Lehre sein: Ein Kapitän ohne Kompass ist kein richtiger Kapitän.

 

Auch in schwerem Wetter, bei Wellen und Wind zeigt mir der Kompass den richtigen Weg. Nur Kapitän und Kompass gemeinsam können die angepeilten Ziele auch erreichen. Deswegen trage ich mein liebstes Stück, das Herz dieses Segelschiffes, meinen Kompass, immer bei mir, wenn ich die Brücke verlasse. Und in rauer See lass ich den Kompass nicht im Regen stehen, sondern gebe ganz besonders darauf Acht!"

Wie aus einem Munde riefen die Mannschaft, der Erste Offizier und der Zweite Offizier: "Aye Aye Käptn, ein Hoch auf unseren Kapitän!"

Die Möwen überflogen das Segelschiff von Steuerbord nach Backbord, kreischten gegen den Wind und jagten die Wellen. Frohen Mutes setzten alle Ihre Reise auf dem Segelschiff fort, allen voran der treue Erste Offizier und der tüchtige Zweite Offizier, der noch immer über die klugen Worte seines Kapitäns und den Kompass nachdachte: "Die sind wohl unzertrennlich, der Kompass und unser Kapitän", dachte er sich.

 

Die gehören eben zusammen wie die Braut und der Bräutigam!

textpressi, am 30.05.2010
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Autor seit 14 Jahren
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