Was ist Schlafwandeln eigentlich?

Schlafwandeln wird häufig auch als Mondsucht bezeichnet, da man früher fälschlicherweise davon ausgegangen ist, dass der Mond einen direkten Einfluss auf den Schlafwandler hat und sein Schlafwandeln begünstigt. Tatsächlich kommt dem Mond aber nur eine geringere Rolle zu, nämlich die jeder anderen Lichtquelle auch, da es viele Schlafwandler lediglich zu dem Licht hinzieht. Vielmehr ist man sich in der Wissenschaft nun weitgehend darüber einig, dass es sich beim Schlafwandeln um eine Schlafstörung, genauer: um eine Aufwachstörung, handelt. Der Schlafwandler wacht nur teilweise auf. Während sein Körper mitsamt seiner Muskulatur schon wach und arbeitsfähig ist, schläft das Gehirn noch weiter. Der bereits aktive Körper macht sich also ohne die aktive Steuerung durch das Gehirn auf den Weg.

Gemeinsam ist allen Schlafwandlern, dass sie eine bestimmte Tätigkeit ausführen, während sie sich eigentlich im Tiefschlaf befinden. Bei einigen Betroffenen beschränkt sich diese Aufwachstörung nur auf das kurze Aufrichten im Bett, danach drehen sie sich um und schlafen weiter. Oder sie wachen kurz auf und sind verwirrt, schlafen dann aber problemlos wieder ein. Andere hingegen verlassen ihr Bett und führen auch komplexere Tätigkeiten aus, wie zum Beispiel Autofahren. Für andere Personen sind sie nicht unbedingt als Schlafwandler zu erkennen, da ihr Verhalten nicht dem üblichen Bild eines Schlafwandlers entspricht, der mit weit ausgestreckten Armen und Blick zum Mond unansprechbar vor sich hin wandelt. Sie können sogar in bestimmtem Umfang Unterhaltungen führen. Ihre manchmal etwas langsamere Artikulation sowie ihre Kleidung (Schlafanzug) können jedoch Hinweise geben. Allerdings ist die Tätigkeit, die ein Schlafwandler ausführt, individuell verschieden. Die meisten tun Dinge, die sie jeden Tag tun und bei denen sie eine gewisse Routine besitzen. Aber es gibt auch Schlafwandler, die in ihrer Tiefschlafphase für sie eher unübliche Tätigkeiten ausführen. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie sich beim Erwachen oder am nächsten Tag an nichts erinnern können.

Zwischen Schlafen und Wachen
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Ursachen für Schlafwandeln - Wer ist betroffen?

Grundsätzlich kann Schlafwandeln jeden treffen. Die Häufigkeit, mit der diese Schlafstörung auftritt, fällt mit dem Erreichen des Erwachsenenalters rapide ab. Bis zu 30 Prozent der Kinder schlafwandeln, viele nur einmal, einige regelmäßig. Man geht davon aus, dass das zentrale Nervensystem in dieser Alterklasse noch nicht fertig ausgebildet ist und dass das Schlafwandeln dem noch nicht reifen Gehirn beim Verarbeiten helfen soll. Das liefert eine Erklärung, warum sich das Schlafwandeln nach der Pubertät weitgehend verliert, nur noch 1-3 Prozent der Erwachsenen gehen hin und wieder im Schlaf auf Tour. Generell ist Schlafwandeln ein Hinweis darauf, dass irgendetwas mit der Verarbeitung von Reizen/Erlebnissen/Situationen/Gefühlen etwas nicht stimmt. Ein erwachsener Schlafwandler tut gut daran, bei wiederholtem Schlafwandeln einen Fachmann aufzusuchen, beispielsweise einen Neurologen oder Psychologen.

Was hat es mit der "schlafwandlerischen Sicherheit" auf sich?

Ein Schlafwandler kann Gegenständen und Personen ausweichen, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Das ist aber auch schon alles. Ansonsten ist er grobmotorischer als im Wachzustand und von schlafwandlerischer Sicherheit kann keine Rede sein. Ein Schlafwandler bewegt sich auf die Lichtquelle zu und das möglichst auf direktem Weg und das geradeaus - ohne Rücksicht darauf, ob der Weg endet oder eine Treppe kommt oder der Balkon endet... Von Unfällen dieser Art berichten die Medien immer wieder: vom Dach gestürzt, vom Balkon gefallen, die Treppe hinunter gestürzt.

Dazu kommt, dass ein Schlafwandler nicht weiß, wo er sich befindet, wenn er plötzlich aufwachen sollte, schließlich wähnt er sich friedlich schlummernd in seinem Bett. Durch den Schreck über die unbekannte Umgebung und das Zusammenzucken über den Schreck kann es ebenfalls zu den genannten Unfällen kommen. Aus diesem Grund sollte man einen Schlafwandler möglichst nicht ansprechen, sondern ihn lieber in Richtung Heimat bzw. Bett dirigieren. Das findet der Schlafwandler dann auch, denn ein gewisses Maß an Orientierung behält er auch auf seinen nächtlichen Ausflügen.

Sonja, am 27.04.2012
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