Der Schlossbau

Das Husumer Schloss befindet sich auf einer von einem Graben umgebenen Insel. Der Innenhof war in Richtung Westen mit einstöckigen Nebengebäuden und einem kleinen Torhaus abgeschlossen. Vor der Schlossinsel gab es einen großen Wirtschaftshof. Die dazu gehörigen Bauten wurden im 18. Jahrhundert weitgehend abgetragen. Nur das ehemalige Torhaus und das Kavaliershaus blieben erhalten.

Auf dem Areal des heutigen Schlosses befand sich seit dem späten 15. Jahrhundert ein Kloster der Franziskaner. Das wurde im Zuge der Reformation aufgelöst und die Ländereien fielen dem Landesherrn, dem dänischen König, zu. 1544 wurde das Herzogtum Schleswig begründet. Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf war der erste Landesherr. Der ließ etliche Neubauten im Stile der niederländischen Renaissance errichten. Dazu gehörten neben dem Schloss vor Husum unter anderem das Schloss in Reinbek, das Schloss in Tönning oder der Nordflügel des Schlosses Gottorf.

Das Schloss vor Husum wurde von 1577 bis 1582 errichtet. Es ist ein zweigeschossiges, dreiflügeliges Gebäude mit markanten Mittelturm, einem langen Mitteltrakt und zwei kürzere Seitenflügel. Der südliche Seitenflügel ist durch einen eingeschossigen Wirtschaftsbau verlängert. Der Küchenbau im Norden, er beherbergt heute das Schlosscafe, ist gegen den Hof zurückversetzt. Stilistisch wird der Bau der Niederländischen Renaissance zugeordnet. Das rote Backsteingebäude wurde um 1612, 1750 und 1792 mehrmals modernisiert und umgestaltet.

Vor allem ab 1750 wurde wegen verschiedener Bauschäden das Schloss stark vereinfacht. Die repräsentative Hoffassade mit den zwei Ecktürmen und dem mächtigen Hauptturm wurde völlig verändert. Die schlanken Treppentürme des Hofs, etliche Nebengebäude und ein dem Schlosshof vorgelagertes Torhaus wurden abgetragen. Der Dachfirst wurde niedriger angesetzt und die Dachreiter wurden entfernt. Weiter wurden die Seitenflügel in ihrer Höhe reduziert. Die in Stein gefassten Renaissancefenster wurden durch hölzerne Rahmen ersetzt.

1792 wurde der Mittelturm verkürzt und seines Helms beraubt. Später wurden die Schlossräume nach und nach zu Verwaltungszimmern umgestaltet. Nach der Eingliederung Schleswig-Holsteins in Preußen nutzte vor allem die Verwaltung des Kreises Husum die Räume des Schlosses. Nach Bildung des Kreises Nordfriesland unter Einschluss der Kreise Eiderstedt und Südtondern wurde ein Neubau für die Kreisverwaltung errichtet und das Schloss stand zunächst leer.

Mit den nach dem Auszug der Kreisverwaltung zwischen 1978 und 1980 erfolgten Sanierungen hat das Schloss vor Husum etwas von seinem alten Glanz zurückerhalten. Dazu trägt vor allem die Rekonstruktion des Turmhelms nach dem Zustand von 1792 bei.

Schloss vor Husum (Bild: Harald Rossa)

Torhaus

Das ehemalige Torhaus zum Schlossbezirk stammt aus der ersten Umbauphase unter Herzogin Augusta. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude von 1612 mit Schweifwerkgiebel der späten Renaissance. Die Tordurchfahrt schmückt ein Sandsteinportal mit Doppelpilastern an den Seiten und dem Wappen der Herzogin Augusta als Bekrönung. Neben dem Wappen stehen Figuren antiker Göttinnen. Das Torhaus nutzt heute die Verwaltung des Kreises Nordfriesland.

Das Torhaus zum Schlossbezirk

Das Torhaus zum Schlossbezirk (Bild: Harald Rossa)

Kavaliershaus

Das Kavaliershaus (Neustadt 59) wurde Anfang des 17. Jahrhunderts unter Herzogin Augusta gebaut. Es war als Gästehaus gedacht. Der dänische König ließ es jedoch im Zuge seiner Umbauten Mitte des 18. Jahrhunderts verkaufen.

 

Kavalierhaus

Kavalierhaus (Bild: Harald Rossa)

Schlossmuseum Husum

Heute dient das Schloss vor Husum kulturellen Zwecken. Der Museumsverbund Nordfriesland betreut die musealen Bereiche des Schlosses. Das beschäftigt sich vor allem mit den Spuren, die die einstigen Nutzer aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf hinterließen. Das sind die einstigen Wohn- und Schlafräume, der Rittersaal mit dem Todeskampfkamin sowie die Schlosskapelle mit der fürstlichen Loge. Im Erdgeschoss ist das Puppentheater-Museum des Pole Poppenspäler Förderkreises untergebracht.

Daneben werden wechselnde Sonderausstellungen mit überwiegend zeitgenössischer Kunst aus Schleswig-Holstein gezeigt. Und es finden im Schloss vor Husum zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Vorträge statt.

Schlosspark Husum

Die Gesamtanlage des Husumer Schlossparks umfasst drei Bereiche:

  • Westlich der Schlossinsel liegt der äußere Schlosshof, der von einer Mauer mit einem Renaissanceportal umschlossen ist.
  • Auf der von einem Wassergraben umgebenen Insel gibt es östlich und südlich des Schlossbaus den als Blumengarten angelegten "Kleinen Garten".
  • Im Norden von Insel und Schlosshof erstreckt sich der annähernd quadratische "Große Garten".

Die um 1580 angelegten Gärten wurden ab 1660 unter Maria Elisabeth im barocken Stil der Zeit modernisiert. Der »Kleine Garten« diente der Erholung. Aber auch Wein und Edelobst wurden angebaut. Kübelpflanzen, Spiegelmonogrammbeete sowie eine Laube und ein Pavillon ergänzten die barocke Ausstattung des fürstlichen Gartens.

1721 fiel das Herzogtum Schleswig an die dänische Krone. Die Schlossgärten verwandelten sich in Ackerflächen, Weideland und Pachtgärten.

1878 erwarb die Stadt Husum das Gelände. Auf der Fläche des Großen Gartens entstand in der Folgezeit nach Plänen des Hamburger Gartenarchitekten Rudolph Jürgens ein naturnaher Park mit Rasenflächen, Baumgruppen und geschwungenen Wegen.

Seit 1994 steht der Husumer Schlossgarten unter Denkmalschutz. Seitdem fanden etliche restauratorische Maßnahmen statt. Dem verwilderten »Kleinen Garten« wurde neue Aufmerksamkeit zuteil. Er glänzt seit 2008 wieder als ein kleiner Ziergarten. Dieser heute Herzoginnengarten genannte Bereich ist eine moderne Rekonstruktion des frühbarocken Gartenparterres vor dem Schloss im 17. Jahrhundert.

Krokusblüte

Weithin bekannt ist der Husumer Schlosspark für die alljährliche Krokusblüte im Frühjahr. Über fünf Millionen der wild wachsenden kleinen Blumen verwandeln dann den Park in ein lila Blütenmeer. Die im Park blühenden Krokusse stammen aus dem Mittelmeerraum. Niemand weiß, wie und warum diese Krokusse nach Husum gekommen sind. So wird spekuliert, dass es die Mönche waren, die daraus Safran gewinnen wollten. Doch dann hätten sie die falsche Sorte gewählt. So könnten es auch die Herzoginnen Augusta und Maria Elisabeth gewesen sein, die sich gerne Blumen aus der ganzen Welt mitbringen ließen.

Krokusblüte im Schlosspark Husum

Krokusblüte im Schlosspark Husum (Bild: Harald Rossa)

Literatur

  • Hans und Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006, ISBN 3-89876-278-5
  • Eva von Engelberg-Dočkal: Kulturkarte Schleswig-Holstein. 1000mal Kultur entdecken., 2. Auflage, Wachholtz-Verlag, Neumünster 2005, ISBN 3-529-08006-3
  • Ulf von Hielmcrone: Das Schloss vor Husum. DKV-Kunstführer Nr. 585, München/Berlin 2000
  • Konrad Grunsky (Hrsg.): Schloß vor Husum. Husum Verlag, Husum 1990, ISBN 3-88042-204-4
  • Henning von Rumohr: Schlösser und Herrenhäuser im Herzogtum Schleswig. Droemer Knaur 1983, ISBN 3-426-04412-9

 

 

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