Schloss Wiligrad am Schweriner See - Teil 2
Wie man im Schloss lebte und die Zeiten sich auch auf Wiligrad ändernDas Schweriner Schloss - Residenz der Herzöge von Mecklenburg (Bild: stickfish / Pixabay)
Für ein gutes Schloss braucht man einen Hofstaat
Obgleich Johann Albrecht die Regierung des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin im Jahr 1901 an seinen dann volljährigen Neffen Erbgroßherzog Friedrich Franz IV. abgab, blieb Wiligrad ein vielbesuchter Ort. Um seine Gäste standesgemäß zu bewirten, unterhielt Herzog Johann Albrecht einen kleinen aber durchaus feinen Hofstaat. Dazu gehörten
- ein Hofmarschall
- ein Haushofmeister
- eine Staatsdame
- eine Hofdame
- eine Schlossaufseherin.
Zum weiteren Hofstaat zählten außerdem Gärtner, Mundkoch, Leibkutscher und sogar ein Schlossmaschinist.
Interessante Informationen zum Schlosspark
Ein Plan zum Erkunden des Schweriner Sees
Die Zeiten ändern sich
Noch im Jahr 1915 besuchte der bulgarische Monarch Ferdinand I. Schloss Wiligrad; er sollte der letzte König zu Wiligrad sein. Im Zuge der Novemberrevolution 1918 dankte der Erbgroßherzog ab. Johann Albrecht selbst starb am 16. Februar 1920 auf Schloss Wiligrad. Zwar wohnte die Familie des Herzogs weiter im Schloss; doch nutzte man die unteren Räume fortan schon als Museum. Ausgestellt wurden Gegenstände, die Herzog Johann Albrecht von seinen zahlreichen Reisen mitgebracht hatte.
Schloss Ludwigslust (Bild: rihaij / Pixabay)
Der letzte Erbgroßherzog
1919 kehrte Großherzog Friedrich Franz IV. aus seinem Exil in Dänemark nach Deutschland zurück. Schloss Wiligrad wählte er zeitweilig zu seinem Wohnsitz. Der letzte Erbgroßherzog, der kleine Friedrich Franz, Herzog von Mecklenburg, wuchs in Wiligrad auf. Doch die Zeiten des herzoglichen Besitztums neigten sich unaufhörlich ihrem Ende zu.
Wiligrad (Bild: fchmksfkcb / Flickr)
Vom Hauptquartier der Schottischen Infanterie Division zur Volkspolizei
Während des 2. Weltkrieges blieb das Schloss und auch seine Umgebung weitgehend unversehrt. Am 2. Mai 1945 wurde das Schloss durch englische und amerikanische Truppen befreit. Zunächst wurden hier die Soldaten der 15. Schottischen Infanterie-Division einquartiert. Doch mit dem Gadebuscher Abkommen von 13. November 1945 wechselte das Lübstorf und mit ihm Schloss Wiligrad die Seite der Grenze. Wiligrad kam zur Sowjetischen Besatzungszone.
Nach der Übergabe des Gebiets zogen statt der Schotten Russen in das Schloss - es wurde ein Lazarett. Dann wurde Wiligrad Landesparteischule und später als Schule und Ausbildungsstelle der Volkspolizei genutzt.
Wiligrad (Bild: fchmksfkcb / Flickr)
Schloss Wiligrad nach dem Mauerfall
Seit dem Jahr 1991 sitzt hier das Landesamt für Denkmalpflege und Kultur des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern hier. Für die Erhaltung des Schlosses setzt sich der Verein der Freunde des Wiligrader Schlosses ein.
Wiligrad (Bild: fchmksfkcb / Flickr)
Mecklenburgische Renaissance
Das Schloss wurde im - nach seinem Erbauer benannten - Johann-Albrecht-Stil errichtet. Heute nennt man den Stil auch Mecklenburgische Renaissance. Das Schloss besteht aus zwei Flügel mit einem Treppenturm als Scharnier. Der Hofwinkel ist dabei mit 135° bemerkenswert weit.
Es gibt eine strenge Trennung zwischen dem Herrschafts- und dem Wirtschaftsflügel, was dem Prinzip englischer Herrenhäuser gleicht. Ebenfalls englischen Herrenhäuser gleichen die unterschiedlichen Architekturmerkmale in der Fassade des Schlosses. Am Schloss Wiligrad finden sich dser Mecklenburgische Terrakotta-Stil und der Backstein-Stil.
Bildquelle:
a.sansone
(Die Kuh am Wanderweg - ein Problem?)