Schmerzen im Rücken – der Hexenschuss
Hape Kerkelings Kultfigur Horst Schlemmer hat Rücken. Ein Volksleiden, mit dem sich fast jeder irgendwann auseinandersetzen muss. Doch was verschafft Linderung und warum schlägt die Hexe überhaupt zu?Woher stammt der Begriff Hexenschuss und was besagt er?
Die Bezeichnung Hexenschuss hat ihren Ursprung im Mittelalter. Aus der Zeit, als die Angst vor Zauberei und bösen Mächten keine andere Erklärung für Rückenschmerzen zuließ. Schoss also unerwartet ein stechender Schmerz in den unteren Rücken, war eine Hexe mit Pfeil und Bogen am Werk. Der Begriff hat sich bis heute gehalten, und steht für einen plötzlich einsetzenden Schmerz im Bereich der Lendenwirbel. Wodurch die Schmerzen ausgelöst werden, sagt die Umschreibung als Hexenschuss indes nicht aus. Hier gilt es, Ursachenforschung zu betreiben, idealerweise gemeinsam mit einem Arzt, um sofort mit einer geeigneten Therapie beginnen zu können.
Was löst einen Hexenschuss aus?
Der "Bösewicht" ist in der Regel der Ischiasnerv, der an der unteren Lendenwirbelsäule und am Kreuzbein aus dem Rückenmark austritt. Dass er sich mit Schmerzen bemerkbar macht, hat mitunter viele Ursachen. Oft sind es mehrere Faktoren, die zusammenspielen. Angefangen bei Fehlstellungen der Wirbelsäule und generell des gesamten Haltungsapparates über Verletzungen nach Stürzen und einer schwachen Muskulatur bis hin zum wenig rückenfreundlichen Alltag. Denn über Stunden hinweg nur zu sitzen und sich dabei womöglich noch eine falsche Haltung anzueignen, schadet dem Rücken ganz erheblich. Ebenso mangelnde Bewegung und das meist daraus resultierende Übergewicht.
Nichts geht mehr – wenn der Rücken blockiert
Gehen mehrere dieser Faktoren eine unheilvolle Liaison ein, reicht oft schon eine falsche Bewegung, und es ist passiert. Das Kreuzbein verhakt sich oder ein Wirbel verrutscht. Dadurch wird der Nervenaustrittskanal verengt und der Schmerz ausgelöst. Teilweise handelt es sich auch um eine extreme Muskelverspannung oder schlichtweg um Verschleiß. Mediziner sprechen bei einem Hexenschuss meist von einer Blockade, die nicht nur körperliche, sondern immer öfter auch seelische Ursachen hat. Wer den Schuss zu spüren bekommt, kann sich kaum noch bewegen und ist dem Schmerz hilflos ausgeliefert.
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Hausmittel und mehr: Was hilft bei Hexenschuss?
An Tipps, wie man sich in einer solchen Situation am besten verhält, mangelt es sich nicht. Sie ersetzen keinesfalls den Besuch beim Arzt oder einem Physiotherapeuten, können aber fürs Erste ein wenig Linderung verschaffen oder zumindest dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird. Zunächst einmal sollte man in Bewegung bleiben, sich nicht weiter vorbeugen, möglichst wenig sitzen und versuchen, sich zu entspannen. Auch Wärme kann helfen. Robin McKenzie, ein neuseeländischer Physiotherapeuten rät darüber hinaus, sich sofort flach auf den Bauch zu legen.
Abhilfe versprechen auch Salben und Öle: etwa Arnika- oder Beinwell-Salbe und eine Massage mit Johanniskrautöl. Für Wärme sorgt eine Auflage mit Cayenne-Pfeffer. Weitere Heilkräuter, die bei einem Hexenschuss helfen können, sind Kamille, Efeu, Lavendel, Weide, Wacholder, Königskerze, Sternanis und Holunder. Aus je 20 Gramm Kamille, Lindenblüten, Weidenrinde und Spierblüten kann zum Beispiel ein Tee gekocht werden. Die Mischung muss mit kochendem Wasser übergossen werden und zehn Minuten zugedeckt ziehen. Drei Mal täglich eine Tasse soll gegen den Schmerz helfen. Aus dem Reigen der ätherischen Öle bieten sich Niaouli, Minze, Fichte, Kiefer und Lavendel an. Für die meisten eher ungeeignet, weil sie keine Jaspisscheibe besitzen, ist der Rat von Hildegard von Bingen. Sie empfiehlt, den Edelstein für drei Tage und Nächte auf die Schmerzgegend zu kleben.
Hexenschuss-Prophylaxe – damit der Pfeil im Köcher bleibt
Um die Hexe gar nicht erst zum Zug kommen zu lassen und sich nicht mit Salben, Tees und womöglich Spritzen über den Tag retten zu müssen, kann man gezielt vorbeugen. Der wichtigste Tipp lautet hier ganz einfach: Bewegung. Einfache Übungen im Büro, Training für Rücken, Bauch und Becken – es gibt viele Möglichkeiten. Entsprechende Kurse werden von fast allen Krankenkassen angeboten und finanziert. Dazu muss nur die eigene Bequemlichkeit überwunden werden. Zusätzlich helfen Entspannungstechniken, wenn sich auch seelische Probleme oder Stress auf den Rücken auswirken. (Dieser Beitrag ersetzt nicht den Besuch beim Arzt!)