Schmuck als Geldanlage: Lohnt sich das?
Ringe, Ketten, Broschen: Ihre eigentliche Aufgabe ist es, zu zieren. Doch angesichts niedriger Zinsen werden die Preziosen immer öfter zum Spekulationsobjekt – einem mit vielen Tücken.Wert ist ein dehnbarer Begriff
Geht es um die Familienschätze, werden Herkunft und Wert oft in den blumigsten Worten umschrieben und mit kleinen Geschichten ausgeschmückt. Das hinterlässt bei vielen den Eindruck, extrem wertvolle Stücke in Händen zu halten. Ähnlich verhält es sich bei Schmuck, der via TV angeboten wird. "Selten", "nur heute", "nie wieder zu bekommen" – die Moderatorinnen und Moderatoren wissen genau, wie sie ihre Zuseher ködern müssen. Ob der Ring oder der Anhänger wirklich ein Kleinod ist, steht auf einem anderen Blatt. Und selbst wer beim Juwelier seines Vertrauens das ein oder andere Stück erwirbt, weil es gefällt oder einen Wert darstellt, kann nie sicher sein, in Zukunft damit eine schwarze Null oder vielleicht sogar einen Gewinn zu erzielen.
Dreiklang: Metall, Stein, Design
Schmuck ist zu vielschichtig, als dass Laien jeden Aspekt nachvollziehen könnten. Es kommt auf das verarbeitete Metall an, die Steine und nicht zuletzt auf das Design. Dieser Dreiklang bestimmt den Wert. Mit einer Ausnahme: Für reine Goldankäufer sind Steine und Design ohne Belang. Sie wiegen nur das Edelmetall. Ob die Oma den Ring von einer Gräfin bekommen hat, das Collier im TV als limitiert beworben wurde, die Steine perfekt geschliffen sind oder der Hersteller einen hohen Bekanntheitsgrad genießt, spielt dann keine Rolle. Diese Facetten sind erst relevant, wenn man sich an einen Schmuckexperten wendet, dessen Horizont mehr als den reinen Goldpreis umfasst.
Der Edelmetallwert
Zweifelsohne ist es am einfachsten, den Wert von Silber, Gold, Platin und anderen Metallen zu ermitteln. Dafür bedarf es nur einer Lupe, einer Feinwaage und einer Übersicht der aktuellen Edelmetallkurse. Mit der Lupe wird nach dem entsprechenden Stempel gesucht und mit der Waage bestimmt, mit wie viel Gramm Gold der Schmuck aufwarten kann. Anhand der Goldpreistabellen, die auf vielen Seiten im Internet zu finden sind, lässt sich dann zumindest ein ungefährer Wert ermitteln. Da es sich um Tageskurse handelt, die Händler auch ein paar Cent verdienen wollen und das Steingewicht berücksichtigt werden muss, weichen die Angebote mal mehr, mal weniger vom selbst ausgerechneten Preis ab.
Edelsteine – Farbe, Karat & Co.
Deutlich komplizierter ist es, Edelsteine zu taxieren. Alter, Herkunft, Farbe, Schliff und Gewicht sind nur einige der Faktoren, die in die Preisgestaltung einfließen. Sofern es sich nicht gerade um große Klunker, sondern eher um kleine Splitter handelt, sollte man die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Und auch bei Steinen von Format halbieren Einschlüsse oder eine nicht perfekte Farbe problemlos den Wert. Diese Einschätzung kann allerdings nur ein Profi vornehmen. Sich ausschließlich auf das Zertifikat vom Händler oder die Aussage der Oma zu verlassen, sorgt meist für unangenehme Überraschungen.
Schmuck-Mode – nicht alles ist zeitlos
Der dritte Aspekt, das Design, ist in puncto Wert noch schwerer greifbar. Was vor 20 Jahren modern war und gefiel, findet heute oft keine Käufer mehr. Dann wird der Schmuck in seine Bestandteile zerlegt und steigt als neuer Ring oder als neue Brosche wie Phönix aus der Asche. Das gilt oft auch für Schmuck, der schon 100 Jahre und länger in Familienbesitz ist. Ausgenommen sind zeitlose und außergewöhnliche Stücke sowie Arbeiten, die sich bekannten Juwelieren zuordnen lassen und dadurch einen Wert darstellen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ob das Design den Preis prägt, liegt meist im Auge des Betrachters.
Die Schönheit über den Wert stellen
Sich Schmuck zu kaufen, in den Tresor zu legen und auf eine Wertsteigerung zu hoffen, ist und bleibt ein riskantes Spiel. Ohne selbst Freude daran zu haben und die Stücke ab und an zu tragen, macht es für Laien nur wenig Sinn. Die Chance auf eine gute Rendite ist zum einen gering und hängt zum anderen an zu vielen dünnen Fädchen. Ganz nebenbei: Wer viel Schmuck in den eigenen vier Wänden hortet, sollte mit seiner Hausratversicherung sprechen. Denn ab einer bestimmten Dimension bedarf es einer speziellen Absicherung.
Handelt es sich um Erbstücke, muss man abwägen. Den ideellen Wert zahlt kein Händler. Hängt man hingegen nicht allzu sehr an den Ringen der Oma, steht einem Verkauf zu einem guten Gold- bzw. Edelmetallkurs im Grunde genommen nichts im Wege. Von dem Geld kann man sich dann Schmuck kaufen, der gefällt. Aber bitte, ohne auf Wertzuwachs zu hoffen. Das trübt nur den Spaß und lenkt den Blick vom Wesentlichen ab: der Schönheit einer Liaison aus edlem Metall und funkelnden Steinen.