Typische Merkmale aller Weichtiere - Mollusken

Weinbergschnecke / H. NedoSchnecken und Muscheln gehören zu den Weichtieren, auch Mollusken genannt, und haben sich alle Lebensräume erobert, die denkbar sind. Sie leben an Land, im Süß- und Salzwasser und überraschen mit einem enormen Formenreichtum. Deren harte Schale, die beinahe alle Vertreter bilden, ist ein beliebtes Sammelobjekt. Muscheln und Schneckengehäuse werden als Andenken für Reisende verkauft und dienten in einigen Kulturen als Zahlungsmittel. Wer am Strand Muscheln sammelt, hat stattdessen vielleicht die eine oder andere Schnecke in der Hand.

Das auffälligste Merkmal der meisten Mollusken ist deren vielgestaltige Schale, mit deren Hilfe oftmals die Art bestimmt wird. Diese feste Schale besteht aus drei Schichten: dem Schalenhäutchen und zwei Kalkschichten. Arten mit einer glänzenden, innere Perlmuttschicht gehören zu den besonders schönen Sammelobjekten. Alle Weichtiere mit einer Schale sind Schalenweichtiere.

Der harte Kalkschutz wird bei Muscheln und Schnecken durch einen Mantel gebildet, der den Eingeweidesack der Tiere umschließt. Bei Schnecken kommt ein muskulöser Fuß hinzu und ein Kopf mit Fühlern, Augen und einem Atemrohr (dem Sipho). Bei Muscheln sind es ein schmaler Fuß, Kiemen, Siphonen und Sinnesfortsätze. Damit ist der Körper grob beschrieben. Wie bei allen Dingen gibt es auch bei Mollusken Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Hätten Sie vermutet, dass ein zwei Meter großer Kalmar ebenfalls zu den Mollusken zählt? 

Als weiteres, besonderes Merkmal sei die Radula der Tiere, eine gezähnte Zunge, genannt. Mit ihr raspeln sie Algen von Pflanzen und Steinen, können damit aber auch Beutetiere festhalten. Zahlreiche Zähnchen auf der Zunge machen das möglich. Bei manchen Arten sind diese sogar zu giftigen Harpunen umgestaltet.

Muscheln an Meeresfelsen (Bild: Heike Nedo)

Schnecken sind einschalig, Muscheln haben ein Schalenpaar

Worin unterscheidet sich nun eine Muschel von einer Schnecke? Äußerlich ist der Unterschied leicht zu erkennen. Jede Muschel bildet ein Kalkgehäuse aus zwei Schalen, die Schnecke eines aus einer einzelnen Schale.

Bei Muscheln bilden die Schalenhälften zwei Klappen, die durch ein Schloss und ein Schlossband auf dem Rücken der Muschel zusammen gehalten werden. Damit sie nicht verrutschen, sind die Hälften mit kleinen Zähnchen am Schloss ausgestattet. Beide Klappen umschließen den Körper der Muschel. Die verschieden gestalteten Schlosstypen helfen Zoologen beim Bestimmen der genauen Art der Muschel. 

Wer am Strand also eine Schale findet, schaut zunächst eimal, ob diese als ein Teil eines Schalenpaares zu erkennen ist, oder ob es eine Schale ist, die als Einzelexemplar gelten kann. Muschelschalen am Strand liegen oft einzeln, sind aber durch ihr Schloss deutlich als Hälfte eines Paares zu erkennen.

Alle Muscheln leben im Wasser. Sie konnten sich das Land nicht wie ihre Verwandten, die Schnecken, als Lebensraum erobern. Besonders am Wattenmeer, aber auch am Strand, sind zahlreiche Muscheln, wie zum Beispiel Herz- und Miesmuschel zu finden. 

Schnecken, deren wissenschaftlicher Name Gastropoda lautet, finden Sie im und am Wasser, sowie an Land. Viele Landschnecken besiedeln zum Leidwesen des Gärtners gerne Salat- und Gemüsebeete. Mit Ausnahme der Nacktschnecken, tragen unsere im Garten lebenden Vertreter deutlich sichtbar ein Kalkhäuschen mit sich herum, deren Form spiralförmig gedreht erscheint. Diese spiralig gedrehte Form stellt das typische Schneckengehäuse dar.

Nicht immer ist ein Schneckenhaus jedoch so geformt. Es kann auch flach sein, so dass man es leicht mit einer Muschel verwechselt. Oder bizarre Kalkfortsätze verändern das Aussehen so, dass nur noch schwer eine Schnecke zu erkennen ist. Die Bezeichnungen der Gehäuseformen beschreiben oft schon die Form dessen. Es gibt Mützen-, Ohr-, Spindel-, Keulen-, Schrauben-, Birnen- oder Eiformen darunter. Bei Wurmschnecken (Turritellidae) ist es unmöglich, eine bestimmte Form anzugeben. Diese Meeresbewohner bilden als Gehäuse ein Wirrwarr von Kalkröhren.

Lapas (Bild: Heike Nedo)

Schnecke oder Muschel - dem Volksmund ist es egal

Rund 100.000 Schneckenarten sind bis heute beschrieben. Je nach Quelle schwankt diese Zahl erheblich. Fakt bleibt jedoch, dass Schnecken die größte Gruppe der Mollusken bilden. Etwa 75 Prozent der Weichtiere gehören zu den Gastropoden. Dass Sie am Strand also eine Schnecke und nicht etwa eine Muschel bewundern, ist leicht möglich.

Ein gutes Beispiel sind die auf Madeira beliebten Lapas, die hier als Delikatesse zubereitet werden. Deren flache Schale lässt eine Muschel vermuten. Es sind jedoch Napfschnecken (Patellidae). Sie haften als Meeresbewohner in starker Brandung an Steinen und Felsen. Deutlich ist an den Schalen zu erkennen, dass ihnen das typische Schloss fehlt. Damit ist jede für sich ein Einzelexemplar und nicht etwa Teil eines Paares. 

Auch die als Zahlungsmittel in der Südsee verwendeten Kaurimuscheln sind eigentlich Schnecken. Leicht, handlich, sehr variabel gemustert und besonders hart ist deren Schale, was sie einst zu den häufigsten eingesetzten Zahlungsmitteln weltweit machte. 

Sind Sie nun verwirrt und unsicher, ob Ihr schmucker Strandfund eine Muschel oder Schnecke ist? Egal, ob ein- oder zweischalig: schöne Erinnerungen an das Meer sind die Fundstücke immer.

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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