"Das wichtigste zur Abwehr von Erkältungen ist, dass man rechtzeitig den Körper an wechselnde Temperaturen gewöhnt und ihn unterschiedlichen Reizen aussetzt", so die naturheilkundlich arbeitende Ärztin Dr. Angelika Reichwein. Für Kinder gilt daher: Möglichst oft nach draußen! Je mehr sich ein Kind an der frischen Luft aufhält, umso besser kann es auf Temperaturwechsel von Kälte und Nässe im Wechselspiel mit Wärme und Hitze reagieren. Einmal pro Tag sollte ein gesundes Kind deshalb draußen toben und spielen. Und auch die Erwachsenen können sich mit langen Spaziergängen oder Gartenarbeit viel Gutes tun. Aber frische Luft ist nicht alles: "Nach dem Duschen kalte und warme Wechselduschen an den Armen und Beinen und Sauna halten das Immunsystem fit", so Dr. Reichwein. "Erwiesen ist mittlerweile auch, dass Stress und psychische Belastungen das Immunsystem angreifbar machen. Entscheidend für den Ausbruch einer Erkältung ist nicht nur das Maß der Belastung mit den Viren, sondern vor allem die Leistungsfähigkeit des Immunsystems", weiß Reichwein.

Ausgewogene Ernährung schützt vor Infekten

Darüber hinaus rät die Ärztin zu einer gesunden Lebensführung: "Eine ausgewogene Ernährung und reichlich Obst und Gemüse, die für die Vitaminzufuhr sorgen, sind ebenfalls empfehlenswert zur Vorbeugung. Dass Vitamin C das Immunsystem zur Abwehr anspornt, ist mittlerweile erwiesen", erklärt Dr. Reichwein. Bis zu 18 Gramm Vitamin C täglich empfahl der amerikanische Nobelpreisträger und "Vitaminpapst" Linus Pauling. Alles weit über dem, was nach Ansicht anderer Ernährungsforscher ausreicht. Pauling selbst hielt sich an seine Empfehlungen, schluckte täglich seinen Vitamincocktail und wurde immerhin 93 Jahre alt. Zufall? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht von einem täglichen Vitamin C-Bedarf von 75 mg aus - soviel wie eine Apfelsine enthält. Heute vertritt die Mehrzahl der Wissenschaftler die Ansicht, dass Vitamine in höheren Dosen fast wie Arzneimittel wirken und das Immunsystem anregen.

"Vitamin C ist an zahlreichen Vorgängen in unserem Körper beteiligt. Ohne dieses Vitamin würden Wunden und Knochenbrüche nicht heilen, es verbessert die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Lebensmitteln. Und: Unter Einfluss von Vitamin C bildet der Organismus mehr Fresszellen und Antikörper, die Krankheitserreger vernichten können. Wenn Erkältungsgefahr droht oder man bereits krank ist, sollte man sich daher eine Extraportion Vitamin C aus Früchten oder Gemüse gönnen", rät die Ärztin. Besondere Vitamin-C-Bomben sind übrigens rote Paprika, Kiwis und Zitrusfrüchte. Fleisch, Eier und Milchprodukte enthalten viel Zink, das ebenfalls im Ruf steht, Erkältungen vorzubeugen. Ebenfalls als zinkreich einzustufen sind Käse, Kakao und Nüsse. Beim Vitamin C tut es der tägliche gute alte Apfel oder Keimlinge, Kartoffeln, Brokkoli, Zitrusfrüchte und etliche andere Obst- und Gemüsesorten.

Pflanzliche Fitmacher mit Heilkräften

Aber es gibt auch noch andere Geschütze gegen Erkältungen: Pflanzliche Fitmacher wie wilder Indigo, blauer Eisenhut, gelber Jasmin, Sonnenhut (Echinacea) und Lebensbaum. Experten schätzen, dass es an die 100 Pflanzen gibt, die die Immunabwehr stärken können. Den Sonnenhut schätzten schon die Ureinwohner Nordamerikas als Arzneimittel: Sie bestrichen eitrige Wunden und Schlangenbisse mit dem zerstoßenen Kraut. Heute wissen Pflanzenforscher genauer, welche Heilkraft in der purpurrot oder blassrosa blühenden Pflanze steckt: Der Sonnenhut verstärkt zunächst die Schlagkraft der Fresszellen im Blut. Diese vertilgen Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. "Pflanzliche Immunstimulanzien sollten möglichst in der Übergangszeit, also vom Sommer auf den Herbst und vom Winter aufs Frühjahr eingenommen werden. Erfahrungsgemäß besteht in diesen Zeiten auch eine erhöhte Anfälligkeit für andere Krankheiten, deshalb ist es sinnvoll gerade dann eine Kur mit Echinacin oder ähnlichen pflanzlichen Mitteln zu machen", so Reichwein.

Homöopathie gegen Erkältungen

 "Ich rate Patienten auch bei beginnenden Erkältungen immer zu homöopathisch wirkenden Substanzen. Erkältungen werden durch Viren verursacht, da sind Antibiotika ohnehin machtlos. Diese Viren kann man nur bekämpfen, indem man die körpereigene Abwehr stärkt. Am besten nimmt man solche Immunmodulatoren schon gleich bei den ersten Erkältungssymptomen ein. In vielen Fällen können sich die Viren dann gar nicht mehr richtig ausbreiten und man kann so die Infektion rascher und besser bekämpfen. Zu diesem Zeitpunkt kommt es vor allem auf die Häufigkeit der Einnahme an: Viel hilft in diesem Fall auch viel", so Reichwein.

Gerade bei Kindern gibt es aber noch ein ganz einfaches Hilfsmittel fürs Immunsystem: Dreck! Matsch, Dreck und Erde sind für das kindliche Immunsystem Gold wert. Sie stecken voller Bakterien, Keime und Erreger, die dem Körper helfen, seinen natürlichen Abwehrmechanismus zu trainieren. Wie wichtig und wirksam der direkte Umgang mit Erde und Natur ist, belegen Studien über Allergien bei Kindern. So zeigten Untersuchungen, dass es bei Kindern, die auf dem Land mit Mist, Stroh, Heu und Tieren aufwachsen, zu weniger als einem Prozent Allergisierung kommt. Dagegen haben in der Stadt wohnende Kinder durchschnittlich zu 15 Prozent Heuschnupfen.

Warum kalte Füße eine Erkältung verursachen können

Wer seine Füße warm hält, der macht sich nicht nur das Leben leichter, sondern beugt auch einer Erkältung vor. Wissenschaftler haben eine Rückkopplung zwischen den Füßen und der Nasen- und Rachenschleimhaut festgestellt. Das funktioniert folgendermaßen: Wenn die Füße frieren, schaltet der Körper auf Frostprogramm und drosselt die Durchblutung in der Peripherie, also an Händen und Füßen. Aber auch die Schleimhäute in Nase und Rachen werden schlechter durchblutet und erfüllen so ihre wichtige Barrierefunktion gegen Bakterien und Viren nicht mehr so gut. Die Schleimhaut wird angreifbarer für Krankheitserreger, die sich auf dem weniger stark durchbluteten Gewebe niederlassen. Trockene Zimmerluft in beheizten Räumen reizt die empfindlichen Schleimhäute noch zusätzlich. Krankheitserreger können leichter eindringen und sich vermehren. Und schon ist die Erkältung da. Von der Nasen- und Rachenschleimhaut können die Viren weiter auf die Bronchien oder Nasennebenhöhlen übergreifen. Oftmals kommt es dann noch zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion. Deshalb ist es ganz wichtig, beim Kauf von Winterschuhen darauf zu achten, dass sie optimal passen – zu kleine und enge Schuhe schnüren die Blutzufuhr ab – und dass sie warm und gefüttert sind. Atmungsaktive aus Leder sind optimal, Einlagen aus Schur- oder Baumwolle halten ebenfalls schön warm. Alternativ bieten sich dicke Wollsocken als Fußwärmer an. Weder Einlagen noch Socken dürfen allerdings die Bewegungsfreiheit der Füße einschränken. Hat der Nachwuchs nach dem Spielen trotzdem eiskalte Klötze an den Beinen, hilft den Füßen ein warm-kaltes Wechselbad. Oder – wenn's man schnell gehen muss – eine Wärmflasche.

 Husten, Schnupfen, Heiserkeit

Wer eine richtige Erkältung hat, leidet oft auch an Husten. Hier sind die besten Tipps, wenn es die Familie richtig erwischt hat:

  • Viel und in kleinen Schlucken trinken. Am besten warmen Tee - kalte Getränke verschlimmern den Hustenreiz nur.
  • Häufiges Schlucken hilft. Lutschpastillen regen den Speichelfluss an und können daher wirksam helfen.
  • Wenn gerade kein Bonbon greifbar ist: Ein Teelöffel Sahne mit Zucker hilft auch, den Hustenreiz kurzfristig zu besänftigen.
  • Feuchte Luft: Dampfinhalation bringen Feuchtigkeit tief in die unteren Atemwege. Sinnvoll kann auch ein Luftbefeuchter im Schlafzimmer sein – oder einfach mal den Wäscheständer über Nacht neben dem Bett aufstellen.
  • Ein angenehmes Raumklima: Ideal sind 50 Prozent Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von 20 Grad.
  • Meiden Sie unbedingt verrauchte Räume.

 

Fit fürs Frühjahr durch Abhärtung

  • Wechselnde Temperaturen trainieren Herz und Kreislauf, fördern den Stoffwechsel
  • Den Morgen mit Wechselduschen beginnen, warm anfangen, mehrfach wechseln, kalt aufhören
  • Einmal pro Woche in die Sauna
  • Bewegung an der frischen Luft verbessert die Sauerstoffversorgung der Immunzellen und erschwert so Krankheitserregern den Angriff.
  • Auf warme Füße achten

 Was machen Sie, um Ihr Immunsystem zu stärken? Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Ideen, Tipps und Anregungen! Sabine Hense-Ferch, www.redaktion-lippstadt.de

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