18. Jahrhundert- Erschaffung des Schwibbogens

An den kürzesten Dezembertagen wird es schon gegen vier Uhr nachmittags finster. So war es schon immer, auch im Erzgebirge des 18. Jahrhunderts. Erzgebirgische Bergleute sahen in den Wintermonaten kaum einmal das Tageslicht und Straßenlaternen gab es auch nicht. Einzige Lichtquelle waren Grubenlampen und das heimische Inseltlicht. Zu dieser Zeit schlug die Geburtsstunde des Schwibbogens. Zunächst eroberte er die Herzen und Fensterbänke der Erzgebirgler, heute ist er weltweit beliebt.

Erzgebirge – das Weihnachtsland

Dabei sind vor allem Stücke aus den traditionellen erzgebirgischen Werkstätten begehrt. Mit liebevoll handgearbeiteten Weihnachtsartikeln hat sich das Erzgebirge den Namen "Weihnachtsland" redlich verdient. Vor allem begeistern die Volkskünstler mit wunderschönen Holzarbeiten, drechseln und schnitzen Pyramiden, Nussknacker, Räuchermännchen und vieles mehr. Schwibbogen fertigen sie heutzutage ebenfalls meist aus Holz, jedoch finden sich auch sehr dekorative Exemplare aus Metall.

Diesen Schwibbogen habe ich an ...

Diesen Schwibbogen habe ich an einer Hauswand in Schwarzenberg entdeckt. (Bild: Eigenwerk)

Lichterbogen von Johann Teller war aus Metall

Metallen war auch der erste bekannte Schwibbogen, schließlich stammte er aus der Werkstatt eines Schmiedes. Genau gesagt eines Bergschmiedes, namens Johann Teller. Seine Aufgabe war es, das Gezähe, also die Werkzeuge, der Kumpel seiner Zeche zu schmieden. Möglicherweise hatte der Handwerker den bogenförmigen Abschluss des Stolleneinganges vor Augen, als er seinen Lichterbogen schuf. Es soll sein Geschenk an den Steiger zur Mettenschicht gewesen sein, die ja als letzte Schicht vor dem Heiligen Abend bekannt ist.

Sah so vielleicht das Stollenmundloch der Zeche aus, für die Johann Teller wirkte? Der gemauerte Bogen wird in der Architektur Schwibbogen genannt. Zum Schichtw (Bild: Eigenwerk)

Biblische Gestalten für den ersten Lichterbogen

Johann Teller war sicher ein gottesfürchtiger Mensch. Passend zum 24. Dezember gestaltete er in seinem Leuchter die biblische Geschichte vom Sündenfall nach. Schließlich feiern Adam und Eva, die Stammeltern der Menschen, genau am 24. Dezember ihren Namenstag. Zum bekanntesten Motiv wurde jedoch der Entwurf der Grafikerin Paula Jordan, den sie für die "Feierohmd-Schau" 1938 in Schwarzenberg anfertigte. Die Leipzigerin füllte das Bogeninnere mit typisch erzgebirgischen Figuren und Alltagsszenen. Nach diesem Vorbild gelten seither Bergmänner, Klöpplerin und Schnitzer als Symbol für den traditionellen Schwibbogen.

Elf Lichtertüllen hatte der Ursprungs-Schwippbogen

Wer in unserer Zeit einen Schwibbogen kaufen möchte, trifft auf eine vielseitige Auswahl. Kirchen, Landschaften, Engel, Tiere, alles erdenkliche kann darauf abgebildet sein. Beeindruckende 3-D-Modelle oder ganz schlichte Bogen sind dabei, kleine und große, elektrisch beleuchtete und Schwibbogen für echte Kerzen sind im Angebot. Auch in ihrer Lichterzahl sind die heutigen Schwibbogen variabel, jedoch wird allgemein eine ungerade Anzahl bevorzugt. Der Schwibbogen Johann Tellers hatte 11 Lichtertüllen. Ob er wohl damit die religiöse Zahl der Sünde, der Unvollkommenheit meinte? Wie auch immer, sein gebogener Leuchter verbreitete sich in den Häusern der Region. Bald stellten Frauen, die es sich leisten konnten, nicht mehr einzelne Öllampen ins Fenster, sondern dekorative Schwibbogen. Damit sollten die Kumpel den Heimweg besser finden. Den kleinen, handlichen Modellen fürs Zimmer folgten Großschwibbogen für die Straße.

Das Erzgebirge ist ein wahres ...

Das Erzgebirge ist ein wahres Schwibbogenland. Dieses Exemplar steht in Bermsgrün und eignet sich für jede Jahreszeit. (Bild: Eigenwerk)

Große Schwibbogen für Erzgebirgsstädte

Die Erzgebirgsbewohner beschränken sich längst nicht mehr auf die kleinen Schwibbogen für die Fensterbank. Sie haben vielerorts überdimensionale Exemplare aufgestellt, die, festinstalliert, ganzjährig zu bewundern sind. Gleich mehrere Großschwibbogen stehen in Johanngeorgenstadt. Darunter der oben erwähnte Bogen von Paula Jordan und eine Nachbildung des ältesten erhaltenen Schwibbogens. Dessen Original, Baujahr 1740, lässt sich im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg bewundern. An einem Schwibbogen dürfen sich alljährlich die Besucher des Dresdner Striezelmarktes erfreuen. Dort wird seit Jahren ein riesiger, begehbarer Schwibbogen aufgebaut. Er gilt als Größter seiner Art und wurde in Gahlenz hergestellt.

Hier ist eine Nachbildung des ...

Hier ist eine Nachbildung des ältesten, erhaltenen Schwibbogens zu sehen. Er steht in Johanngeorgenstadt. (Bild: German Wikipedia Benutzer Arielle76 [GFDL (http://)

In unserer modernen Welt gibt es, optisch, kaum noch wirklich dunkle Orte. Elektrisches Licht dringt fast überall hin. Wir nutzen die wunderbare Erfindung des Bergschmiedes aus Johanngeorgenstadt vor allem als Seelenlicht. Es tut der vorweihnachtlichen Stimmung einfach gut. Wer noch keinen Schwibbogen sein eigen nennt, findet bei Amazon zauberhafte Lichterbögen in vielen Ausführungen.

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