Selbstmord einer 13-jährigen aufgrund einer Hautkrankheit
Das Gefühlschaos eines Hautkranken ist für einen Menschen mit einer gesunden Haut nicht ansatzweise vorstellbar.Die Anschuldigungen des Mobbings wurden von der Schulleitung dementiert, dennoch ist es eine schreckliche Tragödie, dass ein 13-jähriges Mädchen keinen anderen Ausweg als den eigenen Tod sah. Nachdem das Mädchen von der Schule heimkam, schrieb sie noch eine kurze Abschieds-SMS an einen Freund, in dem sie ankündigte, sich umzubringen. Sie erhängte sich darauf im Stiegenhaus. Die Schülerin hatte seit Jahren mit einer schlimmen und schmerzhaften Hautkrankheit gekämpft. Zudem hatte sie psychische Probleme, welche durch ihr nicht perfektes Aussehen aufgrund der Hautkrankheit ausgelöst wurden.
Es ist schwer zu glauben, aber es handelt sich hierbei um keinen Einzelfall. Erst letzten November erhängte sich ein 13-jähriger Engländer. Als Grund wurde jahrelange psychische Kränkung durch Mitschüler aufgrund seiner hässlichen Ekzeme, ausgelöst durch eine Neurodermitis, angegeben. Nach seinem Freitod wurde bekannt, dass die Beleidigungen ihm viel mehr weh taten als die schon an sich sehr schmerzhaften Symptome der Neurodermitis.
Kinder können sehr grausam sein, vor allem wenn es darum geht, in der Gruppe auf einen anderen loszugehen. Ein Kind mit einem äußeren Makel durch eine Hautkrankheit ist in diesem Fall leider ein dankbares Opfer. Gerade wenn man mitten in der Pubertät steckt und mit dem Erwachsenwerden kämpft, kann das Leben mit einer äußerlich sichtbaren Krankheit zur Hölle werden.
Was können Eltern oder Freunde tun?
Das wichtigste ist, die Krankheit und die daraus resultierenden psychischen Probleme nicht zu ignorieren, sondern das Gespräch mit dem Betroffenen zu suchen. Gegebenenfalls sollte unbedingt professionelle psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden. Wenn Anzeichen von Mobbing entdeckt werden, muss sofort mit den Lehrern darüber gesprochen werden.
Folgende Warnzeichen sollten ernst genommen werden:
- das Kind verändert sich merklich im Umgang mit anderen
- es redet weniger
- es zieht sich immer mehr in sich zurück, lebt quasi in "seiner eigenen Welt"
- es will nichts mehr unternehmen
- die Leistungsfähigkeit nimmt deutlich ab
Das Gefühlschaos eines Hautkranken
Viele Hautkranke jedes Alters ziehen sich regelmäßig von ihrer Umwelt zurück, werden depressiv, betäuben ihren seelischen Schmerz mit Alkohol oder hegen Selbstmordgedanken. Die psychische Belastung wird oft als problematischer wahrgenommen als der Juckreiz oder die Schmerzen.
Besonders in der heutigen Zeit, in der ein "perfekter Körper" eine immer wichtigere Rolle spielt, Schönheitsoperationen in Diskotheken verlost und öffentlich im Fernsehen gezeigt werden, wird einem Hautkranken besonders oft schmerzlich bewusst, wie "gar nicht perfekt" sein Äußeres meist ist. Es ist es ist eine Tatsache, dass das äußere Erscheinungsbild für unser psychisches Wohlbefinden eine große Rolle spielt. Denn wer sich schön fühlt, tritt im Alltag besser gelaunt, selbstbewusster, kontaktfreudiger und zuversichtlicher auf als jemand, der sein Äußeres nicht mag. Daher ist Voraussetzung für eine positive und attraktive Ausstrahlung ist, dass man sich selbst so annimmt, wie man ist und mit seinem Aussehen zufrieden ist. Mit einem knallrotem Gesicht oder einem schweren Hautausschlag an den Händen ist das jedoch schwer zu bewerkstelligen.
Wenn Du unter einer Hautkrankheit leidest, musst Du so früh wie möglich lernen, richtig mit der Krankheit umzugehen, um zumindest ein halbwegs normales Leben führen zu können. Es ist von maßgeblicher Bedeutung, dass Du lernst, Dich nicht vollkommen der Krankheit ausgeliefert zu fühlen und Dich damit nicht von der Haut fremdbestimmen zu lassen.
Schreibe uns Deine Geschichte unter [email protected].
Fotos: Fotolia/©Jochen Schönfeld, istockphoto/@Simone Becchetti