Selbstwirksamkeitserwartung – ein Erfolgsrezept
Menschen, die fest daran glauben, dass sie etwas bewirken können, haben gute Chancen, tatsächlich in jeder Lebenssituation erfolgreich zu handeln.Was ist Selbstwirksamkeitserwartung?
Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) ist die Überzeugung, selbst etwas bewirken und auch in schwierigen Situationen erfolgreich handeln zu können. Man kann auch von der Fähigkeit sprechen, sich selbst zu bestimmten Handlungen zu motivieren. Und zwar glauben Menschen mit einer hohen SWE, gewünschte Handlungen aufgrund eigener Kompetenzen erfolgreich selbst ausführen zu können, also ein bestimmtes Ziel aus eigener Kraft erreichen zu können. Von ausschlaggebender Bedeutung für erfolgreiches Handeln ist also nicht das tatsächliche Vorliegen bestimmter Fähigkeiten, sondern deren subjektive Einschätzung. Jemand, der felsenfest davon überzeugt ist, dass er eine bestimmte Aufgabe lösen, eine bestimmte Herausforderung bewältigen kann, erzielt mit anderen Worten größere Erfolge als jemand, der objektiv über größere Fähigkeiten verfügt, aber an seinen Kompetenzen zweifelt. Eine hohe SWE geht folglich einher mit einem starken Selbstvertrauen, und diese Verbindung ist so etwas wie ein Garant für erfolgreiches Handeln. Man kann hier auch eine Parallele ziehen zur "self-fulfilling-prophecy". Das heißt: Menschen mit hoher SWE können die "sich selbst erfüllende Prophezeiung" in einem positiven Sinne nutzen. Ferner spielt eine optimistische Weltsicht, also die Überzeugung, dass "alles gut werden wird", eine große Rolle. Denn diese Überzeugung führt dazu, dass Misserfolge nicht demotivierend wirken, sondern ein Ansporn sind, sich noch mehr anzustrengen. Generell ist die SWE eines Menschen mit der Vorstellung verbunden, dass die Welt verändert werden kann und dass er selbst Veränderungen bewirken kann, dass er also dem Lauf der Dinge nicht machtlos gegenübersteht, sondern kontrollierend eingreifen kann.
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Bedingungen für die Entwicklung von Selbstwirksamkeitserwartung
SWE kann sich bei jedem Individuum auf unterschiedliche Weise herausbilden. Es gibt jedoch einige wichtige Einflussfaktoren, die die Entwicklung von SWE fördern können. So wirken SWE und Handlungsergebnisse oft zirkulär. Das heißt: Eine hohe SWE führt zu hohen Ansprüchen an die eigene Person, weshalb man eher anspruchsvolle, schwierige Herausforderungen sucht. Eine Bewältigung dieser Herausforderungen führt dann wieder zur Bestätigung bzw. Erhöhung der eigenen SWE. Wichtig ist zweitens die Orientierung an Vorbildern. Das heißt: Meistert eine Person, die Fähigkeiten besitzt, die den eigenen gleichen, eine Aufgabe, traut man sich eher zu, diese Aufgabe ebenfalls zu bewältigen. Dabei gilt: Je größer die Ähnlichkeit zur beobachteten Person, desto stärker die Beeinflussung durch das Vorbild. Menschen agieren drittens dann erfolgreicher, wenn andere an ihren Erfolg glauben und sie ermutigen. Für die Ausbildung einer hohen SWE ist aber auch wichtig, dass man sich für die Erreichung eines Ziels anstrengen muss, denn wer sich, um erfolgreich zu sein, nicht anstrengen muss, lernt auch nicht, dass er Erfolge durch eigenes Handeln herbeiführen kann. Von besonderer Bedeutung sind hier Situationen, in denen eine Person zunächst nicht weiß, wie sie eine Aufgabe lösen soll, aber durch eigene Anstrengungen nach und nach eine erfolgreiche Lösungsstrategie entwickelt. Fünftens wird SWE dann erhöht, wenn emotionale Erregung verbunden mit physiologischen Reaktionen wie Herzklopfen, Schweißausbrüche, Händezittern etc. angesichts einer neuen Herausforderung positiv und nicht negativ bewertet wird. Letztendlich besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen dem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl eines Menschen auf der einen und seiner SWE auf der anderen Seite. So sind das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl die Basis der Erwartung eigener Selbstwirksamkeit. Umgekehrt stärkt die Erfahrung von Selbstwirksamkeit das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein und fördert damit die personalen und sozialen Kompetenzen eines Menschen
Selbstwirksamkeitserwartung im Kontext der Biographie
Die Entstehung der SWE wurzelt in der Kindheit. Das heißt: Im familiären Umfeld und in der Interaktion mit anderen Kindern macht das Kind erste Erfahrungen mit der Bewältigung von Herausforderungen. Es bewertet erstmals seine eigenen Fähigkeiten im Vergleich mit anderen. Um sicherzustellen, dass hier das Fundament für den Aufbau einer hohen SWE geschaffen wird, müssen natürlich die oben genannten Faktoren, die die Entwicklung einer hohen SWE fördern können, beachtet werden. Aber sie müssen an die besonderen Bedürfnisse von Kindern angepasst werden. Auf einen kurzen Nenner gebracht, ist eine wesentliche Voraussetzung für Erfolgserlebnisse und die damit verbundene Förderung von SWE bei Kindern, dass Kinder zu selbständigem Handeln ermutigt werden, dass von ihnen aber nur so viel erwartet wird, wie sie auch leisten können, während sie gleichzeitig auch nicht unterfordert werden dürfen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind und Kinder bereits in dieser frühen Phase die Erfahrung machen, dass sie aufgrund ihrer Fähigkeiten etwas bewegen und Aufgaben zufriedenstellend lösen können, werden sie eine hohe SWE ausbilden, so dass sie auch in der Schule erfolgreich sind und hohe Schulabschlüsse erreichen. Und dieser Prozess setzt sich im Erwachsenenalter fort. Menschen mit einer hohen SWE setzen sich auch im Berufsleben durch und können zudem die Veränderungen, die jeder neue Lebensabschnitt mit sich bringt, besser bewältigen. Eine hohe SWE führt folglich auch zu einer hohen Lebenszufriedenheit.
Folgen einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung
Die Vorstellung, dass Handlungsergebnisse das Resultat der Kompetenzen sind, die man besitzt, führt naturgemäß bei Menschen, die an ihren Fähigkeiten zweifeln, dazu, dass sie nicht glauben, viel bewirken zu können. Das heißt: Menschen mit einer niedrigen SWE sind davon überzeugt, dass ihr Leben eher vom Schicksal, von anderen Personen oder äußeren Umständen bestimmt wird als von ihnen selbst und sehen sich eher in der Opferrolle. Deshalb halten sie auch etwaige Erfolge für reine "Zufallstreffer" oder führen sie auf das Zutun anderer zurück. Typisch für Menschen mit niedriger SWE ist, dass sie sich Aufgaben stellen, die entweder zu einfach oder zu schwer für sie sind. Im ersten Fall ist das Handlungsergebnis nicht besonders imposant und trägt deshalb auch nicht zur Stärkung der Selbstwirksamkeit bei. Im zweiten Fall rechnen sie von vornherein mit einem Misserfolg, haben aber als Selbstschutz die Erklärung, dass das Ziel unrealistisch war. Generell geben Menschen mit einer niedrigen SWE bei Problemen, Niederlagen oder Rückschlägen schnell auf. Meistens wagen sie sich auch gar nicht erst an schwierigere Aufgaben und Herausforderungen heran. Die dadurch häufig auftretenden Misserfolgserlebnisse, Versagensängste und Minderwertigkeitsgefühle sind dann eine weitere Bestätigung der ohnehin schon geringen Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung wirkt hier negativ. Man kann eine niedrige SWE aber auch als "erlernte Hilflosigkeit" betrachten. Das heißt: Wenn jemand in seinem sozialen Umfeld wiederholt Misserfolge oder negative Reaktionen auf sein Handeln erlebt, nimmt er seine Umgebung als unkontrollierbar wahr und hält letztlich jeden Versuch der Einflussnahme für zwecklos.
Einübung von Selbstwirksamkeitserwartung
Eine hohe SWE sollte idealerweise bereits in der frühen Kindheit ausgebildet werden, aber etwaige Defizite bei der SWE können auch in einem späteren Lebensalter noch ausgeglichen werden. Auch Erwachsene, denen das bisher noch nicht gelungen ist, können also nachträglich eine hohe SWE aufbauen. Die oben genannten Bedingungen für die Entwicklung von SWE werden hier zur Grundlage eines konkreten Trainingsprogramms. Man könnte auch von einer Anleitung zum Selbstmanagement sprechen. Und zwar geht es hier darum, dass die Betroffenen lernen, die eigenen Fähigkeiten positiv einzuschätzen, und dass sie zu der Überzeugung gelangen, dass man grundsätzlich alle Probleme, die auf einen zukommen, lösen kann, wenn man es wirklich will. Dazu gehört, dass die Betroffenen lernen, ihre Gefühle zu beeinflussen, dadurch negative in positive Gedanken verwandeln und sich generell eine optimistische Weltsicht aneignen. Die Orientierung an Vorbildern ist hier besonders wichtig, also die Beobachtung von Menschen mit hoher SWE, die Außergewöhnliches erreicht haben, deren Fähigkeiten aber denen der "Lernenden" ähneln. Der Theorie muss natürlich die Praxis folgen, nämlich die Ermutigung, Aufgaben, vor denen die Betroffenen bisher zurückgeschreckt sind, in Angriff zu nehmen. In der Regel werden diese dann die Erfahrung machen, dass sie auch schwierige Situationen tatsächlich bewältigen können. Dabei ist es jedoch ratsam, mit noch relativ leicht zu lösenden Aufgaben zu beginnen und deren Schwierigkeitsgrad allmählich zu steigern, damit die SWE kontinuierlich, d.h., in einem sich selbst verstärkenden Prozess mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen, aufgebaut werden kann.
Selbstwirksamkeitserwartung und Resilienz
Es besteht eine starke Ähnlichkeit zwischen einer hohen SWE und einem Phänomen, das gemeinhin als Resilienz umschrieben wird. So zeichnen sich, wie ich an anderer Stelle (http://pagewizz.com/resilienz-wie-wird-man-ein-stehaufmensch-29576/) gezeigt habe, resiliente Menschen dadurch aus, dass es ihnen gelingt, einem Stehaufmännchen gleich aus jeder noch so misslichen Lage wieder herauszukommen. Das heißt: Es handelt sich hier um Menschen, die es geschafft haben, trotz widriger Lebensumstände in der Kindheit als Erwachsene ein normales Leben zu führen, und/oder die in der Lage sind, selbst schwere Schicksalsschläge unbeschadet zu überstehen. Man kann meines Erachtens davon ausgehen, dass es Menschen, die sich als resilient erweisen, auch gelingt, eine hohe SWE auszubilden, und dass umgekehrt Menschen, die trotz ungünstiger Lebensbedingungen eine hohe SWE entwickeln, gleichzeitig resilient sind. Das heißt auch, dass einer hohen SWE und Resilienz die gleiche innere Haltung zugrundeliegt und dass deshalb Resilienz ebenso wie eine hohe SWE auch in einem höheren Lebensalter noch erworben werden kann. Der Unterschied besteht darin, dass eine hohe SWE das zu erwartende Resultat eines bestimmten Entwicklungsprozesses ist, während Resilienz der Ruch des Unerwarteten, des Spektakulären anhaftet.
Fazit
Für Menschen, die eine hohe SWE besitzen, gibt es keine Probleme, die nicht gelöst, keine Schwierigkeiten, die nicht bewältigt, keine Aufgaben, die nicht gemeistert werden können. Sie fragen nie: "Kann ich das?" Ihr Credo ist: "Ich schaffe das!" Sie besitzen also ein enormes Selbstvertrauen. Das darf jedoch nicht mit Selbstüberschätzung verwechselt werden. Denn Menschen mit hoher SWE besitzen einen gesunden Realitätssinn, der ihnen sagt, wann sie etwas wirklich nicht können. Davon lassen sie sich jedoch nicht entmutigen, sondern betrachten es als Ansporn, noch dazuzulernen und sich noch mehr anzustrengen.
Bildnachweis
Alle Bilder: Pixabay.com
Bildquelle:
Ruth Weitz
(Die 7 wichtigsten Dinge im Leben)