Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda verkörpern je einen Stereotyp

Sex and the City

Männer werden unsere Begeisterung für diese Serie in sechs Staffeln und die zwei Spielfilme nie nachvollziehen können. Während wir Frauen (also ich und alle, die ich kenne) mit Begeisterung vor dem TV-Schirm hingen und spitze Schreie des Entzückens ausstießen über die offene Art des Redens über Sex und die gezeigte Mode, fanden es Männer typisch Weiberklatsch und langweilig. Klar, die reden brutaler über Sex, die lieben es pornografischer, während wir nur die Erwähnung brauchen und schon arbeitet unsere weibliche erotische Fantasie. Und die Fashion interessiert das sogenannte starke Geschlecht schon mal ganz und gar nicht.

Was haben wir uns vor Lachen gekrümmt, als nur die Schmerzensschreie von Carrie beim Entwachsen der Haare des Venushügels zu hören waren, weil das jetzt amerikanische Mode auf dem Gebiet der Hygiene ist. Und wie gierten wir mit ihr mit, als sie sich im Fundus ihrer Frauenzeitschrift ein Paar Manolo Blahniks aussuchen durfte, als High-Heels-Träume der Spitzenklasse! Um nur zwei der Ausschnitte zu zitieren, die mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt sind.

Die vier Gesichter einer Frau

Klar durchschauten wir früher oder später, dass Carrie, Samantha, Miranda und Charlie sehr frei nach dem Buch von Candace Bushnell plakative weibliche Stereotypen verkörperten, die es so "rein" gar nicht gibt. Eigentlich stöckelten da genau die Frauen durch New York, wie sie sich ein Mann wünscht, möglichst alle in einer: Eine Hure im Bett (Samantha), ein Mutterersatz, die ihn betüdelt und ihm einen Potenzbeweis gebiert (Charlie), ein Kumpel zum Pferdestehlen (Miranda) und eine Ausstellungsfrau zum Repräsentieren (Carrie).

Es gab auch vor Jahrzehnten mal einen Spielfilm mit der ersten Klatschpresse-Ikone, Prinzesssin Soraya, mit genau diesem Titel "Die vier Gesichter einer Frau", der aber in den Kinos floppte. Übrigens ergab sich erstaunlicherweise in einer großen Umfrage, dass die befragten Mädchen und Frauen nicht etwa Carrie Bradshaw, sondern Samantha am sympathischsten fanden. Vielleicht, weil sie geheime weibliche Wünsche auslebte, sich sexy Männer schnappte, wo es nur ging, auch entschieden jüngere Exemplare, dabei aber unabhängig blieb? Vielleicht aber auch, weil sie glaubwürdig Brüche in ihrer Filmbiografie darstellte, zum Beispiel den offenen Umgang mit ihrem Brustkrebs?

Die Mode- und Stilikonen

Diese Serie machte auch zum großen Teil Geschichte, was die Klamotten anging. Für jede Figur

wurde der passende Modestil geschaffen.

  • Charlotte-Charlie: Das ist der klassische Lady-Typ, immer perfekt wie aus dem Ei gepellt, aus gutem Hause, Chanel-Trägerin. Das edle Twinset beschreibt sie wohl am besten.
  • Samantha hingegen ist die Sexbombe, die viel zeigt und sich aufrüstet, wo es nur gerade geht. Zurückhaltung ist nicht ihre Sache, sie geizt nicht mit ihren Reizen - am besten Dekolletée vorne bis zum Bauchnabel und hinten bis zur Pofalte.
  • Miranda hingegen ist der Typ Business-Woman im Wallstreetstil: korrektes Kostüm, nur die roten Pagenkopfhaare, die sie immer trägt, zeigen Selbstbewusstsein. Auch am Abend wird sie mutiger.
  • Carrie ist die Erste unter Gleichen, sie liebt es modisch bis verrückt. Sie wurde zur Trendsetterin und Hauptstilikone, was besonders gegen Ende zu und im letzten Film zu Unruhe und Neid-Zickereien unter den Schauspielerinnen führte, wie kolportiert wurde.

Doch von Dior bis Vivienne Westwood, von Christian Lacroix bis Oscar de la Renta rissen sich die Modeschöpfer bald darum, die Schauspielerinnen Sarah Jesssica Parker, Kim Catrall, Cynthia Nixon und Kristin Davis ausstatten zu dürfen. Die Kostümbilderin der Filme, die Stylistin Patricia Field, wurde damit ebenfalls weltberühmt. Spätestens als Vogue ganze Strecken der Sex-and-the-City-Mode brachte und alle bedeutenden internationalen Frauen- und Modezeitschriften nachzogen. Inzwischen kann man online die begehrten Outfits bestellen. Man kann auch diverse witzige Tests durchführen, welcher Typ man denn sei. Und eigentlich stellt sich dann heraus, dass wir von jeder etwas haben, von der einen mehr, der anderen weniger.

Bildnachweis: Filmposter Klang und Kleid

Arlequina, am 23.01.2012
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