Short Sandringham – Strandgutjäger in der Tasmanischen See
Ende des 2. Weltkrieges begann man bei Short Brothers „Sunderland“- Flugboote für die zivile Nutzung in die Tasman-Klasse Sandringham IV umzubauen.Zwischen Neuseeland und Australien
Mittlerweile bot Short die Sandringham II mit 45 Sitzplätzen für den Regionalverkehr an. British Overseas Airways Corporation (BOAC) zeigte aber kein Interesse an diesem Typ, aber die TEAL. Short konzentrierte sich auf den Export einer Langstrecken-Variante, die Sandringham III, welche mit 21 bis 30 Sitzen (Sandringham IV) ausgestattet waren.
Nachdem die TEAL 4 Flugboote erhalten hatte, sollten diese die Strecke Sydney-Auckland absichern und die beiden C-Klasse-Boote ablösen, die bereits seit 1940 dort im Einsatz waren. 1953 wurde die Linie Sydney-Lord Howe Island von Ansett Airways übernommen, die diese Strecke mit 2 Sandringham IV, "Auckland" und "New Zealand" und zwei Catalina-Flugbooten vom Typ PBY5 (ehem. Barrier Reef Airways) bediente.
Die beiden restlichen Sandringham IV der TAEL, "Australia" und "Tasman", wurden von der Quantas übernommen, die bis 1955 auf der Linie Sydney-Noumea-Fiji flogen. Der neue Name der "Auckland" bei Ansett Flying Boat Services lautete jetzt " Beachcomber".
Nach einem aufwendigen Umbau erhielt die "Beachcomber" Sitzplätze für 41 Passagiere im Hauptdeck und zusätzlich 16 Sitzplätze im Oberdeck.
Ansett unterhielt nicht nur die Lord Howe Island- Linie mit diesen beiden Flugzeugen, sondern unternahm auch Charterflüge nach Lake Eucumbene, HaymanIsland, vor der Küste Queenslands, und Tahiti.
Short Sandringham "Beachcomber" (Bild: Rainer Lüdemann)
Flugzeuglegenden (Bild: Rainer Lüdemann)
Umbau militärischer Flugboote
BOAC unterhielt noch bis fünf Jahre nach dem 2. Weltkrieg Flugbootdienste, erkannte aber, dass die Sicherstellung von Liniendiensten einen besseren Komfort notwendig machte. Die erste Version Sandringham I sah der Empire-Klasse noch sehr ähnlich. Der Bug und das Heck wurden stromlinienförmig gefertigt, das Oberdeck wurde zum Speise-Salon umgebaut in der auch eine Cocktailbar Platz fand. Das Hauptdeck bot Platz für 24 Passagiere bei Tagestransporten und 16 bei Nachttransporten.
Der Umbau dieser bis dahin für militärische Zwecke genutzten Flugboote bei Short entsprach aber nicht den Vorstellungen von BOAC. So beschloss man eine eigene Variante zu erstellen und nahm sich die Sunderland III als Grundlage aus der die Klasse der Hyth-Boote entstand. Auf einem einzigen Deck sollten 16 Passagiere Platz finden. Bei den späteren Varianten H2 und H3 kam noch eine zusätzliche Kabine (Aufenthaltsraum) für 6-8 Passagiere hinzu.
Von Februar bis April 1946 wurde ein Langstrecken-Erkundungsflug nach Tokio, über Australien, Neuseeland, Hongkong und Shanghai durchgeführt. Daraufhin wurde der so genannte "Dragon-Service" nach Hongkong im August des gleichen Jahres eingerichtet. Bereits im Mai wurde die Linie Pool-Sydney eröffnet.
Lord Howe – Insel in unruhigem Gewässer
Die Abflugzeiten von Sydney waren abhängig vom Stand der Gezeiten und dem Wetter auf der 480 Meilen entfernten Insel Lord Howe. Alle Operationen in der Lagune bei Lord Howe wurden wegen der Wassertiefe auf zwei Stunden vor der Flut bis zwei Stunden danach beschränkt.
Zudem wurde das Gebiet zu bestimmten Jahreszeiten von schweren tropischen Stürmen heimgesucht, und da keine Betankungseinrichtungen auf der Insel vorhanden waren, musste Brennstoff für den Hin- und Rückflug mitgeführt werden. Die ungefähre Flugzeit pro Strecke betrug ca. 3 1/2 Stunden.
Im Laufe der Jahre sind mehrere Seeflugzeuge bzw. Flugboote durch widrige Wetterverhältnisse bei Lord Howe verunglückt.
Das erste Flugzeug war eine de Havilland DH Gipsy Moth 60. Dieses Wasserflugzeug wurde von Francis Chichester gesteuert und kenterte während eines Sturms am Liegeplatz. Im Jahre 1931 flog Chichester die erste Solo- Überquerung der Tasmanischen See (via Norfolk Island).
"Beachcomber"- Innenkabine (Bild: Rainer Lüdemann)
Das zweite Flugzeug war eine Catalina PBY5 A24-33 der Royal Australian Air Force (RAAF), die sich vom Liegeplatz während eines 90 Knoten - Sturms in der Nacht vom 17. September 1943 losriss. Es wurde an den Strand gespült und wurde aber nicht beschädigt. Kapitain war damals Victor Hodgkinson.
Eine weitere "Catalina"- PBY5 der RAAF zerschellte an den Hügeln am nördlichen Ende der Insel beim Versuch nachts bei schlechtem Wetter eine Landung durchzuführen. Nur 2 Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz.
Bei einer umgebauten Sunderland III der Hythe-Class der Trans Oceanic Airways (VH-AKO) brach am 27. August 1947 die Verankerung bei einem schweren Sturm. Mit unwesentlichen Beschädigungen wurde das Boot an Land getrieben.
Am 31. Mai 1965 brach die Verankerung der VH-BRF "Islander” bei einem heftigen Sturm auf der Lord Howe Insel. Das Boot wurde schwer beschädigt an den Strand gespült. Notdürftig wurde die "Island" auf der Insel repariert und danach nach Sydney überführt, wo eine umfassende Instandsetzung durchgeführt wurde. Ab dem 11. Juni 1965 war sie wieder im Dienst.
Im Jahr 1974 wurde mit dem Bau einer Landebahn auf Lord Howe Island begonnen. Damit endeten auch die Flugboot- Dienste zu dieser Insel. Der Ansett Flying Boat Service stellte seine Aktivitäten ein. Die beiden Boote wurden an Captain Charles F. Blair von Antilles Air Boats, Virgin Islands, West Indies verkauft.
Letzter Linienflug
Nachdem der letzte Linienflug nach Lord Howe Island mit der "Beachcomber" stattfand, wurde sie nur noch einmal vom Department of Environment & Conservation (Umweltschutzbehörde Australiens) am 8. Juni 1974 eingesetzt.
In der Nacht zum 9. Juni ereilte das Flugzeug das gleiche Schicksal. Nach dem Bruch der Verankerungen am Liegeplatz, während eines schweren Sturms, wurde das Boot an den Strand getrieben. Es erlitt schwere Schäden am Hauptflügel (steuerbord), an den Stützschwimmern und der Bootsrumpfverkleidung. Das Flugzeug wurde provisorisch repariert und dann nach Rose Bay, Sydney für weitere Reparaturen überführt.
Nach den Reparaturen und einem Testflug am 29. August 1974 war der "Beachcomber" wieder flugbereit.
Der Flugboot-Service zur Insel Lord Howe wurde letztmalig am 10. September 1974 durchgeführt. Die "Islander" hatte bereits ihren letzten "offiziellen" Flug zur Insel am 15. August 1974 absolviert.
Lesen Sie hier mehr wissenswertes über die Short "Sunderland"-Flugboote
Quelle: VictorHodgkinson, Beachcomber – the Story of a Sandringham,1989
Bildquelle:
X-24A (US Air Force/NASA)
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Kerstin Schuster
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