Skandal! Skandal? Haltet den Ball flach, Freunde!

Bei aller Kritik und dem Recht der Öffentlichkeit auf Aufklärung: Wie wichtig sind diese Skandälchen wirklich? Wem haben sie ernsthaft geschadet? Wen interessiert es, was ein Altbundeskanzler über seine Parteifreunde denkt? Kann es uns nicht auch gleichgültig sein, wie der ADAC seine Statistiken erstellt? Immerhin haben die Autofirmen, die sich jetzt lauthals aufregen, jahrelang vom Werbeeffekt der gefälschten Statistik profitieren dürfen. So manches am ADAC mag ja nicht ganz in Ordnung sein. Aber die meisten Mitglieder gehören ihm an, weil sie im Notfall eine verlässliche Pannenhilfe haben wollen. Der Rest ist Geschwätz...

Nicht anders verhält es sich mit den in schöner Regelmäßigkeit vor wichtigen Wahlen erscheinenden Plagiatsvorwürfen. Während eine Ministerin deswegen ihren Posten räumen musste, bezeichnete die Wissenschaftsgemeinde den selben Verstoß bei einem Oppositionspolitiker als "lässliche Sünde". Er durfte seinen Doktortitel behalten. Wir lernen daraus: Diese so genannten Plagiatsaffären sind eigentlich nur versteckter Wahlkampf.

Was an der mangelhaft ausgerüsteten Bundeswehr skandalös sein soll, erschließt sich auch nicht so richtig. Eigentlich sind wir ja doch alle für Frieden und Abrüstung... Im Ernst: Ist die materielle Ausrüstung unserer Armee nicht deshalb so mangelhaft, weil man ihr seit Jahren die Gelder kürzt, obwohl ihre Aufgaben ständig umfangreicher werden? Ist es nicht der eigentliche Skandal, dass seit der Ära Rot-Grün deutsche Soldatenstiefel schon wieder über ziemlich viele fremde Böden getrampelt sind?

Die wirklichen Skandale

Doch es gibt noch mehr ernsthafte Skandale in diesem Land. Statt uns also über Doktorarbeiten, Kanzlersprüche, den ADAC oder die Verteidigungsministerin zu empören, sollten wir unsere Gedanken lieber den echten Missständen widmen:

Seit der Agenda 2010 können manche Menschen von ihrem Vollzeitjob nicht mehr leben. Sie müssen staatliche Aufstockung beantragen. Sie gelten deshalb bei manchen Beamten sowie bei Boulevard-Konsumenten als Schmarotzer, trotz ihrer oftmals harten und unangenehmen Arbeit.

Es ist auch eine Schande, dass einerseits Lebensmittel vernichtet werden, andererseits aber Menschen nur dank der Tafelinitiativen und anderer Sozialeinrichtungen überleben können. Im Prinzip lassen wir Menschen hungern und füttern stattdessen lieber Banken, die sich verzockt haben. Vielleicht fragen wir uns auch einmal, wieso wir Lebensmittel durch qualvolle Massentierhaltung erst billiger machen, um vieles davon dann einfach wegzuwerfen...

Solche Zustände sorgen zuverlässig dafür, dass die wirtschaftspolitischen Utopien der dunkelroten und braunen Zeitgenossen Zuspruch finden, während die Wahlbeteiligung der frustrierten Normalbürger stetig sinkt.

Alles das sind tatsächliche Skandale. Lasst uns also nicht nur über Politiker schimpfen. Wir alle machen schließlich bei diesen Dingen mit, weil wir ein Teil des Systems geworden sind. Auch das ist ein echter Skandal!

Donky, am 10.10.2014
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