Soziale Hilfsdienste boomen momentan wie nie. Sie schreiben sich oft auf die Flagge, alte und benachteiligte Menschen mit Würde zu betreuen

Die Lebenserwartung steigt und Heimplätze sind kaum zu bezahlen. Hier hat die ambulante Pflege eine gute Plattform gefunden, um sich zu etablieren. In den letzten 20 Jahren ist ein völlig neuer Dienstleistungszweig entstanden.
Ob der steigenden Klientenzahlen und des grossen Zeitdrucks, ist kaum mehr als eine Grundversorgung möglich.

Durch die Tatsache, dass die Menschen in ihren bestehenden Haushalten betreut werden, entstehen immer mehr mobile Hauswirtschaftsdienste.

Zu deren Klientel zählen:

       

              Alte Menschen die nicht mehr für sich selbst sorgen können;
              Kurzzeitig erkrankte Menschen, z.B: Eine junge Mutter die ihr Kind nicht versorgen kann;
              Seelisch erkrankte Menschen, die ihren Haushalt nicht mehr führen können;
              Menschen die aus vielerlei Gründen vereinsamt sind und resigniert haben.

Einige der Klienten zahlen das aus ihrem eigenen Budget, das Gros jedoch bekommt die Leistung nach einer Prüfung vom Sozialamt bewilligt. Die wöchentlichen Arbeitsstunden werden von den Ämtern festgelegt. Der Bedarf richtet sich nach dem Grund, weshalb eine Hilfe benötigt wird.
Es ist noch zu erwähnen, dass viele der Klienten einer Tätigkeit, oft auf dem 2. Arbeitsmarkt nachgehen, also einen Teil ihres Lebensunterhaltes selbst bestreiten.

Die Aufgabe eines hauswirtschaftlichen Dienstes ist es, den Haushalt zusammen mit den Klienten zu organisieren. Arbeiten, die nicht vom Kunden zu bewältigen sind werden vom Personal des Dienstes geleistet.
In erster Linie wird sicher gestellt, dass die hygienischen Verhältnisse in Küche, Bad und Schlafräumen gewährleistet sind. Danach werden anfallende Arbeiten in den anderen Räumen durchgeführt.
Die Wäschepflege gehört mit zu den Leistungen eines mobilen Dienstes. In vielen Fällen wird der Einkauf von Lebens u.- Bedarfsmitteln geplant, getätigt und abgerechnet. Das Zubereiten von Mahlzeiten, auch von Sonderkostformen, fällt ebenfalls in den Aufgabenbereich. Behördengänge, Arztbesuche, oder ein Spaziergang stehen auch auf der Agenda.

Die Zeit ist auch hier ein Problem, sie wird aus Kostengründen knapp kalkuliert.
Die Haushalte sind teilweise in einem Zustand, welcher mit dem eines "normalen" nicht zu vergleichen ist. Die Klienten haben oft Wertvorstellungen, die schwer nachvollziehbar sind.

Die Anforderungen an die Mitarbeiter von hauswirtschaftlichen Diensten sind sehr hoch. Sie müssen Empathie für die Klientel mitbringen. Ausserdem sollten sie genug Lebenserfahrung besitzen, und sich nicht zu sehr vereinnahmen lassen. Manchmal fällt es auch schwer das Leid dieser Menschen nicht mit nach Hause zu nehmen.
Fachlich ist es nötig zu improvisieren. Die Haushalte sind sehr oft nur mit dürftigen Mitteln ausgestattet. Das betrifft fehlende Arbeitsmaterialien und Gerätschaften, deren Funktionalität eingeschränkt ist. Auch die Kalkulation der Einkäufe ist gut zu durchdenken. Das Budget ist meist sehr schmal.
An einem Arbeitstag kann es sein, dass man jeweils 2 Stunden in 2-3 in verschiedenen Haushalten tätig ist, an anderen Tagen ist man 4-5 Stunden in einem Haushalt. Manchmal liegen die Einsatzorte soweit auseinander, dass man eine halbe Stunde Wegezeit einkalkulieren muß.

Trotz alledem ist es eine sehr wichtige Tätigkeit die verhindert, dass noch mehr Menschen vereinsamen oder gar verwahrlosen. Oft spielt Scham ein grosse Rolle, ich selber arbeitete mal im Haushalt eines blinden Mannes. Er konnte sich seine Haushaltshilfe nicht mehr leisten, nachdem er durch seine Krankheit arbeitsunfähig geworden war. Seine Sehkraft wurde immer schwächer, zum Schluß konnte er nur noch hell und dunkel unterscheiden. Er isolierte sich immer mehr, und empfing auch niemanden mehr in seiner Wohnung. Als einer seiner Freunde nach 2 Jahren zufällig zu Besuch kam, sorgte dieser für Abhilfe.
Es ist sehr schwer zu beschreiben in welchen Zustand ich die Wohnung mit einer Kollegin vorgefunden habe. Langsam bekomme ich eine Ahnung davon, wie viele Menschen unter solchen Umständen leben müssen...

Die Kehrseite der Medaille

Laut Satzung darf  kein Profit erwirtschaftet  werden. Die Arbeit wird nach den geleisteten Stunden abgerechnet. Eine Stunde kostet etwa 20 – 25€. Der Verdienst für eine Fachkraft beträgt, je nach Arbeitgeber, etwa 7,50€ bis 9,50€. Der Lohn kann erst ausgezahlt werden, wenn die  Rechnung für die geleistete Arbeit beglichen ist.

Ein Teil des Differenzbetrages dient zur Abdeckung der Sozialversicherungsbeiträge der Beschäftigten, ein anderer Teil deckt die Kosten für Telefon, Porto und Bürobedarf ab.
Die Bezahlung ist nicht gerade üppig, dass Ansehen der Mitarbeiter rangiert noch hinter dem der pflegerischen Berufe. Es wird ja nur geputzt...

Es gibt auch einige Unternehmen die gewinnorientiert arbeiten, das Gehalt ist dort niedriger anzusetzen. Es ist eine aufsteigende Branche und durch Preisdumping möchten viele in das "Geschäft" einsteigen.
In einigen Betrieben ist es übrigens üblich die Wegezeit zwischen den Haushalten nicht als Arbeitszeit zu rechnen. Andere stellen ein Dienstfahrzeug oder geben einen Fahrtkostenzuschuss.

Die Arbeitszeit ist sehr flexibel, das hat aber nicht viel mit freier Zeiteinteilung oder Gleitzeit zu tun. Es bezieht sich eher darauf, dass Stunden ungeplant wegfallen, weil ein Klient aus allen möglichen Gründen nicht angetroffen wird. Fällt ein Kollege/in aus, muß schnell Ersatz gefunden werden. Nicht geleistete Arbeitsstunden werden nicht gezahlt. Es gibt Versicherungen für solche Fälle, aber sie decken die Einbußen nur zum Teil ab.
In der Praxis kann das bedeuten, dass man vor einer verschlossenen Tür steht und eine festgelegte Wartezeit einhalten muss. Danach macht man eine Meldung im Einsatzbüro. Entweder hat man einen zeitlichen Leerlauf, oder man muß an anderer Stelle arbeiten. Letzteres ist zu begrüßen, weil man keinen Ausfall hat, bedeutet aber auch das der Feierabend hinausgezögert wird.
Es ist aber auch möglich, dass man während der Arbeit die Anfrage erhält ob man noch  einen zusätzlichen Haushalt versorgen kann..
Die Planung privater Termine ist oft nicht einfach...

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass kaum ein Austausch mit dem zuständigen Sozialarbeiter statt findet. Oft ist nicht viel über eine eventuelle Erkrankung bekannt. Veränderungen an der Persönlichkeit des zugeteilten Klienten, sind dadurch schwer einzuschätzen.

In den Stellenausschreibungen werden Hauswirtschafter/innen gesucht. Das ist ein 3 jähriger Ausbildungsberuf mit IHK Abschlußprüfung. In der Realität sind oft branchenfremde Quereinsteiger tätig. Sie kommen zum Teil aus der Kranken und Altenpflege. Auch angelernte Kräfte sind keine Seltenheit, was den Klienten oft nicht bekannt ist.

Es ist üblich keine Gehaltsabstufungen auf Grund der Berufsausbildung vorzunehmen. In vielen Unternehmen werden weder Urlaubs, - noch Weihnachtsgeld gezahlt.

Das Fazit ist, dass eine schwere Arbeit für wenig Lohn getan wird. Wer eine Vollzeitstelle haben möchte, muss viel in Kauf nehmen. Die Arbeitszeit liegt oft zwischen 6 und 20 Uhr, oft an den Wochenenden. Wird die Wegezeit zwischen den Haushalten nicht angerechnet, kann man in vielen Fällen sogar eine 50 Stundenwoche verbuchen.10 davon werden nicht als Arbeitszeit angerechnet...

In vielen Unternehmen wechselt das Personal sehr oft. Das wirkt sich ungünstig auf die Situation der Klienten aus.
Ein Grund für den Wechsel ist die schlechte Bezahlung, sie liegt kaum über dem fest geschriebenem Mindestlohn.
Verständlich, dass sich jemand dann eine besser bezahlte Arbeit sucht...

...und fraglich, wie die Qualität der ambulanten Betreuung auf Dauer gesichert werden kann.

Vergessen wir dabei nicht, dass jeder in eine Situation geraten kann, in der der so eine Hilfe in Anspruch nehmen muss..

Autor seit 13 Jahren
50 Seiten
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