Polski Fiat: Elefantenrollschuh und Lada-Zwilling

Im Jahr 1965 schloss die polnische Regierung mehrere Lizenzvereinbarungen mit dem Fiat-Konzern ab. Auf diese Weise wurde die bereits in den 30er Jahren verwendete Bezeichnung "Polski Fiat" neu belebt. Erkennbar waren Fahrzeuge der Automarke Polski Fiat an einem "p" hinter der Typenangabe. Wirkliche Bekanntheit erlangten jedoch nur zwei Modelle des Herstellers:
· Als der Polski-Fiat schlechthin gilt heute der Fiat 126p. Dieser Lizenznachbau des kleinen Fiat 126 wurde zum Volkswagen der Polen und von 1975 bis 2000 hergestellt. In der DDR belächelte man den Winzling als "Elefantenrollschuh" oder "überdachte Zündkerze". Die Polen selbst nannten das liebenswerte Gefährt umgangssprachlich "Maluch" (Kleiner).
· Der ab 1967 produzierte 125p wiederum bot wesentlich mehr Komfort und Platz. Er basierte auf dem international ausgezeichneten Fiat 125, verwendete jedoch die technischen Komponenten anderer Fiat-Modelle. Ungefähr zeitgleich errichtete auch die UdSSR ein neues Automobilwerk und fertigten dort einen Lizenzbau des optisch nahezu identischen Fiat 124, den Lada. Auf den ersten Blick erscheinen die damaligen Lada-Modelle und der Polski Fiat 125p daher baugleich.
Auf technischer Basis des 125p entstand Ende der 70er Jahre ein weiteres Modell mit völlig neuer Karosserieform, der moderner wirkende Polonez. Obwohl das Fahrzeug auch exportiert wurde, erreichte es keinen wirklich bedeutsamen Bekanntheitsgrad.

Der Warszawa: Ungetüm mit internationalen Genen

Bevor das Straßenbild Polens von italienischen Lizenzen beherrscht wurde, dominierte neben einigen weniger bekannten Fahrzeugtypen vor allem der Warszawa die Fertigungsanlagen der einheimischen Autoindustrie. Die Typenbezeichnung bedeutet zu deutsch einfach "Warschau", abgeleitet vom Produktionsstandort. Der verschleißfreudige Warszawa stellte im Grunde genommen einen weiteren russischen Zwilling dar. Das ab 1951 gebaute Auto war eine Lizenzfertigung des sowjetischen Pobeda. Dieser wiederum ähnelte stark dem amerikanischen Chevrolet Fleetline Aerosedan und orientierte sich technisch an den Konstruktionen des Opel Kapitän von 1939.
Obwohl der Warszawa in den 60er Jahren durch die Polski Fiats abgelöst wurde, endete die Produktion des bullig und altertümlich wirkenden Wagens erst 1973. Bis dahin hatten die polnischen Ingenieure allerdings einiges getan, um den Warszawa weiter zu entwickeln. Obwohl es sich dabei meist um reine Modellpflege handelte, steigerte sich auf diese Weise der Bedien- und Fahrkomfort. Auch der Spritverbrauch konnte durch Gewichtsverminderung drastisch gesenkt werden. Es entstanden zudem neue Karosserievarianten, beispielsweise ein Kombi und ein Pick-up sowie eine Stufenhecklimousine, welche endlich die wuchtige, grobschlächtige Heckpartie beseitigte. Obwohl ein Lizenzmodell, stellte der Warszawa auf diese Weise eindeutig die bessere Variante gegenüber dem russischen Pobeda dar.

Der erste Kleinwagen im kommunistischen Polen

Im Jahr 1955 stellte der Hersteller FSO den Kleinwagen Syrena während der Handelsmesse in Posen vor. Das erste Modell Syrena 100 wurde zwar im Prinzip aus Stahlblech gefertigt, verfügte jedoch anfänglich noch über einige Holzbauelemente. Der Zweitakter wurde zunächst weitgehend von Hand gefertigt, ehe 1958 die maschinelle Produktion anlief. Einige Komponenten entstammten dem wesentlich größeren Warszawa, was dem Wagen ein wenig seltsame Proportionen verlieh. Doch bei FSO arbeitete man stetig an Verbesserungen. Die Karosserie wurde mit der Zeit etwas harmonischer. Aufregende Prototypen entstanden, die es leider, wie in vielen sozialistischen Ländern, nicht bis zur Serienproduktion schaffen durften. Zudem entstanden ein Kastenwagen sowie ein Pick-up. Die Produktion der letzten Syrena-Baureihe 105 endete erst 1983.

Donky, am 01.02.2015
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