Sozialistische Fahrzeuge: PKW aus der Sowjetunion
War die kommunistische Führungsmacht auch Vorreiter im Automobilbau? Die Realität sah eher bescheiden aus.Der Moskwitsch: Alltagsauto mit Opel-Verwandtschaft
Geradezu exemplarisch erscheint in dieser Hinsicht das Modell Moskwitsch. Die UdSSR hatte nach dem Zweiten Weltkrieg große Teile der Opel-Fertigungsanlagen abtransportiert. Auf Basis des Opel Kadett von 1938 entstanden so wenige Jahre nach Kriegsende die ersten Moskwitsch-Typen. Richtig populär wurde im Ostblock jedoch erst das Design der Modellreihe 408 / 412. Im Volksmund erhielt das recht alltagstaugliche Gefährt zwar die Bezeichnung"Rostquietsch", erfreute sich aber bei Behörden und Privatleuten dennoch einer enormen Beliebtheit.
Der Pobeda: Eine Kopie als Siegesleistung
Opel-Gene wies auch der bullig wirkende Pobeda (sprich: "Pobjeda") auf, dessen Name auf deutsch ungefähr soviel wie "Sieg" bedeutet. Die technischen Merkmale basieren weitgehend auf dem letzten Vorkriegsmodell des Opel Kapitän. Das Karosserie-Design wiederum wies deutliche Ähnlichkeit mit einem anderen GM-Produkt auf, dem Chevrolet Fleetline.
Der Wolga: Oberklassenfahrzeug mit großem Durst
1956 wurde der altertümlich wirkende Pobeda durch den "Wolga" abgelöst. In der ersten Generation (GAZ-21) produzierte man jenen noch auf Pobeda-Fertigungsanlagen, wodurch in Aussehen und Technik eine gewisse Ähnlichkeit bestand. Ab der 1969 eingeführten Modellreihe GAZ-24 wies der Wolga hingegen ein stark amerikanisches Design auf, welches bis 1992 fast unverändert beibehalten wurde. Der Wolga galt als äußerst geräumige Reiselimousine der Oberklasse, wies allerdings auch einen enorm hohen Kraftstoffverbrauch auf. Im alltäglichen Straßenbild der DDR trat die Limousine vorrangig als Taxi oder Behördenfahrzeug in Erscheinung.
Protzkarossen für Chef-Kommunisten: Tschaika und ZIL
Für Normalsterbliche unerreichbar waren PKW der Marken Tschaika und ZIL. Die verschiedenen Modelle wiesen trotz aller Designunterschiede über Jahrzehnte hinweg eine Gemeinsamkeit auf: Optisch erinnerten sie stets an die jeweils gerade in den USA aktuellen Straßenkreuzer. Die langen, eindrucksvollen Wagen von ZIL und die ebenso repräsentativen Tschaika wurden in der Regel zu Paradezwecken, Staatsempfängen sowie als Karossen für hohe Funktionäre verwendet.
Der Lada als "Mercedes des Ostens"
Bei Privatpersonen besonders beliebt war hingegen der Lada. Basierend auf einer Fiat-Lizenz, vereinte er robuste Alltagstauglichkeit mit einem Hauch von "Westwagen". Das Aussehen der ab 1971 produzierten Fahrzeuge blieb trotz zahlreicher Detailänderungen lange Zeit weitgehend gleich. Erst Mitte der 80er Jahre präsentierte man mit dem Modell Samara ein völlig neues Design. Eine zweite Baureihe bedient(e) seit 1978 die Nachfrage nach Geländewagen: Das Modell Lada Niva war entsprechend spartanisch und robust ausgestattet.
Der Lada galt in der DDR als "Mercedes des Ostens" und kostete gebraucht bisweilen mehr als ein Neufahrzeug, denn kurz vor dem Mauerfall betrug die theoretische Wartezeit für einen fabrikneuen Lada für Ostdeutsche ohne "Vitamin B" mehr als 20 Jahre...
Kompakt, robust und laut: Der Saporoshez
Ein fast schon ulkiges Gefährt im oftmals spaßfreien Sozialismus war der Saporoshez (sprich: "Saporosch"). "Wer früher einen Ochsen drosch, fährt heute einen Saporoshez", spottete der Volksmund. In der Tat hörte man das traktorenähnliche Rattern des liebenswerten Kleinwagens schon aus beträchtlicher Entfernung. Insgesamt symbolisierte der Saporoshez robuste und extrem einfache Viertakt-Technik.
Optisch dienten den Saporoshez-Entwicklern vermutlich die Entwürfe anderer Autohersteller als Vorbild. Das erste Modell aus dem Jahr 1960 glich stark dem damals populären Fiat 600. Die nachfolgenden Baureihen ZAZ-966 und ZAZ-968 hingegen ähnelten deutlich dem "NSU Prinz 4" sowie dem legendären BMW 02.
Wolga GAZ-24
Tschaika
Lada Samara
Lada 1200
Ein Sapporoshez der ersten Generation
Das Modell ZAZ-968
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