Dacia 1300: Rumäniens Volkauto Nr. 1

1967 begann Rumänien die Zusammenarbeit mit dem Autohersteller Renault, welcher damals noch ein französischer Staatskonzern war. Aus einem 15 Jahre alten Zulieferbetrieb für LKW-Teile entstand so in der Folge ein modernes Automobilwerk. Dort fertigte man in Lizenz den Renault 8 und nannte ihn Dacia 1100. Ein wirklicher "Volkswagen" sollte jedoch erst das ab 1969 gefertigte Lizenzmodell des Renault 12 werden. Unter der Bezeichnung Dacia 1300 entstanden davon fast zwei Millionen Fahrzeuge. Obwohl die Renault-Lizenz 1978 endete, wurde der Dacia 1300 in zahlreichen Varianten insgesamt 35 Jahre lang produziert.

Dacia 500: Die erste Eigenentwicklung

Dennoch plante die rumänische Staatsführung nach dem Auslaufen der Renault-Verträge die Produktion eines komplett selbst konstruierten Dacia-Modells. Neben dem Know-how von Dacia flossen dabei auch die Erfahrungen des rumänischen Staatsbetriebes ARO (Auto Romania) ein, welcher seit 1957 eigene Geländewagen produzierte. Die Vorgaben der Staatsführung lauteten angeblich:

  • Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder
  • maximal 70 km/h
  • 2,3 Liter Verbrauch / 100 Kilometer

Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit wurde dann 1986 der Dacia 500 vorgestellt, der allerdings erst drei Jahre darauf in Serie ging, um dann weitere drei Jahre später wieder vom Markt zu verschwinden. Der Kleinstwagen mit 499 cm³ Hubraum schöpfte aus zwei Zylindern rund 23 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwas mehr als 100 km/h. Er wog gut eine halbe Tonne, war spartanisch ausgerüstet (Radkappen und Kopfstützen gab es nur in der Luxusvariante) und schluckte 3,3 Liter auf 100 Kilometer. Diese Strecke musste das miserabel verarbeitete Fahrzeug jedoch erst einmal bewältigen! Kein einziges dieser Gefährte soll exportiert worden sein.
Der Dacia 500 trug die Bezeichnung "Lastun", was großzügig übersetzt als "Schwalbe" wiedergegeben werden kann. Die Eleganz des Vogels verfehlte der Winzling jedoch deutlich. Die Proportionen der hinteren Hälfte passten nicht zum Rest des Fahrzeugs. Das Auto war von einer geradezu legendären Hässlichkeit, die selbst auf Werbefotos nicht verborgen blieb. Der Lastun wirkte optisch, als habe man in der Mitte ein Stück herausgetrennt und den Rest schief wieder zusammengeschweißt.
Gegen den weiterhin produzierten Dacia 1300 konnte sich so ein Auto trotz des recht niedrigen Kraftstoffverbrauchs daher nicht als Massenfahrzeug durchsetzen.

Oltcit: Ein neues Bündnis mit den Franzosen

Bereits während der Entwicklungsphase des Dacia 500 orientierte sich Rumänien erneut in Richtung Frankreich. 1981 ging man ein zehnjähriges Joint Venture mit dem französischen Fahrzeughersteller Citroen ein. Rumänien produzierte fortan im Automobilwerk Craiova PKW des Typs Oltcit. Der Markenname setzte sich aus den Anfangssilben der rumänischen Region Oltenia sowie des Partners Citroen zusammen. Obwohl Oltcit bis 1996 mehrere Modelle zur Marktreife brachte, basierten diese alle mehr oder weniger auf dem Erstmodell Oltcit Axel, welcher optisch wie ein Kleinwagen von Citroen wirkte. Tatsächlich war das Fahrzeug unter der Bezeichnung Citroen Axel auch in Westeuropa erhältlich.

Rumäniens Autoindustrie in postkommunistischer Zeit

Nach Ceausescus Sturz brachen durch den Einzug der Marktwirtschaft auch für Rumäniens Autobauer harte Zeiten an. Die langfristige Ausrichtung auf Renault sollte sich für Dacia nun jedoch als lohnend erweisen: 1999 konkretisierte der französische Konzern sein neu erwachtes Interesse an dem rumänischen Autobauer und wurde alleiniger Eigentümer von Dacia.
Oltcit hingegen verlor seine Identität. Nachdem das Engagement von Citroen 1991 endete, übernahm drei Jahre darauf der koreanische Hersteller Daewoo das Automobilwerk in Craiova. Die letzten Oltcit-Modelle liefen (bereits unter anderer Bezeichnung) 1996 vom Band.

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