Geld zu verspenden? Sie haben die Auswahl

Sie finden sich in Vereinsregistern und den Akten der Finanzämter ebenso wie auf diversen Internet-Spendenplattformen oder bei Gericht auf Empfängerlisten von Strafzahlungen: Organisationen, die auf Spenden angewiesen sind. Doch vermutlich noch kein Statistiker hat es bisher gewagt und auch umgesetzt, vollständig alle Spendenmöglichkeiten in Deutschland aufzulisten. Denn neben den behördlich irgendwo erfassten Spendensammlern gibt es ebenso zahlreiche Varianten, um ohne steuerliche Berücksichtigung Spenden zu requirieren.

Wer also mit großen oder kleinen Finanzbeträgen Gutes tun will, hat eine reichliche Auswahl, bei der selbstverständlich häufig die Frage mitschwingt: Dient die gut gemeinte Spende tatsächlich einem guten Zweck, oder versickert sie in Verwaltungsvorgängen beziehungsweise sogar in gänzlich anderen Kanälen? Kurz gesagt: Spender wollen wissen, ob ihr Geld auch an der richtigen Stelle ankommt.

Woran man seriöse Empfänger erkennt

  • Nicht selten glauben Spender, eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt sei der ultimative Seriositätsbeweis. Einige Empfänger werben sogar explizit mit der steuerlichen Absetzbarkeit. Doch genau hier kann man das erste Mal ins Grübeln kommen. Denn von manchen Spendenempfängern erhält man bei kleineren Beträgen schlichtweg keine Bescheinigung. Auf Nachfragen erfolgt dann meist die Antwort, unterhalb von 300 Euro sei dies nicht nötig und man könne die Spende zur Not ja auch per Kontoauszug nachvollziehen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wer tatsächlich weniger als 300 Euro im Jahr spendet, dürfte kaum vom Finanzamt aufgefordert werden, einen Beleg nachzureichen. Wer aber deutlich höhere Beträge, aufgeteilt auf viele Empfänger, spendet, muss dies durchaus beweisen können. Insofern machen sich einige Vereine und Hilfswerke schlichtweg einen schlanken Fuß. Spendenbescheinigungen sind natürlich auch unterhalb der berühmten 300 Euro möglich. Die Empfänger bekommen immerhin Geld geschenkt. Warum der Spender dann noch bei der Steuererklärung den mühseligen Nachweis per Kontoauszug erbringen sollte, erschließt sich nicht wirklich. Solange Aufwand und Porto die gespendete Summe nicht auffressen, sollte ein Nachweis selbstverständlich sein. Zur Ehrenrettung gerade bei kleinen Vereinen, die rein ehrenamtlich arbeiten, sei jedoch angemerkt: Sie sind damit bisweilen zeitlich, personell und fachlich schnell überfordert.

 

  • Für andere Spender ist genau das Gegenteil dieser Nichtreaktion ein Ärgernis: Dankschreiben und Infobriefe erwecken manchmal den Anschein, dass ein Teil der Spendengelder fehlgeleitet eingesetzt wird. Solche Schreiben müssen aber sein. Die steuerliche Abzugsfähigkeit wird von Behörden regelmäßig überprüft. Wichtige Parameter dabei sind eben auch die Informationspolitik des Spendenempfängers und die transparente Mittelverwendung.

 

  • Eine einfache Faustregel lautet: Je regionaler, desto kontrollierbarer. Wie seriös ein Spendenempfänger arbeitet, lässt sich eben leichter erfassen, wenn der entsprechende Akteur in der eigenen Heimatregion angesiedelt ist. Solche kleinen Spendenempfänger sind häufig auch dankbarer und bodenständiger. Sie wissen noch um den Wert des Geldes und die damit verbundenen Opfer der Geber.

 

  • Wenig Fehler macht man aber vermutlich auch bei Spenden an gewachsene Institutionen wie Parteien, Kirchen oder etablierte Sozialträger.

 

  • Wer sich über die Seriosität eines Spendenempfängers trotzdem nicht sicher ist, der kann auch das so genannte Zuwendungsempfängerregister der Regierung nutzen. Es funktioniert keineswegs so, dass dort alle Spendenmöglichkeiten aufgelistet wären. Man muss stattdessen über eine Suchmaske den gewünschten Empfänger eingeben. Dieses Register wird ständig aktualisiert und erweitert. Wenn Vereine, Hilfswerke oder Religionsgemeinschaften dort nicht zu finden sind, bedeutet dies also nicht, dass jene deswegen zwangsläufig unseriös sind.

Die Sache mit Spendensiegel und Co.

Spender vertrauen häufig auf das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Nicht wenige Organisationen werben auch damit. Allerdings ist das DZI nicht die einzige Organisation, die solche Bewertungen in Form von Siegeln oder Zertifikaten anbietet.

Doch es gibt durchaus eine kritische Sichtweise auf diese Spendensiegel-Praxis: Denn einfacher, als solche "Güteprüfer" es tun, kann man vermutlich an Geldern nicht verdienen, die man selbst nicht eingeworben hat. Im Prinzip schaltet sich hier eine Organisation zwischen Spender und Empfänger und verdient kräftig mit. Wer ein entsprechendes Prädikat erhalten möchte, unterzieht sich in der Regel einer jährlichen Prüfung, für welche direkte Kosten oder Mitgliedsbeiträge entstehen. Beispielsweise erhält das DZI pro Jahresprüfung eine Grundgebühr in Höhe von 500 EUR sowie einen spendenabhängigen Zusatzbetrag. Dieser beziffert sich auf 0,04 % der jährlichen Gesamteinnahmen beziehungsweise 0,03 %, wenn die Gesamteinnahmen zu weniger als 10 % aus Sammlungseinnahmen bestehen. Alles das zuzüglich Mehrwertsteuer – versteht sich. (Angaben des DZI - Stand April 2024)

Fazit: Spenden für einen guten Zweck zu sammeln, muss man sich erst mal leisten können!

Warum große Player nicht automatisch seriös sind

Ob Verein, Partei, Genossenschaft oder Unternehmen: Es liegt in der Natur der Sache, dass Idealismus und Teamgeist in dem Maße abnehmen, in dem eine Organisation wächst und das Tagesgeschäft routinierter und professioneller wird. Auch große Hilfswerke bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Die Nähe zum Spender und das damit verbundene Verantwortungsgefühl schwinden, was angesichts der täglichen Flut an Zahlungsein- und ausgängen sicher verständlich ist. Manchmal kocht dann kurz die Empörung hoch, wenn beispielsweise die Zeitung mit den vier Großbuchstaben wieder einmal verkündet, was die Chefs großer Hilfsorganisationen so verdienen. Die solchermaßen Gescholtenen wiederum verstehen die ganze Aufregung nicht, denn für sie sind High-Level-Gehälter eine völlig normale Sache…

Gänzlich in Misskredit geraten Hilfsorganisationen schließlich, wenn sie Dinge tun, die zumindest vordergründig den eigenen Zielen und Werten widersprechen. So erging es beispielsweise den Organisationen Amnesty International und UNRWA ebenso wie den Tierschützern von PETA und sogar unverschuldet einigen sächsischen Tafel-Initiativen.

Angesichts solcher Negativnachrichten, sollte man allerdings auch nicht vergessen, dass große Hilfsorganisationen viel Gutes tun und bestimmte Projekte nur deshalb stemmen können, weil sie eben so groß sind.

Bitte beachten Sie, dass dieser Text rein journalistischer Natur ist und keinerlei Rechtsberatung darstellt.

Donky, am 08.04.2024
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