Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
Die Versorgung Schwerstkranker im gewohnten Umfeld funktioniert durch Palliative Care Teams. Diese spezialisierte ambulante Palliativversorgung muss aber finanziert werden.Palliative Care Teams zur Versorgung Schwerstkranker - Menschenwürdig leben bis zum Tod
In Deutschland gibt es Palliativstationen und Hospize. Wenn aber ein sterbenskranker Patient zuhause versorgt werden möchte, wird es sehr schwierig. Zwar gibt es die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, aber es existieren viel zu wenig Teams, die sich dieser Aufgabe annehmen.
Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GK-WSG)
Die Rechtsgrundlage für die spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG), welches am 1. April 2007 in Kraft trat. Mit diesem Gesetz wurde der Rechtsanspruch auf häusliche Versorgung Sterbenskranker zwar gesetzlich verankert, allerdings mangelt es bis heute an der Umsetzung durch die Krankenkassen. Immerhin kostet ein Palliative Care Team etwa 500.000 Euro im Jahr und es würden über 300 Teams benötigt, um den Bedarf zumindest annähernd decken zu können. Unter der nicht funktionierenden Umsetzung leiden zumeist betroffene Kinder, denn es existieren zur Zeit lediglich elf Teams, die sich auf Kinder spezialisiert haben.
Problem: Föderales System
Der Gesetzgeber mag zwar die Voraussetzungen für eine flächendeckende Versorgung geschaffen haben. Allerdings gibt es in der Bundesrepublik ein föderales System, so dass jedes Bundesland gemeinsam mit den Krankenkassen selbst für die Umsetzung zuständig ist. Aus diesem Grund gibt es gravierende Unterschiede bei der Versorgung mit der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. In einigen Bundesländern existieren bereits zahlreiche Palliative Care Teams, in anderen herrscht noch immer ein Mangel an entsprechenden Teams und Verträgen.
Palliative Care Team
Ein solches Team setzt sich aus einem Arzt mit einer Zusatzausbildung in Palliativmedizin sowie einer Pflegekraft mit einer Weiterbildung in Palliativversorgung zusammen. Zudem können die Teams durch einen Psychologen, einen Sozialarbeiter, einen Physiotherapeuten und einen Seelsorger ergänzt werden. Der jeweilige Hausarzt des Patienten ist in der Regel in das Team integriert. Durch diese Zusammensetzung des Palliative Care Teams soll eine lückenlose Versorgung von schwerst- und sterbenskranken Patienten zuhause gewährleistet werden, die nicht im Krankenhaus oder Hospiz bleiben möchten.
Erschwerte Bedingungen für Palliativ-Pflegekräfte
Innerhalb der Palliative Care Teams sind vor allem die Pflegekräfte oft in einer sehr schwierigen Situation. Trotz einer speziellen Ausbildung in Palliativ-Pflege und Schmerztherapie sowie dem direkten Kontakt mit den Betroffenen sind sie vor allem bei der Abgabe von Medikamenten stets auf die Verordnung durch den behandelnden Arzt abhängig. Sie dürfen auch in einem akuten Notfall nicht selbst ein Medikament verabreichen, sondern der Hausarzt muss dies genehmigen. In vielen Fällen ist er aber nicht sofort verfügbar, so dass der Patient Schmerzen erdulden muss, die durch ein erlaubtes, eigenständiges Handeln der Pflegekraft eigentlich nicht notwendig wäre.
Informationen zur Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung
Viele schwerst- oder sterbenskranke Patienten wissen gar nicht, dass sie die Möglichkeit einer ambulanten Palliativversorgung in den eigenen vier Wänden haben oder scheuen den bürokratischen Aufwand. Deshalb gibt es im Internet zahlreiche Seiten, die Informationen zum Thema Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung bereitstellen. So bietet beispielsweise das Palliativ-Portal einen Überblick über die einzelnen Palliativ Care Teams, die in den einzelnen Bundesländern existieren. Auch die Interessengemeinschaft Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung hat sich zum Ziel gesetzt, Betroffene zu informieren. Wertvolle Informationen bieten aber auch der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin.
Versorgungssituation in Deutschland nicht ausreichend
Obwohl die Bundesrepublik Deutschland ein sehr gut organisiertes Gesundheitssystem vorweisen kann und die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind, ist die Situation für viele schwerst- und sterbenskranke Patienten, die nicht in einer Klinik oder einem Hospiz bleiben möchten, noch immer sehr unbefriedigend. Da viele Krankenkassen nur wenig Engagement zeigen, die Situation zu verbessern, bemühen sich viele Hausärzte, Palliative Care Teams zu installieren. Dafür müssen sie häufig zunächst ihr Privatvermögen zur Verfügung stellen oder sogar Kredite aufnehmen, da die Krankenkassen erst zeitversetzt zur Zahlung der notwendigen Kosten bereit sind. Über diese Zustände gibt es inzwischen eine zunehmende Medienberichterstattung.
Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt oder eine Beratungsstelle - nicht ersetzen kann.
Bildquelle:
EmbryoScope am Kinderwunschzentrum Ulm
(Schwanger werden! Interview mit dem Leiter des Kinderwunschzentrums...)