Immer wieder Ärger über die Spritpreise

Wenn man sich die Entwicklung der Spritpreise anschaut, kann man sich als Autofahrer eigentlich nur noch ärgern. In diesem Beitrag soll es allerdings nicht darum gehen, wie man sich am besten über die Politik der Mineralölkonzerne sowie die hohen Steuern auf Benzin und Diesel ärgern kann.

Vielmehr soll aufgezeigt werden, welchen Teil man selber dazu beitragen kann, die Kosten in diesem Bereich zu reduzieren. Dies setzt freilich voraus, dass man bereit ist, sein Fahrverhalten im Hinblick auf einen sparsamen Verbrauch anzupassen.

Egal ob ein Auto mit Benzin (Ottokraftstoff, Normalbenzin, Super) oder Diesel zu tanken hat, die Fahrweise entscheidet jeweils über den Verbrauch. Allerdings bestehen dabei gewisse Unterschiede. So können Dieselmotoren mit einer geringeren Drehzahl gefahren werden als Ottomotoren und verbrauchen insgesamt weniger Kraftstoff.

(Das Fahren mit Elektro- oder Hybrid-Autos wird in diesem Beitrag nicht thematisiert.)

Jedoch kann man nicht nur über die Tankrechnung sehr viel Geld bei der Nutzung seines Fahrzeuges sparen!

Einige physikalische Aspekte

Bevor ich die konkretem Tipps zum Sprit sparenden Fahren nenne, möchte ich zunächst auf einige physikalische Aspekte eingehen. 

In der Physik unterscheidet man verschiedene Formen von Energie, darunter potenzielle, kinetische, chemische und thermische Energie. Beim Auto wird die chemische Energie des Treibstoffs in die kinetische Energie (Bewegungsenergie) des Motors und des Fahrzeugs insgesamt umgewandelt. Dabei entsteht zwangsläufig auch Wärme, die allerdings nur teilweise genutzt werden kann. Der Motor muss zunächst auch auf eine bestimmte Betriebstemperatur kommen. Bis diese erreicht ist, wird zunächst mehr Treibstoff verbraucht.

Daneben verfügt ein Fahrzeug auch über potenzielle Energie (Lageenergie), wenn es sich auf einem erhöhten Standort befindet. Das Lösen der Bremse kann bewirken, dass diese potenzielle Energie in kinetische Energie umgewandelt wird, indem das Auto bergab rollt.

Je größer eine Masse eines Körpers (je mehr Teilchen bewegt werden müssen), desto größer ist auch die Energie, um einen Körper in gleicher Weise bewegen zu können.

Bei der Bewegung des Autos ist zudem zu berücksichtigen, dass diese Bewegung nicht im luftleeren Raum stattfindet. Daher ist auch mit dem Luftwiderstand zu rechnen, der mit zunehmender Geschwindigkeit immer stärker in Erscheinung tritt. Allerdings sind die meisten Fahrzeuge heutzutage im Hinblick auf einen möglichst geringen Luftwiderstand (Strömungswiderstandskoeffizient, CW-Wert) optimiert.

Physikalisch betrachtet geht Energie niemals verloren, sondern wird immer nur umgewandelt, weitergeleitet, abgestrahlt usw. Aus meiner praktischen Sicht als Autofahrer kann die im Sprit gespeicherte Energie allerdings durchaus nutzlos verloren gehen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn ich unvermittelt bremsen und dann wieder beschleunigen muss. Damit verbrauche ich mehr Sprit als ohne dieses Bremsmanöver. Ideal wäre, wenn ich immer genauso viel Gas geben könnte, dass sich das Auto ohne weiteres Bremsen genau bis zu dem Punkt bewegt, an dem ich letztlich anhalten möchte. Vorausschauende Nutzung des Autos hilft, diesen "Energieverlust" so gering wie möglich zu halten!

Jegliche Energie, die ich am Auto nutze, bedeutet einen vorherigen Einsatz von chemischer Energie in Form von getanktem Treibstoff. Daher bedeutet der Betrieb von Heizung, Klimaanlage usw. immer auch den "Verbrauch" von Energie!

Konkrete Tipps zum Sprit sparenden Fahren

Die folgenden konkreten Tipps sind größtenteils das Ergebnis meiner langjährigen Erfahrung als Autofahrer. Dabei möchte ich auch dazu anregen, dass jeder selbst ausprobiert, mit welcher Fahrweise er am meisten spart. Beispielsweise verbraucht man je nach Bauart (Motor, Getriebe) in einem anderen Drehzahl- und Geschwindigkeitsbereich besonders wenig oder viel Sprit.

Der richtige Zeitpunkt: Wer dies frei entscheiden kann, sollte sich überlegen, zu welchen Zeiten er mit dem Auto unterwegs ist. Wenn man bedenkt, dass häufiges Beschleunigen und Abbremsen einen besonders hohen Verbrauch nach sich zieht, sollte man insbesondere den Stop&Go-Verkehr in der Stadt sowie auf hochfrequentierten Autobahnen am frühen Morgen und gegen Feierabend meiden. Wer bestimmte Strecken besonders häufig fährt, weiß sicherlich, zu welchen Zeiten man diese Strecke besonders schnell und ohne Staus zurücklegt.

Vorausschauendes Fahren: Unnötige Bremsmanöver zu vermeiden, hilft eine vorausschauende Betrachtung der Verkehrssituation. Welche vor mir fahrenden Verkehrsteilnehmer wie etwa Radfahrer oder Traktoren werden mich in Kürze dazu zwingen, langsamer zu fahren? Wann wird die vor einem liegende Ampel vermutlich auf Rot schalten? Wenn man eine zu fahrende Strecke sehr gut kennt, hat man es üblicherweise gut im Gefühl, ab wann man das Gas wegnehmen kann, um langsam an die rote Ampel heranzurollen.

Überlegtes Überholen: Gerade beim Überholen ist häufig starkes Beschleunigen und nachfolgendes Abbremsen erforderlich. Insbesondere bei dichtem Verkehr (Feierabendverkehr) sollte man sich gut überlegen, ob man unbedingt überholen muss. Wissenschaftliche Studien zeigen übrigens, dass Überholen auf Landstraßen keinen wesentlichen Zeitvorteil zur Folge hat.

Fahren mit niedriger Drehzahl: Der Verbrauch ist am geringsten bei einer möglichst geringen Drehzahl. Als optimal kann bei Benzinmotoren eine Drehzahl von knapp 2000, bei Dieselmotoren von knapp 1500 Umdrehungen pro Minute angesehen werden. Bei geringer Belastung (ebene oder leicht abschüssige Strecke) darf dieser Wert auch noch niedriger liegen. Allerdings sollte man sich vorab bei seiner Werkstatt erkundigen, in welchem Drehzahlbereich man sein Auto fahren kann, ohne den Motor zu schädigen!

Fahren mit moderater Geschwindigkeit: Aus den Aussagen zu Drehzahl lassen sich auch Hinweise für eine optimale Geschwindigkeit ableiten. Ein besonders geringer Verbrauch lässt sich bei etwa 70 bis 90 km/h im 5. Gang erreichen. Aber auch im Stadtverkehr kann man auf ebener Strecke mit 50 km/h im 4. Gang noch recht sparsam fahren. Allerdings hängt die optimale Geschwindigkeit auch vom Fahrzeugtyp und z.B. dem Übersetzungsverhältnis in dem jeweiligen Gang ab. Ich habe diesbezüglich selbst bei unterschiedlichen Modellen desselben Herstellers deutliche Unterschiede feststellen können.

Kurzstrecken meiden: Ein kalter Motor verbraucht mehr Treibstoff als ein warmgelaufener Motor. Daher sollte man insbesondere unnötige Kurzstrecken meiden und stattdessen verschiedene Wege kombinieren oder ganz auf das Auto verzichten und solche Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Damit schont man nicht nur seine Brieftasche und die Umwelt, sondern tut zudem auch etwas für seine Gesundheit.

Motorbremse vs. Leerlauf: In einschlägigen Empfehlungen wird häufig dazu geraten, die sogenannte Motorbremse zu verwenden und das Fahrzeug auf keinen Fall im Leerlauf rollen zu lassen. Aus eigener Erfahrung muss ich feststellen, dass diese Empfehlung nicht pauschal gültig ist. Moderne Fahrzeuge bieten tatsächlich eine automatische Abschaltung der Benzinzufuhr, wenn man das Gas weg nimmt, den Gang aber drinnen lässt und nicht die Kupplung tritt (= Motorbremse). Auf diese Weise spart man Benzin und schont gleichzeitig die eigentlichen Bremsen des Wagens. Allerdings tritt diese automatische Abschaltung der Benzinzufuhr nicht sofort in Kraft, wenn man den Fuß vom Gashebel nimmt. Man hat dann möglicherweise immer noch einen Verbrauch von 2 bis 3 Litern pro 100 Kilometern, während der Verbrauch im Leerlauf eher bei 0.5 bis 2 Litern liegt. Die Motorbremse ist eher zu empfehlen bei starkem Gefälle und Bremserfordernis. Das Fahren im Leerlauf ist dagegen sinnvoll, wenn kein unmittelbares Bremserfordernis besteht und die aktuelle Geschwindigkeit möglichst lange gehalten werden soll.

Lernen mit Hilfe des Bordcomputers: Moderne Fahrzeuge bieten dem Fahrer anhand eines Bordcomputers Informationen z.B. zum durchschnittlichen und aktuellen Verbrauch. Insbesondere, wenn man sich immer den aktuellen Verbrauch anzeigen lässt, erhält man eine unmittelbare Rückmeldung zu seinem Fahrverhalten, die sehr hilfreich sein kann. Allerdings sollte man sich auf die Angaben des Bordcomputers nicht hundertprozentig verlassen. Bei meinem eigenen Auto habe ich feststellen müssen, dass zwischen durchschnittlichem Verbrauch laut Bordcomputer und dem tatsächlichen Verbrauch (getankte Menge an Benzin relativ zur gefahrenen Strecke) eine erhebliche Abweichung besteht.

Den CW-Wert optimieren: Wer Sprit sparen möchte sollte auch darauf achten, dass der Luftwiderstand des Fahrzeugs nicht unnötig erhöht wird. Soweit sie nicht benötigt werden, sollten Gepäckträger auf dem Dach oder am Heck entfernt werden. Auch weit geöffnete Seitenfenster können den Luftwiderstand erhöhen.

Fahrgemeinschaften bilden: Die Fahrtkosten lassen sich noch einmal sehr deutlich reduzieren, wenn man die Kosten für eine gefahrene Strecke auf zwei oder mehr Personen aufteilen kann.

Die Auswahl des richtigen Autos

Bei der Auswahl des Autos scheint zumindest für viele deutsche Autofahrer nicht unbedingt Sparsamkeit im Vordergrund zu stehen. Allerdings kann man auch einige Merkmale des Autos zu beachten, die ein Sprit sparendes Fahren begünstigen.

Folgende Merkmale führen zwangsläufig zu einem höheren Verbrauch:

  • hohes Eigengewicht
  • großer Hubraum
  • Automatikgetriebe
  • ungünstiger CW-Wert (z.B. kastenförmige Bauweise).

Wenn man sich dafür entscheidet, ein möglichst sparsames Model zu kaufen, sollte man übrigens nur die Verbrauchsangaben des Herstellers, sondern auch auf Erfahrungsberichte in unabhängigen Verbraucherportalen und Testberichte von Automobilclubs beachten!

In einem aktuellen Artikel bei SPIEGEL ONLINE werden 15 Autos vorgestellt, die besonders sparsam sein sollen: 

 

Hohe Spritpreise: 15 Autos gegen den Benzin-Irrsinn


Weitere Möglichkeiten des Geld sparens beim Autofahren

Bei den aktuellen Preisen für Benzin und Diesel spart man zwischen 1.50 und 1.70 Euro auf 100 Kilometern, wenn man es schafft, den Verbrauch um etwa einen Liter zu reduzieren. Es gibt allerdings noch weitaus wichtigere Punkte als den Benzinverbrauch, wenn es darum geht, beim Autofahren Geld zu sparen.

Da wären zum einen die Kosten für das Parken. Im Zentrum von Großstädten oder auch in gut vermarkteten touristischen Zonen wird man eine Parkgebühr leider selten vermeiden können. In kleineren Städten sowie Randgebieten von Großstädten finden sich allerdings meist auch kostenlose Parkmöglichkeiten. Hier kann man sparen, wenn man bereit ist, einen gewissen Weg zum eigentlichen Ziel zu Fuß zurückzulegen.

Der wichtigste Kostenfaktor dürfte aber für manchen Fahrer das Einhalten bzw. Nichteinhalten von Verkehrsregeln sein. Hat man über einen langen Zeitraum durch geringen Verbrauch zunächst ein bisschen Geld eingespart, so ist in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit ein Vielfaches davon futsch, wenn man mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit geblitzt oder beim Parken auf einem Behindertenparkplatz erwischt wird.

Einige Beispiele aus dem aktuellen Bußgeldkatalog (Stand April 2012):

  • Geschwindigkeitsüberschreitung innerorts um 16 bis 20 km/h: 35 Euro
  • Geschwindikgeitsüberschreitung außerorts um 16 bis 20 km/h: 30 Euro
  • Telefonieren mit dem Handy während der Fahrt: 40 Euro
  • Ampel bei Rot überfahren (weniger als 1 Sekunde Rot, ohne Gefährdung anderer): 90 Euro
  • Bei grünem Pfeil vor dem Rechtsabbiegen nicht angehalten: 70 Euro

Bei meinen Beobachtungen anderer Verkehrsteilnehmer muss ich z.B. immer wieder beobachten, dass viele Autofahrer während der Fahrt und offensichtlich ohne Angst vor Entdeckung das Handy benutzen. Wer ständig Knöllchen und Bußgeldbescheide infolge solchen Fehlverhaltens sammelt, der muss sich allerdings vorhalten lassen, dass es ihm mit dem Geld sparen nicht so ganz wichtig ist.  

Nicht zu vernachlässigen: Der Spaß beim Autofahren

Der Fokus dieses Beitrags liegt auf einer möglichst sparsamen Fahrweise. Allerdings besteht der Zweck des Autofahrens nicht allein darin, möglichst sparsam von A nach B zu gelangen.

Für viele Autofahrer ist das Fahren auch ein wichtiger Spaßfaktor. Dies geht häufig mit einer etwas schnelleren und sportlichen Fahrweise einher, bei der auch etwas mehr Sprit verbraucht wird. Auch dies sei genehmigt! Dabei muss letztlich jeder seine eigenen Prioritäten setzen.

Aber auch, wenn es häufig in erster Linie darum geht, von A nach B zu gelangen, ist es wichtig, die Fahrt so zu gestalten, dass z.B. ein entspanntes Fahren möglich ist:

 

Tipps für ein entspanntes Reisen mit dem Auto

 

Für mich ist es eine Art Sport geworden, einen möglichst geringen Verbrauch zu erzielen und damit auch deutlich unter den Angaben des Herstellers zu liegen. Ich möchte aber auch entspannt unterwegs sein und einfach auch mal die Landschaft genießen, an der ich vorbei fahre.

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