Standing ovations für Gitte in Eckernförde
Die Stadthalle ist bis auf wenige freie Restplätze ausverkauft und die Generation der Sixties ist komplett versammeltGitte Haenning überzeugt mit Können und viel Humor (Bild: Agentur Charis)
Alles beginnt mit "Lampenfieber"
"Sechs Uhr zehn - in kaum zwei Stunden treff' ich ihn, kein Glanz im Haar nichts anzuziehen.
Und er soll doch meine beste Seite sehn, heute Abend will ich ganz sicher geh'n. Flimmerndes Herz - ich spür es kribbeln in dir drin. Flimmerndes Herz - du flatterst wie ein Schmetterling. Und ich hab Lampenfieber, Lampenfieber..." - das Konzert beginnt und man mag Gitte Hænning sogar glauben, dass sie noch Lampenfieber hat, nach all den Jahren. In sechs Tagen, am 29. Juni, wird sie 70 Jahre alt. Und steht seit ihrem achten Lebensjahr auf der Bühne. Schon beim ersten Lied wird im Publikum mitgesungen. Denn Gitte ist - ob sie es will, oder nicht - für alle Teil der eigenen Biografie, Teil der eigenen Geschichte.
"Eckernförde: Ich weiß nicht, ob ich schon mal hier war..."
"Eckernförde: Ich weiß nicht, ob ich schon mal hier war. Es gibt so schönen Strand hier!" Ja und genug der Komplimente, nun möchte sie ihr Publikum auf eine schöne Retroreise mitnehmen. "Erstmal kommt ein schwedisches Lied dran, das werden Sie nicht verstehen, aber ich habe immer ein schwedisches Lied dabei!" Dann geht es in rascher Folge weiter: "Tanz im Wind", "Liebster, Allerliebster", "Salz in der Luft" ("Ich bin ja von der Nordsee gekommen!" sagt sie lachend dazu). Manchmal bleibt auch nur eine Zeile im Gedächtnis wie zum Beispiel "Ich hab' Dich gesucht 2000 Jahre!". Die ewige Reise des Lebens findet sich in dem Song "Heimatlos melancholisch": "Zu Hause ist nur tief in mir drin" heißt es da und es fällt leicht, zu verstehen, dass so eine kreative Künstlerin, die viel unterwegs ist, den Begriff Heimat auf diese Weise erlebt.
Die Tournee "All by myself" ist eine musikalische Reise mit Gitte
Die Agentur Charis stellt Gittes neue Tournee vor: "Mit 'All by myself' begibt sich Gitte auf eine musikalische Reise quer durch die verschiedenen Genres ihrer langjährigen Karriere, mit vielen wunderbaren Hits für die Jetztzeit und neuen starken Songs für die Zukunft. Ihre großartige Band garantiert die perfekte Begleitung für das ambitionierte Programm mit vielen Neubearbeitungen bekannter Songs und anderen Lieblingsliedern der Künstlerin. In ihren Konzerten beweist Gitte eindrucksvoll wie zeitlos ihre Songs sind, die in ihrem Wesen immer an das Wesentliche appellieren. Egal ob witzig, ironisch, stark oder melancholisch, es ist - wie die Amerikaner sagen -immer 'the real thing'." Gegen Ende der "Ersten Halbzeit" (die wenigen Herren im Publikum wissen, was ich meine) stellt Gitte ihre Band vor. Friedemann Matzeit: Piano und Saxophon,
Benedikt Reidenbach: Gitarre, Thomas Alkier: Schlagzeug und Oliver Potratz: Bass. Kurz versucht Gitte nun, das Publikum mit "Morphobiologischen Frequenzen" vertraut zu machen, dann geht sie aber doch lieber weiter zu ihrem sehr beliebten Lied "Ich will alles!" - "Und was mich kaputt macht
nehm' ich nicht mehr hin..." singt sie da und vielleicht spürt sie das heute ganz besonders nach der Zwangspause.
Sentimental Journey - der zweite Teil des Abends
"Wir begeben uns nun auf eine Sentimental Journey..." - der zweite Teil des Abends hat dann später vorwiegend englische Titel. Da hört man zunächst ein klassisches Swing-Medley und Gitte kommt wieder ganz schnell in Fahrt. "Früher haben wir die Pop-Stücke verjazzt, heute verpoppen wir die Jazz-Stücke!" - Gelächter im Saal. Ja, früher war halt alles anders: "Man musste lange warten auf die, das Technik - der, die das, können Sie selber verteilen!" Gitte nimmt sich mit Freude selber auf die Schippe. Ganz besonders mit der ersten Zugabe, einer Nummer, die auf keinem Konzert fehlen darf: "Ich will 'nen Cowboy als Mann!" Die vier Herren kommen mit Cowboyhüten wieder auf die Bühne und jeder weiß, was nun kommt. Aber auch hier zeigt die Sängerin Klasse, denn dieses Lied wird auch immer mal wieder spielerisch variiert. Aber die Titelzeile sing sie mit superstarker Stimme. Die hat sie 1963 noch nicht, als die meisten Zuhörer sie zum ersten Mal wahrnehmen. "Meine Güte! Das ist ja ein ganzes Leben! So lange Zeit, unglaublich. Und Sie können sich noch erinnern...". Da freut sich natürlich alles und die zweite Zugabe können dann auch alle mitsingen: "Blowing in the wind, und das ist heute wieder ganz aktuell!" Ja und dann ist alles gesagt und eigentlich ist Schluss, aber das Publikum gibt noch nicht auf und so hört es einen allerletzten Song. "Den singe ich Ihnen hier zum ersten und letzten Mal im Leben: ...We're alone now and I'm singing this song for you!"
Bildquelle:
Donnaya
(Gothic, Mittelalter, Dark Metal - Musik außerhalb des Mainstreams)