1964 war es so weit: In den USA produzierte der Fernsehsender NBC den Pilotfilm einer Serie, die die Science-Fiction verändern und einen Kult lostreten sollte, der auch fast 50 Jahre später immer noch aktuell ist: "Star Trek" mit dem deutschen Titel "Raumschiff Enterprise". Dieser Serie folgten 4 weitere Serien und bislang elf Kinofilme, ein zwölfter ist in Planung. Dieser Artikel möchte die Serie "Raumschiff Enterprise" vorstellen und ein wenig über die Folgen dieser Serie in der Realität erzählen.

Die Geschichte von Star Trek

Erdacht wurde "Star Trek" von Gene Roddenberry. Der amerikanische Anhänger des Humanismus und Science-Fiction-Fan war mit den Science-Fiction-Filmen seiner Zeit unzufrieden: Sie seien zu eintönig, erzählten immer gleiche Invasionsgeschichten mit bösen Außerirdischen und guten Menschen, viel zu viel Schwarz-Weiß-Malerei. Roddenberry wollte etwas Neues erschaffen. Und mit "Star Trek" gelang ihm eine Art Reform der Science-Fiction - allerdings nur gegen Widerstände.

So war der Pilotfilm den Verantwortlichen des Fernsehsender NBC zu kopflastig. Die Zuschauer wollten Action sehen, Kämpfe zwischen Menschen und Außerirdischen. Außerdem war eine Frau der Erste Offizier - eine Frau in einer leitenden Position war damals undenkbar im Fernsehen. Auch Mr. Spock, der Außerirdische mit den spitzen Ohren, war den Produzenten ein Dorn im Auge. Sein Äußeres sei zu satanisch. Doch in diesem Punkt konnte sich Roddenberry durch und so konnte der spitzohrige Vulkanier in der Serie bleiben.

Die Serie startete am 8. September 1966 im amerikanischen Fersehen. Doch "Star Trek" war nicht von Anfang an ein Erfolg. Die Einschaltquoten der ersten Staffel waren so gering, dass die Serie eingestellt werden sollte. Schließlich wurde eine Fortsetzung durchgesetzt, doch der Sendetermin wurde auf einen schlechteren Zeitpunkt gelegt: noch schlechtere Einschaltquoten waren abzusehen.

Wie erwartet verbesserten sich die Einschaltquoten nicht. Der Serie drohte die Absetzung. Nur unter Protesten war eine dritte Staffel möglich, doch das Budget wurde gekürzt. Mit der dritten Staffel war dann Schluss. Bei der Erstausstrahlung war der Erfolg der Serie also mäßig. Dass "Star Trek" einige Jahre später enorm an Popularität gewann, ist wohl unter anderem der Mondlandung 1969 zu verdanken. Die anfangs erfolglose Serie wurde auch international zu einem großen Erfolg und heute kennt jedes Kind die Namen Captain Kirk und Mr. Spock.

Das Raumschiff und seine Crew

Wie bereits erwähnt sollte sich Roddenberrys "Star Trek" von dem Science-Fiction-Allerlei seiner Zeit abheben. Das ist bereits an dem Raumschiff, der USS Enterprise, erkennbar. Zwar mit starken Waffen ausgerüstet, handelt es sich doch um ein Forschungsschiff, das in friedlicher Mission unterwegs ist. Die Waffen dienen nur der Verteidigung. Und häufig werden Konflikte ganz ohne Waffeneinsatz ausgetragen: durch Diplomatie, Verständnis und Kompromisse.

Die Geschichten werden aus der Sicht der kommandierenden Offiziere erzählt. Viele wichtige Ereignisse spielen sich auf der Kommandobrücke ab. Der Zuschauer erlebt hautnah die Konfliktsituationen und die Entscheidungen der Offiziere und des Kapitäns. Aufgaben sind klar verteilt; die Kommandostruktur erinnert ans Militär, ohne dass es sich wirklich um Militär handelt. Was aber auch logisch ist: in gefährlichen Situationen sind demokratische Entscheidungen nicht unbedingt angebracht.

Die wichtigsten Besatzungmitglieder der Enterprise ist das Triumvirat um Captain Kirk, bestehend aus ihm selbst, seinem ersten Offizier Mr. Spock und dem Schiffsarzt Dr. McCoy. Vor allem der sehr emotionale McCoy und der durch Logik gesteuerte Spock liefern sich immer wieder Wortgefechte und bieten dem Captain so verschiedene Entscheidungsalternativen.

Die anderen Figuren spielen keine so wichtige Rolle, sind aber dennoch nicht von der Brücke der Enterprise wegzudenken: Scotty,der Chefingenieur, ist ein leicht skuriler Schotte, der den Maschinenraum und das Raumschiff über alles liebt. Der Japaner Sulu steuert das Raumschiff, der Russe Chekov ist für die Waffen und die Sicherheit an Bord zuständig. Besonders ungewöhnlich war zur damaligen Zeit Lt. Uhura, eine schwarze Frau auf der Kommandobrücke. Sie spielt zwar nur eine untergeordnete Rolle, aber dennoch darf sie als eine Art Pionierin betrachtet werden, denn letztendlich ist sie eine Frau in einer Position in der Kommandozentrale eines riesigen Raumschiffs.

Das Star-Trek-Universum

Bei "Star Trek" ist das Weltallvoller Leben und nicht der lebensleere Raum, den wir heute erblicken. Es gibt jede Menge bewohnbarer Planeten, viele verschiedene Völker, die unterschiedliche Charaktereigenschaften haben, und natürlich gibt es politische Aktivitäten.

Die Enterprise fliegt für die Vereinte Föderation der Planeten, ein Planetenbund, in dem sich viele Welten zusammengeschlossen haben, um zu forschen und zu kolonisieren. Sie werden dabei nicht von Gewinn- und Machtstreben angetrieben, sondern nehmen dabei Rücksicht auf andere Zivilisationen. Gegründet wurde die Föderation von den Menschen, die der dritte Weltkrieg nahe an den Abgrund geführt hat, und den Vulkaniern, die ihre Gefühle unterdrücken und sich von der Logik steuern lassen. Das Hauptziel der Föderation ist die friedliche Erforschung des Alls.

Doch nicht alle Völker sind so friedlich: Die Klingonen bspw. sind in der Originalserie der dunkle Gegenpart der Föderation und müssen oft als Feind herhalten. Einen richtigen Charakter erhält dieses kriegerische Volk erst in der Nachfolgeserie "The Next Generation". Ein langer Krieg zwischen der Föderation und den Klingonen ist zu Ende gegangen und im Moment befinden sich die beiden Reiche in einem Kalten Krieg. Die Feindschaft wird nur selten offen ausgetragen.

Ein weiteres wichtiges Volk sind die Romulaner, die eine sehr streng militärisch organisierte Gesellschaftsstruktur haben. Auch sie bekommen erst in den nächsten Serien mehr Charakter und müssen oft als Feind herhalten. Beide Völker, die Klingonen und Romulaner, verbindet eine Allianz, in der sie unter anderem Technologie austauschen. Deswegen haben die Raumschiffe beider Völker eine Tarntechnik, die sie unsichtbar macht - allerdings nur, solange sie ihre Waffen nicht einsetzen.

Zusätzlich tauchen immer wieder "kleine" Völker auf, die in bestimmten Folgen eine Rolle spielen und nie näher beleuchtet werden.

Welche Geschichten werden erzählt?

"Star Trek" erzählt von der ersten Serie an sehr unterschiedliche Geschichten. Mal sind sie actionreich, dann wieder sehr ruhig. Einige sind sehr lustig, andere sind traurig. Es geht um Politik und Gefühle, um Krieg und Frieden. Die Geschichten der ersten Serie muten manchmal etwas naiv und einfach an, aber es sind immer noch wahre Meisterwerke dabei.

So die Geschichte in der Folge "Griff in die Geschichte", die das Thema Frieden mal ein wenig anders beleuchtet. Dr. McCoy gerät in die Vergangenheit und ändert die Zukunft, indem er einer Frau das Leben rettet. Dies löscht die gesamte Zukunft aus. Denn diese Frau ist eine Friedensaktivistin, die den Zweiten Weltkrieg verhindert hat. Wäre sie gestorben, hätte der Krieg nicht vermieden werden können. Was ist schlecht daran? Diese Friedensphase haben die Nazis zur Entwicklung der Atombombe genutzt. Ob das nun ein realistisches Szenario hätte sein können oder nicht, spielt keine Rolle. Die Geschichte selbst hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, der zum Nachdenken anregt.

Ganz anders die Folge "Kennen Sie Tribbles?" Auf einer Raumstation treibt ein Tribble-Verkäufer sein Unwesen. Tribbles sind kleine pelzige Wesen, die von Menschen nicht nur als sehr süß empfunden werden, sondern zudem noch einen mehr als gesunden Appetit haben und sich wahnsinnig schnell vermehren. Praktisch, dass die Raumstation gerade Unmengen besonderen Getreides an Bord hat - das einzige Getreide, das auf Sherman's Planet wächst. Doch die Klingonen möchten dieses Korn auch haben, wird der Planet doch demjenigen zugesprochen, der die wichtigste Entwicklungshilfe leistet. Eine brenzlige Situation: das umkämpfte Getreide und gleichzeitig die fress- und vermehrungsfreudigen Tribbles. Es ist leicht vorzustellen, dass diese Folge als die lustigste der alten Serie gilt.

In "Der erste Krieg" geht es wieder um Krieg und Frieden. Die Klingonen haben einer Zivilisation hoch entwickelte Waffen gegeben.  Die Föderation unterstützt deren Feinde. Und schließlich sieht Kirk nur eine Möglichkeit: auch er muss seinen Verbündeten auf dieser Welt moderne Waffen überlassen. Er bezeichnet sie als "Schlangen für den Garten Eden", werden sie doch wahrscheinlich dieser Zivilisation einen ersten grausamen Krieg bringen.

Lustiger ist wieder eine Folge, in der die Enterprise in die 70er Jahre kommt und dort für allerlei Verwirrung sorgt, indem mehrere Soldaten aus Versehen an Bord geholt werden. Und natürlich muss die Enterprise wieder in die Zukunft zurück, die Soldaten zurück in ihre Zeit bringen, ohne dabei die Zukunft zu verändern.

Ehtik, Moral und Tabubrüche

Was hat die Produzenten an "Star Trek" gestört?

Wie bereits erwähnt, war ihnen die Serie zu friedlich, zu intellektuell. Es geht nicht darum, Außerirdische zu vertreiben oder zu jagen. Nein, die Enterprise setzt sich für die friedliche Koexistenz ein. Es werden keine Kriege geführt, Konflikte werden oft auf diplomatischem Wege gelöst. Roddenberry zeigt eine friedliche Zukunft, in der Geld keine Rolle mehr spielt, in der die Menschen nicht mehr vom Gewinnstreben gesteuert werden. Eine Welt, in der jeder Mensch die Chance hat, etwas aus sich zu machen, eine Welt, in der ein Leben mehr zählt als Geld. Erstrebenswert, nicht wahr?

Und tatsächlich ist "Star Trek" relativ friedlich. Natürlich kommt es zu Kämpfen, aber sie sind der letzte Ausweg. Und nie geht es um die vollständige Vernichtung des Gegners. Oft gilt es nur, ein feindliches Schiff kampfunfähig zu machen unter Verlust möglichst weniger Leben.

Es tauchen auch immer wieder Themen in den Geschichten auf, die zum Nachdenken anregen. Vor allem durch den durch und durch logischen Mr. Spock werden interessante Blickwinkel auf uns Menschen und unsere Gefühle beigesteuert. So haben wir uns selbst noch nicht gesehen. Im Großen und Ganzen muss man sagen, dass "Star Trek" im Gegensatz zu vielen anderen Science-Fiction dieser Zeit von Moral und Ethik beherrscht wird.

Die Serie kann auch wahre Tabubrüche ausweisen. Der bekannteste dürfte der folgende sein: "Star Trek" zeigte den ersten Filmkuss zwischen einem weißen Mann (niemand Geringeres als der Kapitän) und einer schwarzen Frau, Lt. Uhura. Dies galt so sehr als Tabubruch, dass sich mehrere Sender in den Südstaaten weigerten, diese Folge auszustrahlen. Die Schauspieler mussten bei den Dreharbeiten darauf achten, dass sich ihre Lippen in Wirklichkeit nicht berührten.

"Star Trek" und die Realität

Man mag es kaum für möglich halten, aber "Star Trek" hatte wirklich Auswirkungen auf die Entwicklung unserer realen Welt. Viele Erfinder wurden von ihren Serienhelden inspiriert. Und auch die erstrebenswerte Zukunft, die uns hier gezeigt wird, hat Menschen dazu inspiriert, in diese Richtung zu arbeiten.

Der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking hat das folgendermaßen formuliert: "Science-Fiction wie Star Trek ist nicht nur Unterhaltung, sondern erfüllt auch einen ernsten Zweck: Sie erweitert die menschliche Vorstellungskraft." Und ist es nicht die Vorstellungskraft, die erst technische Innovationen ermöglicht? Wenn wir sie nicht hätten, würden wir immer noch auf Bäumen und in Höhlen leben.

Die gezeigte Technik ist spektakulär: aufklappbare Computer, Kommunikation über weite Strecken ohne Kabel, große Computer mit gigantischen Leistungen - wir reden von einer Zeit, in der die meisten Menschen dachten, dass sich die Computer niemals durchsetzen würden, füllten sie doch ganze Räume aus. Die Entwickler des ersten Heimcomputers, des Altair 8800, sind von "Star Trek" zu ihrer Erfindung inspiriert worden.

Martin Cooper entwickelte 1973 das erste mobile Telefon. Wie kam er wohl auf die Idee? Sein Held Captain Kirk zückte seine Kommunikator, um mit seinem Raumschiff zu sprechen. Und was sah der Zuschauer bzw. was sah er nicht? Ein Kabel! Cooper wollte so etwas auch haben, statt immer dieses blöde Kabel bei sich zu haben. Auch die heutigen PDAs sind von "Star Trek" beeinflusst, denn die Tricorder, kleine tragbare Computer und Untersuchungsgeräte sind ihre Vorbilder. Diese brachten Rob Haitani auf die Idee für die Entwicklung eines PDAs. Auch medizinische Entwicklungen wurden durch diese Serie ins Rollen gebracht.

Besonders bewegend ist die Geschichte eines schwarzen Mädchens, das voller Bewunderung gesehen hat, wie eine schwarze Frau auf der Brücke eines Raumschiffs arbeitet. Und in den 60er Jahren wurde dieses Kind dazu inspiriert, alles zu tun, um als farbige Frau in den Weltraum zu kommen. Mae C. Jemison, heute Dr. Jemison, wurde tatsächlich trotz aller Widerstände die erste farbige Astronautin. Ohne "Star Trek" hätte sie es vielleicht niemals versucht, dieses Ziel zu erreichen.

Sie sehen, dass "Star Trek" unser Leben mehr beeinflusst hat, als man es für möglich halten möchte. Erfinder, Ingenieure, Tüftler wurden von ihren Helden beeinflusst und wurden auf Ideen gebracht, auf die sie alleine möglicherweise nie gekommen wären. Und auch für gesellschaftliche Veränderungen ist die Serie mit Sicherheit verantwortlich, wurden hier doch zum ersten Mal eine internationale Besatzung (Amerikaner, Russen, Japaner, Außerirdische) auf ein Schiff gesetzt.

Zusammenfassung

Der Weltraum ist groß und jede Menge Geschichten warten darauf erzählt zu werden. Die alte Serien um Captain Kirk ist daher sehr abwechslungsreich und unterhaltsam, auch wenn man den Kulissen ihr hohes Alter natürlich ansieht. So sind die Planeten eindeutig als Pappwelten und die Raumschiffe als Modelle zu erkennen. Dennoch ist diese Serie immer noch ein Meilenstein der Science-Fiction und deswegen sehr sehenswert.

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