Das Raumschiff Voyager unter dem Kommando von Captain Janeway ist verschollen im Weltraum. Wieder einmal wollten die Produzenten von Star Trek sich etwas Neues einfallen lassen und so schickten sie dieses Mal ein Raumschiff in einen Quadranten unserer Galaxie, der weit, wirklich sehr weit, von der Heimat entfernt ist. Ganz auf sich alleine gestellt, muss die Besatzung der Voyager einen Weg nach Hause finden.

Das Szenario bietet genügend Stoff für neue Ideen und Experimente. So hat "Voyager" den Stoff, sich erheblich von den Vorgängerserien zu unterscheiden, denn Janeways Raumschiff kann sich nicht eben mal Verstärkung bei der nächsten Sternenflotten-Basis abholen.

Alleine im Weltraum

Captain Janeway, Kommandantin des Raumschiffs Voyager, möchte ihren Sicherheitschef Tuvok wieder haben. Tuvok wurde auf ein Raumschiff des Marquis eingeschleust, doch dieses Schiff ist spurlos verschwunden. Der Marquis ist eine Terrororganisation (sie selbst bezeichnen sich wahrscheinlich als "Freiheitskämpfer"), die sowohl gegen die Cardassianer als auch gegen die Föderation kämpfen.

Die Reise der Voyager, die nur als Kurzreise geplant ist, beginnt auf der Raumstation Deep Space 9. Doch während sie nach ihrem Start das gegnerische Schiff sucht, wird die Voyager von einer Energiewelle getroffen und in einen anderen Teil der Galaxie geschleudert: den Delta-Quadranten. Die Crew der Voyager ist nun ungefähr 70.000 Lichtjahre von der Heimat entfernt. Und wen finden sie hier? Das verschollene Raumschiff des Marquis, das offensichtlich auch von einer Energiewelle hierher geschleudert wurde.

Sie finden heraus, dass die Energiewelle künstlich erzeugt wurde - und zwar von einem Wesen, das von dem Volk der Okampa als "Fürsorger" bezeichnet wird. Aber die Voyager trifft auch auf eine aggressive Rasse - die Kazon. Um zu verhindern, dass die Kazon die Raumstation des Fürsorgers nach dessen Tod für ihre Zwecke missbrauchen, lässt Janeway so kurzerhand zerstören. Und beraubt ihre Besatzung um die einzige Möglichkeit, schnell nach Hause zurückzukehren.

Doch sie verspricht ihrer Crew, dass sie als Kommandantin alles tun wird, um einen Heimweg zu finden. Ihre Besatzung ist auch angewachsen, denn das Marquis-Schiff wurde bei dem Kampf gegen die Kazon zerstört und dessen Crew ist zur Voyager übergewechselt. Ein Arrangement, das nicht jedem an Bord zusagt. Aber Captain Janeway weiß, dass sie nur gemeinsam ihre Heimat wieder erreichen können. Und Gefahren lauern im Delta-Quadranten genug.

Die Charaktere an Bord der Voyager

Die Besatzung setzt sich nach dem Pilotfilm aus Mitgliedern der Sternenflotte und des Marquis zusammen, die nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen sind. Die Kommandantin Kathryn Janeway, die erste Frau, die jemals ein titelgebendes Star-Trek-Raumschiff kommandieren durfte, ist absolute Verfechterin der moralischen Ansichten der Föderation. Und diese möchte sie auch in den Delta-Quadranten tragen. Sie erwartet von ihrer Besatzung, dass sie auch hier draußen in der "Wildnis" nach diesen Richtlinien handeln.

Ihr neuer erster Offizier ist der Kommandant des zerstörten Marquis-Schiffs: Chakotay. Chakotay sieht schnell ein, dass niemand ans Ziel kommen wird, wenn sich die beiden Mannschaften weiterhin bekämpfen. Er dient ein wenig als Vermittler zwischen den beiden unterschiedlichen Besatzungen und ist Janeway treu ergeben.

Nachdem sie das Marquis-Schiff gefunden hat, kann Janeway ihren Sicherheitschef, den Vulkanier Tuvok, wieder an Bord begrüßen. Tuvok ist ganz Vulkanier und ganz Sicherheitschef. Und wie Mr. Spock seinerzeit, hat auch Tuvok seine leichten Probleme mit der menschlichen Rasse und deren Emotionen.

Harry Kim ist das Küken an Bord. Gerade frisch von der Akademie als Fähnrich an Bord, verschlägt sein Raumschiff in die endlose Weite des Alls. Ihm ist die Unerfahrenheit noch anzumerken. Zum Glück nimmt sich Tom Paris seiner an. Der ehemalige Marquis (und ehemaliger Kadett der Sternenflotte) freundet sich mit Kim an. Paris hat seine Probleme mit der Autorität Janeways, mit der Sternenflotte und mit Autoritäten an sich.

Ebenfalls nicht ganz glücklich ist Belanna Torres, eine Halbklingonin, die ebenfalls an Bord von Chakotays Schiff war. Zwar ist sie Chakotay treu ergeben, aber Janeway und die durch sie repräsentierte Sternenflotte respektiert sie weniger.

Ebenfalls an Bord ist der Holodoktor. Er ist kein Mensch, sondern ein Hologramm, der als medizinisches Notfallprogramm konzipiert war. Leider ist der richtige Arzt tot und der Doktor muss ihn ersetzen. In der nächsten Zeit muss er lernen, wie man mit Patienten umgehen muss und was es heißt, ein lebendes Wesen zu sein - ähnlich wie es bei Data von der Enterprise auch schon war.

Zwei Passagiere werden mit an Bord genommen: Neelix und seine Freundin Kes. Kes verlässt die Voyager im Lauf der Serie und ist im Großen und Ganzen eine recht farblose Figur. Neelix jedoch mischt die Voyager mit seinen unorthodoxen Ideen ordentlich auf. Er lernt die Besatzung so sehr lieben, dass er beschließt, seine neuen Freunde bis zur Erde zu begleiten. In seiner Heimat hält ihn nicht mehr viel.

Später kommt ein weiteres Besatzungmitglied hinzu: SevenOfNine. Sie ist eine ehemalige Borg-Drohne, die von der Voyager-Crew gerettet wird. Doch sie muss sich erst daran gewöhnen, wieder ein Mensch zu sein, denn ihre Assimilation geschah in ihrer Kindheit und nun ist sie eine erwachsene Frau. SevenOfNine ist einige Zeit ein Unsicherheitsfaktor an Bord der Voyager.

Geschichten und Konflikte

 Die Ausgangssituation ist wie geschaffen für Konflikte: zwei verfeindete Besatzungen, die weit weg von der Heimat zusammenarbeiten müssen. Leider wurde hier Konfliktpotential verschenkt. Natürlich gibt es Probleme, selbstverständlich gibt es einen Verräter aus den Reihen der Marquis. Aber nichtsdestotrotz hätte das Thema mehr Möglichkeiten geboten.

Ähnlich wie bereits bei "Deep Space 9" gibt es auch bei "Voyager" wieder einen Handlungsbogen, der sich durch alle sieben Staffeln zieht: die Reise nach Hause und die damit verbundenen Probleme. Anders als bei "Deep Space 9" ist es allerdings keine richtige Handlung, sondern eher ein roter Faden, der die Folgen miteinander verbindet. Die meisten Folgen sind wie bereits in den anderen Serien meistens in sich geschlossene Geschichten.

Leider muss man "Voyager" nachsagen, dass viele alte Ideen aus den Vorgängerserien recycelt wurden. Als Fan erkennt man viele Situationen wieder. Allerdings gibt es auch wieder viele neue Ideen: Tom Paris ist bspw. Fan einer alten Schwarz-Weiß-Sience-Fiction-Serie namens "Captain Proton", die er auf dem Holodeck nachstellt - natürlich in Schwarz-Weiß. Und selbstverständlich sorgt dies für lustige Situationen und Probleme.

Auch Zeitreisen sind wieder ein Thema. So beginnt eine Folge damit, dass Chakotay und Kim die auf einem Mond eingefrorene Voyager finden - die gesamte Besatzung ist tot. Sie möchten gerne die Ereignisse, die zu dieser Katastrophe geführt haben, rückgängig machen.

Ein Thema ist z.B. die Einsamkeit, die Verlorenheit in diesem weit entfernten Sektor der Galaxie. Die Sehnsucht nach der Heimat und nach den Menschen, die man dort zurückgelassen hat. So muss die Voyager ein Gebiet durchqueren, in dem nicht einmal Sterne zu sehen sind. Dort herrscht wirklich absolute Dunkelheit. Und das zerrt an den Nerven.

Aber im Delta-Quadranten leben auch alte Bekannte: Die Borg. Und wie es die alten Feinde der Föderation nun einmal an sich haben, mischen sie die Besatzung der Voyager ordentlich auf. In einer Doppelfolge namens "Skorpion" kracht es gleich richtig, denn die Voyager trifft auf Wesen, vor denen sogar die Borg Angst haben, die Spezies 8472 - wie sie von den Borg getauft wurden. Um gegen 8472 bestehen zu können, wagt Captain Janeway einen gefährlichen Schritt: eine Allianz mit den Borg.

Bewertung

"Voyager" ist eine Star-Trek-Serie mit Schönheitsfehlern. Es wurde sehr viel Konfliktpotential einfach verschenkt. Vielleicht waren die Produzenten und Drehbuchautoren einfach nicht mutig genug, aber aus dem Gegensatz Sternenflotte - Marquis hätte man mehr herausholen können als letztendlich geschehen ist.

Leider ist die Anzahl an schlicht und einfach belanglosen Folgen sehr gewachsen. Die gab es bei Star-Trek-Serien schon immer (was an der Menge an Folgen auch normal ist), aber bei "Voyager" wurden einfach zu häufig alte Ideen noch einmal neu aufbereitet, aber nicht neu genug aufbereitet. Andererseits hält die Serie auch wahre Schmuckstücke der Erzählkunst bereit, die man unbedingt kennen sollte.

Die Emanzipation hat auch Star Trek erreicht: Captain Kirk würde mit Warpgeschwindigkeit im Grabe rotieren, denn in den 60er Jahren war eine Frau als Kapitän eines Raumschiffs noch undenkbar. Bei "Voyager" ist es eingetreten: Eine Frau kommandiert das Raumschiff, das der Serie den Titel gibt. Und sie tut es mit Stil: Janeway muss sich hinter ihren männlichen Kollegen nicht verstecken. Sie ist durchaus geeignet, ihr Raumschiff und ihre Besatzung sicher nach Hause zu führen.

Einziger Kritikpunkt an der Kommandantin: sie hält zu sehr an der ersten Direktive der Föderation fest, denn im Delta-Quadranten, fernab von der Heimat, gelten andere Regeln. Und Janeway versucht verzweifelt, die Prinzipien der Föderation beizubehalten, egal was es kostet. Irgendwo verständlich, andererseits wäre es interessant geworden, wenn sich die Besatzung der Voyager weniger an ihre Föderations-Regeln geklammert hätte.

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