Ich habe dann stattdessen im Ausverkauf für 50 Euro eine neue Geige der Firma Steinbach bestellt, inklusive Bogen, Kasten und passendem neuen Kolofonium. Normalerweise kostet das um die 80 Euro und ist gerade der Bestseller Nr. 1 bei Amazon in der Rubrik Violinen.

Wie war der Anfang mit der Steinbach Geige?

Meine Steinbach finde ich süß, sie ist blau mit einem rosa Blümchen. Sie war spielfertig, das heißt dass der Steg aufgestellt war. Ich musste noch den Bogen mit Kolofonium einstreichen, aber das war nicht schwer; erst an dem einen Ende des Bogens drehen, damit sich die Haar strammer aufspannen, mit einer Nagelfeile kurz das Kolofonium etwas einritzen, und dann ungefähr 10 Minuten den Bogen durchziehen, so dass die Haare etwas davon annehmen.

Dann musste gestimmt werden, was man auch sonst vor jedem Spielen machen muss. Dazu hatte ich mir gleich ein Stimmgerät dazu bestellt, das man nur an die Gitarre klemmen muss, und dann zeigte es an, ob die Saiten richtig gestimmt sind. Entgegen meinen Befürchtungen war es im Angesicht der Geige auch nicht schwierig herauszufinden, in welche Richtung man die Wirbel drehen muss, damit die Saite strammer, gleich höher, wird. Außerdem sind sogar Feinstimmer an jeder Saite angebracht, die "langsamer" stimmen, bei denen man als nicht bei einer winzigen Drehung gleich 3 Töne höher liegt.

 

Allerdings war das Stimmen doch immer sehr nervig. Bei Benutzung der Wirbel war man superschnell zu hoch oder zu tief. Beim Drehen der Feinstimmer dauerte es dagegen sehr lange, bis sich etwas tat, und sie waren recht scharf für die Hände. Und die Geige war kurze Zeit, nach dem man den Ton halbwegs hinbekommen hatte, schon wieder verstimmt. Was davon an genau dieser Steinbach Geige lag und bei einem deutlich teureren Exemplar anders ist kann ich nicht sagen. Dass man die Wirbel sehr vorsichtig drehen muss und sich eine neues Gerät sehr schnell verstimmt, soll jedoch immer so sein.

 

Ach ja, und das Spielen. Mithilfe des sehr empfehlenswerten Buchs "Violin Basics" entlockte ich ihr dann einige Töne. Super hörte es sich auf der Steinbach-Geige natürlich nicht an, aber immerhin klang es einigermaßen nach Geige. Schon nach kurzem "spielen" hatte ich ein verkrampftes Handgelenk – was allerdings sicher nicht an dem Instrument als solchem lag, sondern daran, dass es schwer ist es richtig zu halten, ich keine Übung habe und auch fürs Geigen lernen schon ziemlich alt bin.

Was sagen Geigenspieler zu so einem Instrument?

Ein ehemalige Geigenlehrerin aus dem Bekanntenkreis fand die Aktion, erst mal so eine Billiggeige anzuschaffen, gar nicht schlecht!

 

Im Internet sagen einige, dass man es für den ersten Anfang, gerade für kleine Kinder, mal mit so einer Geige probieren kann. Es überwiegt jedoch die Auffassung, dass man mit so einer Steinbach Geige nur teures Feuerholz kauft, dass auch ein guter Geigenspieler so einem Instrument keine vernünftigen Töne entlocken kann und gerade Anfänger auf jeden Fall ein vernünftiges Instrument "ab 500 Euro nur für das Instrument" benötigen.

 

Für mich hat die Steinbach Geige übrigens ihren Zweck schon erfüllt: Ich wollte im Hinblick auf ein mögliches späteres Geigenspiel meines Sohnes einen Eindruck von so einem Instrument bekommen. Er versuchte übrigens erst gar nicht, sie normal anzufassen; ich habe den Eindruck, dass er die typische Geigenhaltung bereits als Kleinkind für männliche Wesen uncool findet – das wäre sicher auch bei einer viel teureren Geige so gewesen. Sie vor sich zu halten und als Cello zu nutzen findet er dagegen lustig.

Und mir persönlich ist klar geworden, wie das so mit einem Saiteninstrument funktioniert: Beispielsweise sind die einzelnen Töne wie beim Klavier nacheinander anzuschlagen, allerdings auf einer Saite und hintereinander statt nebeneinander. Gerechnet wird immer nur in Halbtonschritten (wenn man sie denn trifft). Und da es umständlich wäre alles auf einer Saite zu spielen gibt es mehrere nebeneinander, die immer mit einem etwas anderen Ton anfangen. Daher kann man einfache Lieder relativ bequem am äußeren Ende der Geige greifen. Bei weiteren Tönen muss man die ganze Hand weiter nach Innen schieben, das nennt sich dann Lagenwechsel.

Fazit zur Steinbach Geige für unter 100 Euro

Zum richtigen Geigenunterricht sollte man sich mit so etwas wohl eher nicht trauen. Dafür muss das Instrument viel teurer sein, man sollte sich vom Lehrer beraten lassen oder bei einem Geigenbauer ein Instrument leihen. Allerdings kostet so ein Leihinstrument in der Regel ungefähr 25 Euro – pro Monat.

 

Wer also nur einmal in Ruhe ausprobieren möchte, wie das mit einer Geige funktioniert, kann dies für den Preis von ungefähr 2-3 Monaten Leihgebühr zeitlich unbegrenzt tun – kein Problem, wenn man mal einen Monat gar nicht dazu kommt, das Gerät in die Hand zu nehmen. Dabei kann man schon erste Feststellungen treffen, ob einem das Instrument liegen könnte.

Und man kann danach professionelle Geigenspieler danach besser würdigen, weil man eine Ahnung davon hat, wie das Spielen funktioniert.

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