Über Sansibar-Stadt und Stonetown

Stonetown (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Sansibar-Stadt, die Hauptstadt und größte Stadt von Sansibar ist an der Westküste der Insel Unguja. Die florierende Ansiedlung war früher eine Insel innerhalb der Insel, denn sie war durch einen Bach getrennt, der das alte, historische Viertel Stonetown mit seiner Wasserfront vom neueren Ng'ambu teilte, dem Viertel, wo die meisten Arbeiter ihre Häuser bauten und die DDR Ende der 60er Jahren im Stadtteil Michenzani das Stadtbild mit Plattenbauten "verschönerte", die nun inzwischen eher verfallen. Inzwischen wurde auch der Bach zugeschüttet und fungiert als Hauptstraße, die aber trotzdem noch das geschäftige Stonetown von der sogenannten "anderen Seite" trennt. 

In Stonetown offenbart das verwirrende Netzwerk von engen Gassen und Straßen ein scheinbar planloses Durcheinander von verschiedenster Architektur, gemischt inspiriert von Ostafrika, dem Persischen Golf, Indien, Europa und dem Arabischen Raum. Aus Korallengestein wurden viele der Häuser vor 150 Jahren gebaut. Teilweise renoviert und teilweise verfallen, sind die Gebäude in Viertel geteilt und benannt nach den Herkunftsorten ihrer Bauherren wie zum Beispiel Malindi (aus Kenia) oder Hurumzi (Insel im Persischen Golf), während andere einfach ihre Namen durch die dortigen Aktivitäten bekamen wie zum Beispiel Soko Muhogo (Maniok Markt). Verbunden sind die Gebäude durch ein Labyrinth aus engen Gassen, so eng, dass die Bewohner in ihnen von Fenster zu Fenster Geheimnisse flüstern könnten. Dazwischen ragen Kirchentürme in den Himmel, Moscheen, versteckte schattige Gärten sind zu finden und fremde Düfte und Gelächter kommt von den pulsierenden Märkten und Kaffeehäusern.

Verlässt man die engen Gassen und folgt den Duft des Meeres, so findet man schon nach wenigen Metern den Stadtstrand, auf dem immer etwas los ist. Man kann die Schiffe im Hafen beobachten und in einem der Restaurants direkt am Strand dinieren oder auch eine der vielseitigen Restaurants und Bars auf den Dächern der Häuser besuchen, um die Sonne gegen Abend ins Meer plumpsen zu sehen.

Stadtstrand (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Anglikanische Kirche am ehemaligen Sklavenmarkt

Ein Stück der traurigen Geschichte Sansibars erfährt man, wenn man die Anglikanische Kirche in Stonetown besichtigt. Die Kirche wurde am ehemaligen Sklavenmarkt gebaut. Sie wurde 1887 von anglikanischen Missionaren erbaut, die den Platz kauften und freie Sklaven für den Bau verwendeten. Bischof Edward Steere war der Bauherr der Kirche. Er selbst ist hinter dem Altar der Kirche begraben. Interessant sind die Säulen der Kirche, den sie stehen verkehrt herum. Das lag daran, dass der Bischof beim Aufstellen der Säulen auf Reisen war und die Arbeiter nicht genau wussten, wie man Säulen richtig aufstellt. Viele Menschen pilgern in die Kirche, nur um das kleine Holzkreuz zu sehen. Das Holz stammt aus Sambia, von genau dem Baum, unter dem das Herz von David Livingstone begraben liegt.

Vor der Kirche findet man das Denkmal, das von einer belgischen Künstlerin errichtet wurde. Es zeigt fünf Sklaven an einer Kette. Die Kette ist original aus der Zeit des Sklavenmarkts. Menschen, die an Platzangst leiden, sollten es eventuell vermeiden, die Stiegen hinuter zu steigen, um die ehemaligen Sklavenquartiere zu besuchen. In den zwei engen Räumen, in denen ursprünglich kaum Licht war, denn die größeren Löcher als Fenster wurden erst später eingebaut, waren die Sklaven eingepfercht. In einem Raum 35 Frauen mit 25 Kindern, im anderen 50 Männer. Zur Zeiten des Sklavenmarkts kam die Flut noch bis dorthin, deswegen pferchten sich die Sklaven auf die erhöhten Bänke und nutzten den unteren Teil als Toilette, die von der Flut regelmäßig grob ausgespült wurde.

Anglikanische Kirche Stonetown (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Palastmuseum

Ende des 19. Jahrhundert wurde dieses Gebäude als Residenz für den Sultan errichtet. Heute ist es ein Museum, das einen guten Einblick in die Geschichte Sansibars gibt. Man kann die Privaträume des Sultans Beit El-Sahel besuchen, so wie seine offiziellen Räume und natürlich auch mehr über seine bekannte Tochter erfahren. Seyyida Salme, später bekannt als Emily Ruete, war sein 36. und jüngstes Kind, eine schillernde Persönlichkeit. Sie war mit dem deutschen Händler Rudolph Heinrich Ruete verheiratet. Bekannt wurde sie aber in erster Linie wegen ihrer Biographie "Memoiren einer arabischen Prinzessin".

Offizielles Empfangszimmer des Sultans (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

House of Wonders und das Arabische Fort

Das wahrscheinlich bekannteste Gebäude von Stonetown ist das House of Wonders, momentan (2013/14) in Renovierung, ansonsten als Museum offen. Erbaut 1883 von Sultan Sayyid Barghash, dem Nachfolger von Said, war es damals das modernste Gebäude Afrikas. Es verfügte sogar über einen Fahrstuhl. Es liegt zwischen dem Palastmuseum und dem Arabischen Fort. 

Das Arabische Fort ist extrem gut erhalten. Die beeindruckende Burg wurde zwischen 1698 und 1701 errichtet. Sie steht offen und innen findet man ein Theater, mehrere Kunstgalerien und einen kleinen Markt. Zusätzlich gibt es ein Restaurant, das vor allem an den Abenden am Wochenende ein beliebtes Ziel für die Jugend ist, eine Art Disko, wo bekannte DJs von Afrika auflegen.

House of Wonders (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Forodhani Gardens

Direkt vor dem House of Wonders findet jeden Abend ein besonderer Markt statt. Der Foodmarket. Ein muss für jeden Sansibarbesucher. Unzählige Stände bieten die verschiedensten Köstlichkeiten an, die man am besten direkt dort, am Meer sitzend verzehrt. Man kann sich ein gesamtes Menü für wenig Geld zusammen stellen.

Forodhani gardens (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Livingstone Haus und Mercury Haus

Nicht viel zu sehen gibt es beim Livingstone Haus. Das ehemalige britische Konsulat war der Ort, an dem David Livingstones Körper zwei Wochen aufgebahrt wurde, nachdem er an Malaria starb. Im Haus befindet sich aber ein sehr gutes Restaurant.

Schräg gegenüber findet man das Mercury Haus, wo Freddy Mercury den größten Teil seiner Kindheit verbracht hat. Davon zeugen aber nur einige Schautafeln beim Eingang. Im Haus ist eine Kunstgallerie, ansonsten Räume, die dem alten tembohotek gehören.

Livingstone Haus (Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Weitere Sehenswürdigkeiten

Der Darajani Markt ist ein trubelnder Gewürz-, Gemüse-, Obst- und Fischmarkt und ist sicherlich einen besuch wert. Spaziert man durch Stonetown, so entdeckt man schnell, dass sich in den engen Gassen ein großes Basar befinden mit vielen tollen Geschäften. Ein Tipp: Gewürze sind günstiger am Darajani Markt! Beliebt ist ein Besuch der St. Joseph Kathedrale, wo man auch einen Gottesdienst beiwohnen kann. Die Kathedrale ist deswegen so bemerkenswert, weil sie in vielen bunten Farben, zum Beispiel mit rosa Säulen, gebaut wurde, was sehr ungewöhnlich aussieht. Der Hafen ist auch sehenswert. Dort kann man in einem Museum auch lernen, wie die traditionellen Holzboote, die Dhaus, gebaut werden.

Zusätzlich ist es beliebt, Ausflüge in die Umgebung zu buchen. In Stonetown findet man an fast jeder Ecke ein Büro, wo man Gewürztouren, Touren zu den nahegelegenen Inseln, Delphinschwimmen, Schnorcheln, einen Besuch zur Gefängnisinsel mit der Schildkrötenkolonie und vieles mehr buchen kann.

Ausgehen in Stonetown

Stonetown hat ein tolles Nachtleben. Neben der Disko im Fort hat 2013 ein toller, wirklich einzigartiger Club aufgemacht. Direkt vom Strand fährt ein kleines Boot regelmäßig zu "Dreamer's Island", einer sehr originellen Bar auf einem Boot, wo immer etwas los ist. 

Ansonsten findet man, wenn man nicht bei Forodhani Gardens essen möchte, eine Fülle an kleinen Restaurants mit indischer, arabischer, europäischer und sansibari Küche. Viele Restaurants bieten keinen Alkohol an, aber Bars gibt es trotzdem genug. Toll sind natürlich auch die zahlreichen Bars auf den Dächern der Häuser, denn da kann man gleichzeitig viel beobachten, während man einen Cocktail schlürft. 

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