Ein Schiff wird kommen!

Nach einem hübschen Einführungsvideo findet man sich rund vier Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückversetzt. Als Befehlshaber über ein kleines Handelsschiff, das lediglich mit einigen wenigen Rohstoffen ausgestattet ist, muss man aus einer Fülle vorhandener Inseln eine davon zum Stützpunkt erklären und ein Kontor bauen, um die Waren des Schiffes ausladen zu können.

Steuerzahler sind Goldes wert

Und nun beginnt der fordernde und zugleich süchtig machende Teil des Spieles: Um Geld zu verdienen, muss man Steuerzahler anlocken. Deshalb baut man den künftigen Untertanen primitive Holzhütten. Zunächst verlangen die neuen Bürger nach Nahrung, die durch Fischer- bzw. Jagdhütten oder später Rinderfarmen samt Schlachterei gewonnen werden kann.

Doch schon rasch gelüstet es die Einwohner der ersten Stadt nach mehr. Sie verlangen nach Stoffen, die aus Schafwolle hergestellt werden, sowie Gewürzen von entsprechenden Farmen. Die Erfüllung der Bewohnerwünsche ist oberste Priorität, um eine allmählich wachsende und blühende Metropole zu schaffen. Je mehr Einwohner sich in der Stadt tummeln, desto mehr Steuererlöse können erzielt werden. Dabei kann auch der Steuersatz eingestellt werden. Sind die Steuern allerdings zu hoch, ist Unzufriedenheit die Folge und die Bewohner wandern ab.

Der Schwarze Tod, Feuersbrünste und Piraten

Zudem erschweren diverse Katastrophen die Aufgaben des Hobby-Strategen. Zwar können Feuerwehren, Ärzte oder mächtige Kriegsschiffe der Gefahren Herr werden. Doch der Preis dafür ist hoch: Sämtliche Betriebe, Schiffe oder Soldaten verschlingen laufenden Unterhalt. Übersteigen die Ausgaben die Einnahmen, droht rasch der Bankrott. Deshalb sind bedächtiger Aufbau, Geschick beim Verhandeln und vor allem weise Diplomatie gefragt. Selbst mit den je nach Schwierigkeitsstufe oft oder selten auftauchenden Piraten kann Handel getrieben werden. Allerdings sollte man sich bei den finsteren Gesellen nie auf deren Wort verlassen …

3 Computergegner dienen dabei als Handelspartner, die nicht nur ständig Waren nachfragen, sondern möglicherweise auch dringend benötigte Güter günstig verkaufen. So genannte "Fliegende Händler" erweisen sich vor allem in der Anfangsphase oftmals als Retter in der Not, die sich ihre Dienste jedoch teuer bezahlen lassen.

Handel wichtiger als Krieg

Ungewöhnlich für ein Aufbauspiel: Das Hauptaugenmerk liegt auf friedlichem Handel und Kooperation. Zwar kann der Spieler eine beachtliche Schiffsflotte aufbauen und ganze Armeen aus dem Boden stampfen. Doch verschlingen diese enorm viel Geld und Ressourcen. Damit nicht genug, verschlechtert ein Angriff auf einen Kontrahenten das Ansehen bei den anderen Computergegnern. Lediglich die angriffslustigen Piraten können nur mit militärischen Mitteln in Schach gehalten werden, falls man nicht unentwegt Schutzgeld bezahlen und sich erpressen lassen möchte.

Bestechend an "Anno 1602" sind die komplexen wirtschaftlichen Zusammenhänge, die dem Spiel – nicht nur auf Grund der begehrten Gewürze – die richtige Würze geben. Selbst wenn man noch nie ein derartiges Spiel gezockt hat, begreift man diese Zusammenhänge rasch und verbessert sich automatisch von Spiel zu Spiel. Hat man den Bogen erst einmal heraus, kann man binnen weniger Stunden ein gewaltiges Imperium erschaffen, das auch etwaigen Dürren oder Piratenangriffen trotzen kann.

Reif für die Insel?

"Anno 1602" richtet sich an keine bestimmte Altersgruppe oder setzt irgendwelche Kenntnisse voraus. Wer eine Computermaus bedienen kann, wird sich innerhalb kürzester Zeit in "Sunflowers" erstem Hit zurechtfinden.

Die weiteren Teile der "Anno"-Reihe, wie "Anno 1503" oder "Anno 1404", befriedigen selbst anspruchsvollste Strategiewünsche. Naturgemäß wuchsen der Hardwarehunger und die Größe der Installationsdateien mit jedem Teil. Doch das geniale Grundkonzept blieb bei jedem Teil dasselbe. Wohl einer der Gründe dafür, weshalb Millionen "Anno"-Fans jede neue Fortsetzung sehnsüchtig erwarten.

Nikakoi, am 29.04.2014
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