Nabelschnur für Sylt: der Hindenburgdamm

Der Hindenburgdamm ist seit 1927 die Nabelschnur der Insel Sylt. Er trägt eine Eisenbahnstrecke und verbindet die Insel mit dem nordfriesischen Festland von Schleswig-Holstein und ist ein Teil der Marschbahn von Hamburg-Altona nach Westerland auf Sylt. Der Damm ist 11,3 Kilometer lang. Heute verlaufen nach den Landgewinnungs- und Eindeichungsmaßnahmen im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog und im Rickelsbüller Koog nur noch 8,1 Kilometer durch das Wattenmeer.

Über den seit 1972 zweigleisig ausgebauten Hindenburgdamm verkehren heute stündlich Nahverkehrszüge zwischen Hamburg-Altona und Westerland sowie einige Intercityzüge täglich. Der wichtigste Verkehr sind die Autozüge zwischen Niebüll und Westerland. Dieser Verkehr ist in den letzten 70 Jahren stetig angewachsen. Und war für die Deutsche Bundesbahn bzw. Deutsche Bahn AG so etwas wie eine "Lizenz zum Geld drucken".

Mit dem inzwischen möglichen Wettbewerb auf der Schiene sahen auch Konkurrenten der Deutschen Bahn ihre Chance, auf dieser profitablen Strecke mitmischen zu können. Und die Deutsche Bahn versuchte einiges, um sich der Konkurrenz zu erwehren. So ist ein Streit um die Vorherrschaft auf dem Hindenburgdamm entbrannt.

Eine der ärgerlichsten Maßnahmen in diesem Gefecht war und ist der "Sylt Shuttle Plus" der Deutschen Bahn. Ein Triebwagen mit diesem Titel ist ein Teil des Fernverkehrs der Deutschen Bahn. Er verkehrt zwischen Bredstedt und Westerland. Dabei wird er in Niebüll an einen Autozug angehängt. Das Vehikel ist allerdings ein Geisterzug. Denn die Fahrzeit ist länger als mit der Regionalbahn und der Fahrpreis des Fernverkehrs ist höher als der des Regionalverkehrs. So ist die Zahl der Fahrgäste zu vernachlässigen. Dafür war und ist das Manöver nicht frei von Nebenwirkungen. Die Fahrpläne zwischen Westerland und Niebüll geraten aus den Fugen, die Rangierfahrten in Niebüll sorgen für ewig geschlossene Schranken.

Harald Rossa (Bild: RDC-Autozug)

RDC – nun fährt die Konkurrenz

Die RDC Deutschland GmbH ist ein Tochterunternehmen der Railroad Development Corporation (RDC) mit Sitz in Pittsburgh/USA. Dieses Eisenbahnverkehrsunternehmen bewarb sich erfolgreich um Streckenrechte auf der Relation Niebüll – Westerland. Schon Ende 2015 sollte der Verkehr über den Hindenburgdamm starten. Doch da gab es noch viele Hindernisse. Zulassungen der Fahrzeuge ließen auf sich warten und viele andere Problemchen ließen einen nach dem anderen angekündigten Termin für die Aufnahme des Verkehrs zu Makulatur werden. Doch am 18. Oktober 2016 rollte endlich der erste Zug von RDC. Verbunden mit der Hoffnung der Insulaner, das nun die Preise für den Autotransport über den Hindenburgdamm sinken.

Derzeit verkehren, wegen Bauarbeiten an der Strecke auf der Insel Sylt, nur zwei Zugpaare von RDC pro Tag. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 sind dann täglich sieben Verbindungen in jeder Richtung geplant.

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